Existenz der Bäckereien im Saarland massiv bedroht: Folgen jetzt weitere Insolvenzen?

Rückgänge bei den Umsätzen, gestiegene Energiekosten und höhere Rohstoffpreise: Viele Bäckereien im Saarland kämpfen derzeit um ihre Existenz. Erste Insolvenzen größerer Betriebe sind bereits angemeldet worden. Weitere könnten folgen.
Die Bäckereien im Saarland haben aktuell massiv mit gestiegenen Kosten und rückläufigen Umsätzen zu kämpfen. Symbolfoto: Swen Pförtner/dpa-Bildfunk
Die Bäckereien im Saarland haben aktuell massiv mit gestiegenen Kosten und rückläufigen Umsätzen zu kämpfen. Symbolfoto: Swen Pförtner/dpa-Bildfunk

Mehrere Insolvenzen von Bäckereien im Saarland

Für viele Menschen war es am gestrigen Mittwoch (11. Oktober 2023) ein wahrer Paukenschlag, als bekannt wurde, dass die Traditionsbäckerei „Biebelhausener Mühle“ beim Amtsgericht in Trier einen Insolvenzantrag gestellt hatte. Rund 60 Filialen im Saarland, Rheinland-Pfalz und Luxemburg und damit rund 550 Beschäftigte sind betroffen. Die Insolvenz der „Biebelhausener Mühle“ war nicht die einzige Nachricht dieser Art in den vergangenen Wochen. Erst im September hatte die Saarbrücker Traditionsbäckerei Heil Insolvenz anmelden müssen: „Weitere Saar-Traditionsbäckerei meldet Insolvenz an“. Zuvor hatte bereits die bekannte Saarbrücker Konditorei Café Schubert ihre vorläufige Insolvenz bekannt gegeben: „Warum die Konditorei Schubert Insolvenz anmelden muss – und wie es weitergeht“.

Lage für Saar-Bäckereien existenzbedrohend

Auf den ersten Blick scheinen die Insolvenzanträge der genannten Unternehmen überraschend. Schließlich handelt es sich um drei Betriebe, die seit vielen Jahrzehnten hervorragende Qualität liefern und sich dadurch großer Beliebtheit bei den Kund:innen erfreuen. Schaut man sich die aktuellen Marktbedingungen für Bäckereien an, kommen die Pleiten allerdings nicht gerade aus heiterem Himmel.

Erhöhter Druck durch steigende Kosten und rückläufige Umsätze

So haben die Bäckerei-Betriebe seit dem Krieg in der Ukraine mit stark gestiegenen Energiepreisen zu kämpfen. Die Bäckerei Heil hatte beispielsweise angegeben, dass sich ihre Energiekosten durch den Krieg verdreifacht haben. Doch nicht nur die Energie ist teurer geworden. Auch der Einkaufspreis für die Rohstoffe und Zutaten ist massiv in die Höhe geschnellt. Dass der Kostendruck für die Betriebe ausgerechnet nach der Corona-Krise wächst, spielt den Unternehmen auch alles andere als in die Karten. Schließlich waren die finanziellen Polster der Bäckereien schon durch Corona angegriffen.

Den stark gestiegenen Kosten für die Produktion der Backwaren stehen rückläufige Umsätze entgegen. Schon seit mehreren Jahren greifen immer mehr Verbraucher:innen zur günstigeren Discounter-Backware. Durch die hohe Inflation hat sich dieser Trend noch verstärkt. Viele Kund:innen können sich die Qualität richtigen Bäckereihandwerks nicht mehr leisten. Für die Bäckereien gleicht jede Preiserhöhung damit einem gefährlichen Tanz auf der Rasierklinge. Gibt man die gestiegenen Kosten an die Käufer:innen weiter, so könnten auch die sich umorientieren.

Saarländischen Bäckerinnung blickt mit Sorge auf die Zukunft der Bäckerei-Betriebe

Aufgrund der aktuellen Lage blickt die saarländische Bäckerinnung mit großer Sorge auf die Zukunft der Bäckerei-Betriebe im Saarland. In einem Interview mit dem „SR“ forderte Landesinnungsmeister Hans-Jörg Kleinbauer vor rund drei Wochen Sofortmaßnahmen seitens der Politik. Man dürfe nicht erst dann handeln, wenn es zu spät ist. Von den insgesamt rund 160 Bäckereien im Saarland heizten laut Bäckerinnung rund 70 Prozent ihre Öfen mit Gas. Bei den 115 Betrieben, die Mitglied in der saarländischen Bäckerinnung sind, seien die Umsätze im Schnitt zwischen 10 und 15 Prozent zurückgegangen. Wenn diese Lage sich nicht ändert, drohen weitere Insolvenzen von Bäckereien im Saarland.

Verwendete Quellen:
– eigene Recherche
– eigene Berichte
– Bericht des „SR“