Gemischte Gefühle: So verlief der Start des „Saarland-Modells“ am Dienstag

Ein Öffnungsmodell, das zur "Unzeit" kommt? Das sagen zumindest Kritiker:innen, die vor den Folgen der dritten Corona-Welle warnen. Tobias Hans hingegen verteidigt die Lockerungen im Saarland. Derweil gab es am Dienstag (6. April 2021) einen im wahrsten Sinne des Wortes verhagelten Auftakt des "Saarland-Modells" zu erleben.
Geöffnet ist im Saarland mittlerweile unter anderem wieder die Außengastronomie. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk
Geöffnet ist im Saarland mittlerweile unter anderem wieder die Außengastronomie. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk
Geöffnet ist im Saarland mittlerweile unter anderem wieder die Außengastronomie. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk
Geöffnet ist im Saarland mittlerweile unter anderem wieder die Außengastronomie. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk

Gemischte Gefühle zum Auftakt des „Saarland-Modells“

Am gestrigen Dienstag ging das „Saarland-Modell“ an den Start. Das Wetter wollte so gar nicht mitspielen. Und auch bei den Menschen löste das teils heftig umstrittene Corona-Modellprojekt gemischte Gefühle aus.

Zum einen haben sich viele Saarländer:innen gefreut. Am Öffnungstag waren die Testzentren gut besucht. Die Café-Terrassen wohl nur wetterbedingt eher weniger. Doch die Verunsicherung ist bei vielen Menschen vorhanden. Die Wirtin einer Saarbrücker Traditionskneipe sprach etwa von einem „Damoklesschwert“, das über den Gastwirt:innen schwebe.

Wie der Hotel- und Gaststättenverband in der Region per Umfrage ermittelt hat, wollen knapp 60 Prozent der Mitglieder mit einer Öffnung noch warten: Weil es sich wirtschaftlich nicht lohne oder aus organisatorischen Gründen, hieß es. Auch in den Kultureinrichtungen ist die Lage durchwachsen. Während Theaterkarten schon am Dienstagvormittag vergriffen sind, bleiben Kinos teilweise geschlossen. In den Fitnessstudios herrschte am Dienstag vielerorts Erleichterung und Vorfreude aufs Training.

Rufe nach sofortigem Lockdown

Während das Saarland wieder öffnet, werden in Berlin die Rufe nach einem sofortigen Lockdown lauter. Die Inzidenzwerte steigen, Wissenschaftler:innen warnen vor überlasteten Krankenhäusern und anderen Folgen der dritten Pandemiewelle. Tobias Hans (CDU) bekommt heftigen Gegenwind – auch aus der eigenen Partei.

Erst kürzlich machte Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Talk-Sendung „Anne Will“ deutlich, dass sie Öffnungen zu diesem Zeitpunkt für den falschen Weg hält. Am Ostermontag forderte dann der zunächst ebenfalls von der Kanzlerin gerügte CDU-Chef Armin Laschet einen „Brücken-Lockdown“, der so schnell wie möglich greifen müsse.

Indes äußerte sich der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach am Dienstag besorgt über das Vorgehen im kleinsten Flächenland. Lockerungen seien in der verschärften Pandemie-Situation ein falsches Signal, nötig sei vielmehr ein „harter Lockdown“ mit mehr staatlichen Beschränkungen, sagte er im RTL/ntv-„Frühstart“.

Wie geht es weiter?

Die Öffnungen sind nach dem Beschluss der Regierung erst einmal nur bis zum 18. April angesetzt und in dieser Form nur erlaubt, solange die Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 100 liegt. Steigt die Inzidenz an drei Tagen über 100, greift ein Ampelsystem – mit einer dann ausgeweiteten Testpflicht (gelb) unter anderem für den Einzelhandel. Wenn eine Überlastung des Gesundheitswesens droht, soll die Notbremse (rot) gezogen werden: Die Öffnungen werden kassiert, es folgt ein Lockdown. Wann und wie genau, ist unklar. Es gebe für das Greifen der Notbremse keine festen Obergrenzen, man analysiere die Lage täglich, heißt es aus der Staatskanzlei. Am Dienstagabend lag der Inzidenzwert im Saarland bei 77,8.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– eigene Berichte