Inoffizielles Millionen-Konto, Essen in Spitzengastro und mehr: Handwerkskammer und Kunsthochschule Saar im Visier des Rechnungshofs

Der saarländische Rechnungshof hat in seinem Jahresbericht nicht nur die Regierung kritisiert. Bei der Handwerkskammer bemängelte er die Haushaltsführung, bei der Kunsthochschule entdeckten die Prüfer:innen ein inoffizielles Millionen-Konto.
Links zu sehen: das Hauptgebäude der HBK in Saarbrücken. Rechts: die Handwerkskammer des Saarlandes. Fotos: (links) Wikimedia Commons/AnRo0002/CC0-Lizenz/Bild zugeschnitten | (rechts)
Links zu sehen: das Hauptgebäude der HBK in Saarbrücken. Rechts: die Handwerkskammer des Saarlandes. Fotos: (links) Wikimedia Commons/AnRo0002/CC0-Lizenz/Bild zugeschnitten | (rechts)

Handwerkskammer und Kunsthochschule im Visier des Rechnungshofes

Das Urteil des Landesrechnungshofes zur Haushaltsführung der Handwerkskammer des Saarlandes war eindeutig: Die Kammer habe „gegen fundamentale Grundsätze des Haushalts- und Satzungsrechts verstoßen“, so die Präsidentin des Rechnungshofes (LRH), Annette Groh, am Donnerstag bei der Vorstellung des Jahresberichts 2021 in Saarbrücken. Darin kritisiert der LRH unter anderem Bewirtungen in der Sterne- und Spitzengastronomie, private Dienstwagennutzungen und zu hohe Gehälter für Hauptgeschäftsführer und Stellvertreter. Kritik übt der Rechnungshof auch an der Hochschule für Bildende Künste und an der Landesregierung.

Auch die Haushaltspläne der Handwerkskammer seien nicht ordnungsgemäß gewesen, monierte Groh. „Einnahmen aus Beiträgen wurden tendenziell zu niedrig, Personal- und Sachausgaben systematisch zu hoch ausgewiesen.“ Investitionsausgaben seien zu hoch veranschlagt worden. Laut Groh führte das zu vermeintlichen Haushaltsdefiziten und begünstigten Entscheidungen der Kammerorgane für höhere Beiträge.

Bei der Hochschule für Bildende Künste entdeckte der Rechnungshof ein Konto mit 19 Unterkonten, die außerhalb des regulären Haushaltes und der Rechtsaufsicht des Landes geführt worden seien. „Auf ihnen wurden öffentliche und private Drittmittel eingenommen und bewirtschaftet“, sagte Groh. Zwischen 2006 und 2020 seien Zahlungen von über einer Million Euro eingegangen. Offenbar seien auch Barvorlagen in sechsstelliger Höhe erstattet worden. Originalbelege habe es jedoch nur in geringem Umfang gegeben, die Unterlagen seien daher nicht prüffähig. Deshalb habe man die Rechtsaufsicht informiert.

Strafanzeigen, Hausdurchsuchungen und Ermittlungen

In diesem sowie dem Fall der Handwerkskammer hatten die Hinweise des Rechnungshofes bereits zu Konsequenzen geführt. Nach Strafanzeigen des Wirtschafts- beziehungsweise Kultusministeriums hatte es in den vergangenen Tagen Hausdurchsuchungen bei Kammer und Hochschule gegeben. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ermittelt gegen den Präsidenten der Handwerkskammer und den früheren Hauptgeschäftsführer wegen des Verdachts der Untreue im Zeitraum von 2017 bis 2020.

Der Rechnungshof kritisiert auch die Verwendung sogenannter Kompensationsmittel an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Sie habe als Ersatz für entfallene Studiengebühren von 2010 bis 2019 vom Land insgesamt 18,75 Millionen Euro erhalten – gedacht für die „Verbesserung der Qualität von Studium und Lehre“. Letztlich seien von dem Geld unter anderem Hängematten, Liegesäcke, eine Küche für die Fachschaft oder ein E-Piano gekauft worden.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– Verwendetes Foto (links): Wikimedia Commons/AnRo0002/CC0-Lizenz/Bild zugeschnitten