Jeder Sechste hält Ohrfeigen gegen Kinder für angebracht
Liebesentzug, ein Klaps auf den Po, eine Ohrfeige ins Gesicht: Viele halten das in der Erziehung von Kindern für angebracht. Das geht aus einer aktuellen Studie anlässlich des heutigen Internationalen Tages der Kinderrechte hervor.
Ohrfeige gegen Kinder für jeden Sechsten okay
Demnach sei etwa jeder Zweite der Auffassung, dass ein Klaps auf den Hintern noch keinem Kind geschadet habe. Jeder Sechste hält es sogar für angebracht, ein Kind zu ohrfeigen.
Männer und Ältere stimmen Gewalt eher zu
Dabei gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den Altersgruppen. Während Männer dem Klaps zu 57,8 Prozent zustimmen, sind es bei Frauen 47,1 Prozent. Ihn lehnen 55,4 Prozent der Befragten unter 31 Jahren ab, während 34,7 Prozent der Über-60-Jährigen ihn angemessen finden.
Bund: Psychische Gewalt wird unterschätzt
Insbesondere das Ausmaß und die negativen Folgen psychischer Gewalt gegen Kinder werden bis heute unterschätzt, so der saarländische Landesverband des Deutschen Kinderschutzbundes. „Vielen Menschen ist nach wie vor nicht bewusst, dass auch Strafen wie Nicht-Achtung, Liebesentzug oder auch Herabsetzung von Kindern Formen der Gewalt sind“, so Stefan Behr, Erster Vorsitzender. Es bestehe noch viel Aufklärungsbedarf für einen gesamtgesellschaftlichen Bewusstseinswandel.
Zahlen stagnieren seit Jahren
Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil der Menschen, die Gewalt gegen Kinder anwenden oder sie als angebracht ansehen, zwar gesunken. Doch seit 2016 stagnieren die Zahlen. Für den Kinderschutzbund „inakzeptabel“.
Wer Gewalt erfahren hat, neigt in Erziehung selbst dazu
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Wer selbst Gewalt erfahren hat, akzeptiert sie eher in der Erziehung. Sind Befragte selbst mit Gewalt groß geworden, so ist die Wahrscheinlichkeit, einen Klaps für angebracht zu finden, 16 Mal so hoch wie bei Menschen mit gewaltfreier Erziehung.
Verwendete Quellen:
– Mitteilung des saarländischen Landesverbands des Deutschen Kinderschutzbundes, 20.11.2020
– Studie (PDF)