Kollaps bei den Kinder-Notdiensten im Saarland: was tun?

Die drei Bereitschaftsdienst-Praxen in Neunkirchen, Saarlouis und Saarbrücken kommen an ihre Belastungsgrenze.
Für kranke Kinder ist der Notdienst nicht immer die richtige Anlaufstelle. Ein Experte klärt auf. Foto: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul
Für kranke Kinder ist der Notdienst nicht immer die richtige Anlaufstelle. Ein Experte klärt auf. Foto: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul
Für kranke Kinder ist der Notdienst nicht immer die richtige Anlaufstelle. Ein Experte klärt auf. Foto: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul
Für kranke Kinder ist der Notdienst nicht immer die richtige Anlaufstelle. Ein Experte klärt auf. Foto: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul

Belastungsgrenze erreicht
Die drei Bereitschaftsdienst-Praxen in der Marienhausklinik St. Josef Kohlhof in Neunkirchen, im Klinikum Saarbrücken und im Marienhausklinikum Saarlouis platzen derzeit wegen einer Erkältungswelle an den Wochenenden aus allen Nähten.

„Das sind Notfall-Dienste, und Eltern sollten diese mit ihren Kindern auch wirklich nur im Notfall aufsuchen“, appelliert Dr. Karl Stiller, Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte an die Eltern. In den drei Notdienst-Zentralen, von denen jede in der Regel am Wochenende um die 60 kleine Patienten am Tag behandele, seien am vergangenen Wochenende zwischen acht und 20 Uhr teilweise bis zu 150 Kranke gezählt worden.

„Das sind mehr als zehn Patienten pro Stunde. Das Personal kommt an seine Belastungsgrenze“, sagt Stiller. Zumal die niedergelassenen Kinderärzte aktuell selbst mit krankheitsbedingten Ausfällen zu kämpfen hätten.

Wann sollte man zum Notdienst?
„Es ist auch aus Eigenschutz sinnvoll, die Notdienste für Kinder nur dann aufzusuchen, wenn wirklich ein Notfall vorliegt, und die Kinder ansonsten besser montags in der Kinderarztpraxis untersuchen zu lassen“, erklärt Stiller. Denn die Gefahr, sich mit anderen Erregern bei einer unter Umständen mehrstündigen Wartezeit in einer überfüllten Ambulanz anzustecken, sei extrem hoch.

Bei diesen Warnzeichen sollte man in die Ambulanz:

Zu schnelles Atmen (Säuglinge anhaltend mehr als 50 Atemzüge pro Minute, Kleinkinder mehr als 40 pro Minute)

Angestrengte Atmung mit Einziehungen der Brustwand beim Einatmen

– Ein Säugling kann nicht mehr an der Brust oder der Flasche trinken, weil er (oder sie) zu häufig atmen muss

Teilnahmsloses Kind, reagiert nicht auf sein Umfeld oder lässt sich nur schwer oder nur kurze Zeit aufwecken

Unruhiges Kind, lässt sich überhaupt nicht mehr beruhigen

Hautfarbe gräulich, blass, fleckig („marmoriert“), blau-dunkel um die Lippen

Anhaltende Temperatur über 40 Grad bei einem Kind, das durch das Fieber beeinträchtigt ist und das nicht ausreichend trinken kann (trockener Mund, weniger oder keine Urinausscheidung in den letzten Stunden)

Bräunliche Flecken oder neu aufgetretene rötliche auf der Haut, die bei Druck von außen mit einem Trinkglas nicht verschwinden

– Deutliche Verschlechterung des Zustandes und erneutes Auffiebern drei bis zehn Tage nach Symptombeginn

Was kann man sonst noch tun?
In diesem Zusammenhang appelliert der Mediziner auch an Eltern, Kindern während und nach einer Erkrankung genug Ruhe zu gönnen. „Je nach Infekt braucht das Kind einfach eine längere Auszeit.“ Bettruhe sei eben häufig immer noch die beste Medizin.

Mit Verwendung von SZ-Material (Christine Kloth).