Entscheidung über Ford Saarlouis steht bevor: Die Info-Übersicht zum heutigen Schicksalstag

Das Zeitalter der Autos mit Verbrennungsmotoren neigt sich allmählich seinem Ende entgegen. Im Saarlouiser Ford-Werk zum Beispiel ist die Pkw-Produktion bisher nur bis 2025 gesichert. Und danach? Elektroinvestitionen würden helfen. Aber ist Ford dazu bereit?
Wie es mit Ford Saarlouis weitergeht, wird heute entschieden. Foto: picture alliance/dpa/AP | Gerry Broome
Wie es mit Ford Saarlouis weitergeht, wird heute entschieden. Foto: picture alliance/dpa/AP | Gerry Broome

Entscheidung um Zukunft von Saarlouiser Ford-Werk

Die 4.600 Mitarbeiter:innen des Ford-Werks in Saarlouis rechnen am heutigen Mittwoch (22. Juni 2022) mit einer Entscheidung, ob künftig Elektroautos in der saarländischen Stadt oder im spanischen Valencia produziert werden. Auch rund 1.300 Beschäftigte im benachbarten Zuliefererpark wären davon betroffen. Sollte die Entscheidung gegen Saarlouis ausfallen, stünde das Werk vor einer ungewissen Zukunft.

Betriebsversammlung am Nachmittag

Unter dem Titel „Zukunft unseres Standortes / Status des Bieterverfahrens“ hat der Betriebsrat (12.15 Uhr) zu einer nicht-öffentlichen Betriebsversammlung eingeladen. Dazu wird auch ein Bericht der Geschäftsleitung erwartet. „Wir bereiten uns zurzeit auf verschiedene Szenarien vor“, hieß es im Betriebsrat. Von daher sei die Dauer der Versammlung – je nach Ausgang – nicht abzusehen. Die Beschäftigten wurden dazu aufgerufen, „ein entsprechendes unbegrenztes Zeitfenster, auch nach 14 Uhr, für diesen Tag einzuplanen“. Je nach Ergebnis für den Standort sei auch eine Fortführung der Betriebsversammlung am Donnerstagmorgen möglich.

Die Ungewissheit, welcher Standort den Zuschlag bekommen soll, zehrt nach Angaben des Betriebsrates seit Monaten an den Nerven und der Gesundheit der Kolleg:innen. „Viele sind in großer Angst um ihren Arbeitsplatz“, sagte Betriebsratschef Markus Thal.

Rehlinger zu Besuch in USA

Ford ist einer der größten Arbeitgeber im Saarland. Im Kampf um die Arbeitsplätze waren kürzlich Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und Wirtschaftsminister Jürgen Barke (beide SPD) zu Ford nach Dearborn in die USA geflogen. Im Anschluss daran kam in der vergangenen Woche ein von Europa-Chef Stuart Rowley benanntes vierköpfiges Führungsteam zu weiteren Gesprächen ins Saarland. Über die Zwischenstände hatten beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Nach Einschätzung des Autoexperten Stefan Bratzel stehen die Chancen für den Standort Valencia besser. Demgegenüber zeigte sich Barke zuversichtlich, dass der Standort an der Saar nicht geschlossen werden muss. „Im Moment bin ich optimistisch, dass wir, wenn in einem transparenten, fairen Verfahren entschieden wird, gute Chancen haben, einen Zuschlag zu bekommen“, sagte er vor einigen Tagen. Soweit er die Zahlen kenne und interpretiere, habe Saarlouis einen Vorteil.

Die Sache mit der Elektromobilität

Ford ist im Umbruch. Im Zeitalter der Elektromobilität hinkte der US-Autobauer zunächst Wettbewerbern hinterher und schien die Zeichen der Zeit zu verschlafen. Inzwischen investiert Ford aber kräftig in die Elektromobilität, um auch in Zukunft im Wettbewerb bestehen zu können. In den Plänen der Amerikaner spielt die Kölner Europazentrale eine große Rolle, insgesamt 2 Milliarden US-Dollar will der Konzern dort in den kommenden Jahren investieren und Elektroautos produzieren. In Köln hat Ford rund 15.000 Beschäftigte und damit mehr als dreimal so viel wie in Saarlouis.

In Köln basieren die Autos auf der Elektroplattform von Volkswagen. In Valencia oder in Saarlouis will Ford nun eine eigene Plattform installieren, um auf deren Basis weitere Elektromodelle zu bauen. Es ist eine wegweisende Investition, die einen Großteil der Jobs auch nach dem Ende der Verbrenner-Produktion sichern würde.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur