Lauterbach appelliert zu mehr Rücksicht im Corona-Herbst – Länder sollen Maßnahmen ergreifen

Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat angesichts steigender Corona-Zahlen zur Vorsicht aufgerufen. Er appelliert zudem an die Länder, mehr Masken-Vorgaben durchzusetzen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach appelliert zu mehr Vorsicht angesichts der aktuellen Corona-Lage. Foto: Michael Kappeler/dpa-Bildfunk
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach appelliert zu mehr Vorsicht angesichts der aktuellen Corona-Lage. Foto: Michael Kappeler/dpa-Bildfunk

„Wir haben es selbst in der Hand, ob diese große Krise noch einmal die Bedeutung bekommt, die sie gehabt hat“, erklärte Karl Lauterbach am Freitag (14. Oktober 2022) in Berlin. Die Bundesregierung startet eine Corona-Kampagne unter dem Motto „Ich schütze mich“. Sie wirbt damit für mehr Impfungen und gegenseitige Rücksichtnahme.

Herbstwelle habe begonnen und laufe in keine gute Richtung

Die zuletzt stark gestiegenen Infektionszahlen führten laut Robert Koch-Institut (RKI) auch in Pflegeheimen und medizinischen Einrichtungen wieder zu mehr Corona-Ausbrüchen. Die Herbstwelle habe erwartungsgemäß begonnen, so Lauterbach. „Die Richtung, in die wir unterwegs sind, ist keine gute„, meint der Bundesgesundheitsminister mit Blick auf die Zahlen.

Saarland aktuell mit höchster Inzidenz

Laut RKI liegt die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz nun bei 760,1. Am Vortag waren es noch 793,8 gemeldete Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen, vor einer Woche 577,5. Das Saarland führt das Infektionsranking dabei mit 1461,5 deutlich an. In Hamburg dagegen liegt die Inzidenz nur bei 281,1.

Hohe Dunkelziffer vermutet

Expert:innen vermuten jedoch, dass viele Fälle derzeit nicht erfasst werden, weil Infizierte keine PCR-Tests machen. Sie umgehen so die Statistik. Darüber hinaus könnten Nachmeldungen und Übermittlungsprobleme zu Verzerrungen von Tageswerten führen. Auch Lauterbach sprach von einer „erheblichen Dunkelziffer„. Die Gesamtzahl der täglichen Neuinfektionen sei wohl drei bis viermal so hoch wie angegeben.

Kampagne zeigt 84 „echte Personen“ und ihre Schicksale

Angesichts dieser Entwicklungen soll die neue Corona-Kampagne nicht nur für Impfungen, sondern auch für Rücksicht und Masken werben. Es gehe dabei aber um Zusammenhalt in der Gemeinschaft – nicht um Angst. Ab Samstag zeigt die Kampagne nun täglich je eine von 84 „echten Personen“, die von ihrem Schicksal und Gründen berichtet, sich zu schützen. Dabei geht es etwa auch um Long Covid.

In allen Medien seien Veröffentlichungen geplant. Die Kosten lägen bei 32,7 Millionen Euro – etwa 40 Cent pro Bundesbürger:in. „Das ist ein Lagerfeuer der Vernünftigen, wo wir bei schlechterem Wetter und Kälte zusammenkommen“, erklärte Lauterbach.

Länder sollen bei kritischer Lage Maskenpflichten einführen

Der Minister betonte, dass dank fortentwickelter Impfstoffe, Medikamenten und genaueren Daten nun Instrumente für eine Kontrolle der Pandemie im Herbst und Winter vorhanden seien. Er appellierte an die Länder, bei kritischer Lage Maskenpflichten in Innenräumen zu verhängen. Dies sei rechtlich möglich.

Besonders München und Bayern derzeit in der Verantwortung

Je früher man in der Pandemie auf die Bremse trete, desto besser. „Daher wäre es sinnvoll, mit geringen Einschränkungen jetzt zu arbeiten, als mit sehr drastischen Einschränkungen spät zu reagieren“, so der Bundesgesundheitsminister. Lauterbach sieht dabei München und Bayern angesichts der kritischen Lage nach dem Oktoberfest besonders in der Verpflichtung, über Maßnahmen zu beraten.

Kritik an der Diskussion um Corona-Tote

In der Diskussion um Tote im Zusammenhang mit Corona-Infektionen sieht der Minister eine fragwürdige „Verharmlosung“. Es werde teils falsch bewertet, ob jemand „mit“ oder „an“ Corona gestorben sei. „Wenn ich mit Corona sterbe, kann es trotzdem so sein, dass ich ohne die Corona-Infektion nicht gestorben wäre“, erläuterte er. „Das kriegen viele nicht auseinander. Die denken dann, mit Corona gestorben bedeutet, der wäre sowieso gestorben.“

Laut RKI nehmen auch andere akute Atemwegserkrankungen in diesem Herbst wieder deutlich zu.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur