Lehrer:innenverbände kritisieren neue Quarantäne-Regeln im Saarland

Mehrere Verbände haben die geplanten Quarantäne-Regeln der Saar-Regierung kritisiert.
Nach einem Corona-Fall müssen im Saarland künftig nicht mehr alle Schüler:innen aus einer Klasse in Quarantäne. Foto: Gregor Fischer/dpa-Bildfunk
Nach einem Corona-Fall müssen im Saarland künftig nicht mehr alle Schüler:innen aus einer Klasse in Quarantäne. Foto: Gregor Fischer/dpa-Bildfunk
Nach einem Corona-Fall müssen im Saarland künftig nicht mehr alle Schüler:innen aus einer Klasse in Quarantäne. Foto: Gregor Fischer/dpa-Bildfunk
Nach einem Corona-Fall müssen im Saarland künftig nicht mehr alle Schüler:innen aus einer Klasse in Quarantäne. Foto: Gregor Fischer/dpa-Bildfunk

Mehrere Lehrer:innen-Gewerkschaften kritisieren die geplante Quarantäne-Regelungen für Schulklassen im Saarland. Diese sehen vor, nicht mehr alle Schüler:innen in Isolation zu schicken, wenn sich eine Person infiziert hat.

GEW „entsetzt“

So zeigt sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) „entsetzt darüber“, mit welchen Mitteln die Landesregierung versuche, den Präsenzunterricht an Schulen auf Kosten des Gesundheitsschutzes am Laufen zu halten. Mit der Neuregelung würden die gesundheitliche Gefährdung und die psychischen Belastungen der Schüler:innen und Lehrkräfte „fahrlässig ausgeblendet“. Durch den Verzicht auf die Abstandsregel in Klassenräumen könne nicht ausgeschlossen werden, dass trotz des Tragens einer Maske und des Lüftens eine Ansteckung stattgefunden habe.

VRB: Spiel mit der Gesundheit

Kritik kommt auch vom Verband Reale Bildung (VRB). „Die Einführung der neuen Quarantäneregeln ist für den VRB gleichbedeutend mit einer Kapitulation der Politik in Sachen Gesundheitsschutz an den Schulen“, heißt es in einer Mitteilung. Es werde „mit der Gesundheit einer ganzen Schulgemeinschaft gespielt“. Es sei viel praktikabler, die ganze Klasse in Präsenz oder die ganze Klasse online zu unterrichten. Die Schulen vor Ort müssten individuelle Entscheidungen treffen dürfen, da jede von ihnen individuelle Besonderheiten aufweise, so der VRB.

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Philologen für drei Maßnahmen

Der Saarländische Philologenverband (SPhV) wirft Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) Wortbruch vor. Sie habe versprochen, dass der Gesundheitsschutz Priorität habe und alles zu tun sein, um pädagogisch sinnvoll zu handeln. Doch mit den neuen Quarantäne-Regeln scherten Bildungs- und Gesundheitsministerium aus dem Konsens aus, der bisher die Grundlage für die kritisch-konstruktive Zusammenarbeit von Verbänden und Dienstherrn gewesen sei, so Marcus Hahn, Vorsitzender des SphV.

Der Verband lehne die neuen Regeln ab und fordere eine praktikable Grundlage für die Beschulung von vulnerablen Schüler:innen. So sei ein schulübergreifende Zusammenführung der dauerhaft zu Hause bleibenden Schüler:innen zum Beispiel im Bereich des Haus- und Krankenhausunterrichts leicht machbar und entlaste die Lehrkräfte. Zudem sollten Schulen FFP2-Masken einführen dürfen. Auch müsse es ihnen möglich gemacht werden, an ihrem Standort – falls nötig – für bestimmte Lerngruppen abwechseln in den Hybridunterricht übergehen zu dürfen. „Wir im SPhV sind uns sicher: Durch diese drei relativ einfachen und effizienten Maßnahmen ist ein sicheres und planvolles unterrichtliches Handeln an Gymnasien möglich“, so Marcus Hahn.

Kritik auch vom SLLV

Zuvor hatte bereits der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) heftige Kritik zu der neuen Empfehlung geäußert. „Wer soll denn nun entscheiden, wann, wo und wie lange eine Maske getragen wurde und wer wie lange mit wem ohne Maske und Abstand, zum Beispiel in der Pause, Kontakt hatte? Wer misst mit dem Zollstock die Abstände der Schülerinnen und Schüler in der Klasse?“, heißt es darin unter anderem.

Lisa Brausch, SLLV-Vorsitzende, stellt in diesem Zusammenhang infrage, ob die Fülle an zusätzlichen Pflichten im Schulbetrieb überhaupt leistbar ist. „Es ist für Lehrerinnen und Lehrer nicht noch zumutbar, eine solch große Verantwortung für den Gesundheitsschutz der ihnen anvertrauten minderjährigen Kinder zu übernehmen“, so Brausch.

Der SLLV fordert nach eigenen Angaben ein Ausweichen auf den Wechselunterricht und sofortige Unterstützung der Schulen durch zusätzliche Lehrkräfte sowie Schulhelfer:innen.

Verwendete Quellen:
– Mitteilung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, 11.11.20
– Mitteilung des Verbands Reale Bildung, 11.11.20
– Mitteilung des Saarländischen Philologenverband, 11.11.20
– eigener Bericht