Lehrerverband zweifelt an Regelbetrieb: „Im neuen Schuljahr droht Durcheinander“

Nach den Sommerferien soll in den Schulen der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden. Nach Ansicht des Deutschen Lehrerverbandes seien die Schulen aber dafür nicht ausreichend vorbereitet. Es drohe ein großes Durcheinander im neuen Schuljahr. Auch der Bundeselternrat ist hinsichtlich des geplanten Regelbetriebs skeptisch und rechnet mit pandemiebedingten Schulschließungen.
Lehrerverband und Elternrat hegen große Zweifel, ob im neuen Schuljahr der geplante Regelbetrieb gelingt. Symbolfoto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Lehrerverband und Elternrat hegen große Zweifel, ob im neuen Schuljahr der geplante Regelbetrieb gelingt. Symbolfoto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Lehrerverband und Elternrat hegen große Zweifel, ob im neuen Schuljahr der geplante Regelbetrieb gelingt. Symbolfoto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Lehrerverband und Elternrat hegen große Zweifel, ob im neuen Schuljahr der geplante Regelbetrieb gelingt. Symbolfoto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

In einigen Bundesländern gehen die Sommerferien bald zu Ende. So startet Mecklenburg-Vorpommern als erstes Bundesland bereits am nächsten Montag (3. August 2020) ins neue Schuljahr. Im Saarland beginnt das neue Schuljahr hingegen erst zwei Wochen später (17. August 2020). Die Kultusminister der Länder hatten vor dem Sommer vereinbart, den Regelbetrieb an den Schulen zu Beginn des neuen Schuljahres wiederaufzunehmen. Dabei will man auch auf die Abstandsregel verzichten, „sofern es das Infektionsgeschehen zulässt„.

Große Zweifel an geplantem Regelbetrieb

Die Skepsis, ob es mitten in der Corona-Pandemie mit der geplanten Rückkehr in den Regelbetrieb an den Schulen klappt, bleibt weiterhin groß. Vor allem der Deutsche Lehrerverband und der Bundeselternrat äußern aktuell große Zweifel an den Plänen.

Deutscher Lehrerverband befürchtet großes Durcheinander

Heinz-Peter Meidinger, der Verbandspräsident des Deutschen Lehrerverbandes, befürchtet ein großes Durcheinander. So seien die Schulen laut Meidinger für den Regelbetrieb nicht ausreichend vorbereitet. Für einen Vollbetrieb ohne Abstandsregeln fehlten die Lehrkräfte. Bildungsgewerkschaften schätzen, dass bis zu 20 Prozent der Lehrer zur Risikogruppe gehören und für den Präsenzunterricht ausfallen könnten.

Auch die Hygieneregeln der Kultusminister der Länder für die Schulen werden als wenig praktikabel kritisiert, beispielsweise die Vorgabe, regelmäßig „intensiv“ stoßzulüften. Meidinger hierzu: „An vielen Schulen lassen sich die Fenster in höher gelegenen Klassenräumen aus Sicherheitsgründen nicht oder nur einen Spalt öffnen“. Zudem sei die Idee fester Lerngruppen vielleicht an Grundschulen umsetzbar, aber kaum an einer gymnasialen Oberstufe mit Kurssystem, wo die Schüler ständig mit anderen Mitschülern zusammen seien.

Bundeselternrat rechnet mit erneuten Schulschließungen

Auch der Bundeselternrat glaubt aktuell nicht an den reibungslosen Ablauf des Regelbetriebs. Der Vorsitzende des Bundeselternrats Stephan Wassmuth rechnet regional mit pandemiebedingten Schulschließungen und fordert von den Ländern konkrete Planungen auch für ein „Szenario B“ mit einer Mischung aus Präsenz- und Fernunterricht. „Wer das nicht vorbereitet hat, handelt höchst fahrlässig und gegen die Schülerinnen und Schüler.“

Die dem Verband bekannten Planungen seien nicht abschließend zu Ende gedacht. „Oftmals hat man das Gefühl, man agiert nach dem Prinzip Hoffnung („es wird schon klappen und wir werden nicht vom Virus ereilt)“, bemängelte Wassmuth.

„Entrümpelung“ des Lehrplans gefordert

Der Elternvertreter rechnet nicht damit, dass unter den gegebenen Bedingungen der Lehrplan zu schaffen ist, und fordert eine „Entrümpelung“. Auch Lehrerverbandspräsident Meidinger hält es für sinnvoll, wenn die Bundesländer sicherheitshalber Listen mit Stoffgebieten erstellen, „deren Vermittlung im nächsten Schuljahr verzichtbar ist“. „Man muss sich ehrlich machen. Ideale Unterrichtsbedingungen wird es noch lange nicht geben“, sagte er.

Zur Vorbereitung auf weitere mögliche Schulschließungen müssten Meidingers Ansicht nach die für die Schuldigitalisierung vorgesehen Milliarden-Fördergelder jetzt „mit Hochdruck in die Schulen gepumpt werden“. Bislang tröpfelten diese nur.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur