Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen ist im Saarland besonders hoch

Im deutschlandweiten Durchschnitt verdienen Männer 21 Prozent mehr als Frauen. Der sogenannte "Gender Pay Gap" ist im Saarland besonders hoch.
Heute (17. März 2020) ist in Deutschland "Equal Pay Day". Frauen werden durchschnittlich für 77 Kalendertage weniger bezahlt als Männer. Symbolfoto: Axel Heimken/dpa-Bildfunk
Heute (17. März 2020) ist in Deutschland "Equal Pay Day". Frauen werden durchschnittlich für 77 Kalendertage weniger bezahlt als Männer. Symbolfoto: Axel Heimken/dpa-Bildfunk
Heute (17. März 2020) ist in Deutschland "Equal Pay Day". Frauen werden durchschnittlich für 77 Kalendertage weniger bezahlt als Männer. Symbolfoto: Axel Heimken/dpa-Bildfunk
Heute (17. März 2020) ist in Deutschland "Equal Pay Day". Frauen werden durchschnittlich für 77 Kalendertage weniger bezahlt als Männer. Symbolfoto: Axel Heimken/dpa-Bildfunk

Am heutigen Dienstag (17. März 2020) ist in Deutschland der sogenannte „Equal Pay Day“. Das bedeutet: Frauen haben bis heute sozusagen „umsonst“ gearbeitet, während Männer vom 1. Januar an bezahlt wurden. Diese 77 Kalendertage entsprechen der unbereinigten Entgeltdifferenz zwischen Männern und Frauen. Der Aktionstag soll auf die Verdienstungleichheit zwischen den Geschlechtern aufmerksam machen.

„Gender Pay Gap“ im Saarland bei 23 Prozent

Laut Statistischem Bundesamt liegt der „Gender Pay Gap“ im Saarland sogar bei ganzen 23 Prozent. In nur drei anderen Bundesländern – Baden-Württemberg, Bayern und Hessen – ist die Schere zwischen Männern und Frauen noch größer. In Ost-Bundesländern wie Brandenburg oder Sachsen-Anhalt dagegen fällt der Gehaltsunterschied mit nur zwei bis drei Prozent sehr niedrig aus.

Wichtiger Grund: Verdienstunterschiede in den Branchen

Die Gründe für die großen Unterschiede in der Lohnhöhe sind vielfältig, aber nicht vollständig zu erklären. Laut einer Analyse der Arbeitskammer mit dem Titel „Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern – Daten und Fakten im Saarland“ ist der „Pay Gap“ im Saarland unter anderem deshalb so groß, weil es hier besonders viele gut bezahlte Industriearbeitsplätze gibt. Diese sind in der Regel von Männern besetzt. Frauen dagegen arbeiten häufig in Dienstleistungsberufen, die niedriger entlohnt werden.

In diesen Landkreisen ist die Ungleichheit besonders groß

Das zeigt sich auch im saarlandweiten Vergleich. Im Jahr 2015 verdienten Frauen in Saarlouis, Neunkirchen und St. Wendel und 22 Prozent als Männer. Hier gibt es besonders viele Stellen im verarbeitenden Gewerbe und in Großbetrieben. Im Regionalverband Saarbrücken dagegen waren es „nur“ rund 19 Prozent. In diesem Landkreis finden sich viele Dienstleistungsstellen. Allerdings: Männer werden auch in dieser Branche etwa 15 Prozent besser bezahlt. Selbst im – ohnehin oft schlecht entlohnten – Gesundheits- und Sozialbereich verdienen Frauen etwa 28,2 Prozent weniger als Männer.

Sechs Prozent des „Gender Pay Gap“ lassen sich nicht erklären

Zudem unterbrechen Frauen das Berufsleben häufiger aus familiären Gründen. Insbesondere nach dem Wiedereinstieg arbeiten sie häufiger in Teilzeit- oder Minijobs. Dadurch steigen sie auch innerbetrieblich weniger weit auf als ihre männlichen Kollegen. Auch andere Faktoren, die zu dem Minderverdienst von Frauen führen, sind erklärbar, wenn auch nicht unbedingt gerechtfertigt. Rechnet man diese heraus, bleibt dennoch ein bereinigter „Gender Pay Gap“ von sechs Prozent. Dieser lässt sich nicht auf rationale Gründe zurückführen.

Verdienstlücke steigt mit Anforderungsniveau

Beatrice Zeiger, die Geschäftsführerin der Arbeitskammer, erklärt: „Weibliche Erwerbsarbeit ist von systematischer Abwertung betroffen. Und die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen nimmt mit steigendem Anforderungsniveau sogar zu“. Das bedeutet: Während ungelernte Arbeitnehmer etwa 6,6 Prozent mehr verdienen als ihre Kolleginnen, werden Arbeitnehmer in leitender Position sogar um mehr als 23,3 Prozent besser entlohnt als Arbeitnehmerinnen mit leitenden Funktionen.

Altersarmut: Frauen im Saarland stark gefährdet

Besonders bedenklich: Frauen sind deutlich stärker gefährdet in Altersarmut abzurutschen als Männer. Im Saarland liegen die durchschnittlichen Altersbezüge für Männer bei etwa 1.245 Euro. Frauen dagegen erhalten im Schnitt nur 532 Euro. Das sind 57 Prozent Differenz. 20,4 Prozent der saarländischen Rentnerinnen sind damit altersarmutsgefährdet.

So könnte die Ungleichheit abgemindert werden

Um diese Ungleichheit zu verringern, müsse man – so Zeiger – einige Bestimmungen im Entgelttransparenzgesetz konkreter fassen. Dieses gilt beispielsweise nur für Betriebe mit mehr als 200 Beschäftigten. Zudem könne eine erhöhte Tarifbindung und eine Ausweitung der Mitbestimmung der Beschäftigten Abhilfe schaffen. „Dort, wo diese stark ausgeprägt sind, dort sind die Lohnungleichheiten weniger groß“ so die AK-Geschäftsführerin abschließend.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung der Arbeitskammer des Saarlandes
– Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern – Daten und Fakten im Saarland