Marlies Krämer (81) aus Sulzbach gründet Verein für sprachliche Gleichberechtigung

Marlies Krämer, die Frauenrechtlerin, die sich wegen einer Anrede im generischen Maskulinum mit der Sparkasse anlegte, hat am Freitagabend (30. November 2018) einen Verein gegründet. Der hat sich die Gleichberechtigung von Frauen in der deutschen Sprache zur Aufgabe gemacht.
Marlies Krämer (81) kämpft weiter für gendergerechte Sprache. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk
Marlies Krämer (81) kämpft weiter für gendergerechte Sprache. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk
Marlies Krämer (81) kämpft weiter für gendergerechte Sprache. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk
Marlies Krämer (81) kämpft weiter für gendergerechte Sprache. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk

Die 81-jährige Marlies Krämer rüstet sich für die nächste Schlacht in ihrem Kampf um Gleichberechtigung in der deutschen Sprache. Diesmal ist sie nicht allein.

Am Freitag schloss sich die Gender-Kämpferin mit Gleichgesinnten (Achtung: Neutrum!) zusammen. Der neugegründete Gemeinnützige Verein zur Erlangung der sprachlichen Gleichberechtigung mit Sitz in Sulzbach” will sich für die Sichtbarkeit von Frauen in der deutschen Sprache einsetzen.

Das bedeutet: Krämer und ihre Mitstreiterinnen (dazu gehören auch Männer), wollen eben dieses generische Femininum durchsetzen. In der weiblichen Schreibweise seien Männer meist bereits mit eingeschlossen. So enthalten Wörter wie „Mitarbeiterinnen“ im Kern bereits die männliche Form „Mitarbeiter“.

Die Schreibweise mit Gender-Sternchen (Mitarbeiter*innen) lehnt der Verein jedoch ab. „Ich möchte als ganze Frau erkennbar sein und nicht zerstückelt werden,“ meint Krämer zur „SZ“. Durch das Sternchen werde die weibliche Form vom Hauptwort abgetrennt. Die Schreibweise im generischen Femininum schließe dagegen beide Geschlechter unzerstückelt mit ein. Für die Seniorin aus Sulzbach und ihre Vereinsmitglieder (Achtung: Neutrum!) beginnt hier die Gleichberechtigung.

Marlies Krämer: Kampf um Gleichberechtigung

Im alltäglichen Sprachgebrauch herrscht immer noch das generische Maskulinum. Die weibliche Form muss sozusagen dazu gedacht werden. Das hat zur Folge, dass bei vermeintlich neutralen Formulierungen zunächst ein Mann in den Sinn kommt. Nicht immer zum Vorteil des männlichen Geschlechts: Bei „Ärzten“ und „Richtern“ etwa kommt den meisten das Bild eines Mannes in den Kopf. Ebenso bei „Tätern“, „Mördern“ und „Einbrechern“.

Über die Notwendigkeit und Angemessenheit einer Gender-Schreibweise lässt sich sicher streiten. Bemerkenswert bleibt die Entschlossenheit mit der Marlies Krämer für ihr Anliegen eintritt. Der Rechtsstreit mit der Sparkasse landete sogar vor dem Bundesgerichtshof. Die 81-Jährige wollte von der Bank nicht länger als „Kunde“ angeschrieben werden, sondern als „Kundin“ (ironischerweise handelt es sich bei diesem Beispiel um eines der Worte, bei denen das generische Femininum die männliche Form nicht mit einschließt).

In dieser Schlacht musste sich Krämer geschlagen geben. Jedoch mit Teilerfolg: Der Fall erregte deutschlandweite Aufmerksamkeit. Die Sparkasse Bremen bat die bekennende Feministin um Anregungen für gendergerechte Sprache. Ob weitere Unternehmen dem Vorstoß folgen, bleibt abzuwarten.

Mehr dazu:

Warum eine Sulzbacherin (80) gegen ein Sparkassen-Formular kämpft
Saarländerin verliert am Bundesgerichtshof: Formulare dürfen männlich bleiben
Gender-Kämpferin Marlies Krämer lehnt Sulzbacher „Bürgermedaille“ ab
Erneute Niederlage für Marlies Krämer: „Bürgermedaille“ heißt weiter „Bürgermedaille“
Marlies Krämer kämpft weiter für das Wort „Kundin“: Spendenaktion gestartet
Zoff bei „Maischberger“: Saar-Feministin Marlies Krämer diskutiert mit Bushido