Marsch von Abtreibungsgegnern in Saarbrücken trifft auf massive Gegenwehr

Am gestrigen Samstag (15. Oktober 2022) fand in Saarbrücken ein "Marsch für das Leben" statt. Die Demo von Abtreibungsgegner:innen traf dabei auf Gegenproteste gleich zweier feministischer Proteste. Die Polizei war in einem Großaufgebot vor Ort.
Gegendemonstrierende stellten sich dem "Marsch für das Leben" in den Weg. Die Polizei drängte sie von der Straße. Foto: Privat
Gegendemonstrierende stellten sich dem "Marsch für das Leben" in den Weg. Die Polizei drängte sie von der Straße. Foto: Privat

Das Aktionskomitee „Christen für das Leben“ und die streng-konservative Piusbruderschaft veranstalteten am Samstag gegen 14:30 Uhr einen „Marsch für das Leben“ in Saarbrücken. Die etwa 160 Teilnehmenden demonstrierten dabei für ein striktes Abtreibungsverbot. Die Aktion begann vor der Saarbrücker Zweigstelle von „ProFamilia“ am Staden und zog dann in einem Aufmarsch durch die Großherzog-Friedrich-Straße, die Dudweilerstraße und über Wilhelm-Heinrich-Brücke zur Europagalerie. Dort fand gegen 17:15 Uhr eine Kundgebung statt.

Zwei Gegenproteste setzen sich für Selbstbestimmung ein

Der Marsch traf jedoch auf massive Gegenwehr. Bei gleich zwei Gegendemonstrationen setzten sich insgesamt rund 320 Menschen für das Recht auf Abtreibungen ein. Zunächst kamen in der Heinestraße rund 120 Personen zusammen, um für reproduktive Selbstbestimmung zu kämpfen. Die zweite Gegendemo fand an der Europagalerie statt. Sie trug das Motto „Der Piusbruderschaft Einhalt gebieten„. Die Polizei trennte den Protest von der Kundgebung der Piusbrüder mit einer Wagenburg.

Polizei drängt Protestierende von der Straße

Die rund 200 Teilnehmenden hatten zum Teil den Zug der Abtreibungsgegner:innen bereits flankierend begleitet. Dabei kam es laut Polizei Saarbrücken im Bereich Dudweilerstraße/Bahnhofstraße in Höhe der Fußgängerampel zu einer Blockade. Rund 20 Protestierende stellten sich dem Marsch in den Weg. Da sie die Straße trotz mehrfacher Lautsprecherdurchsage nicht räumten, drängten die Einsatzkräfte sie „mittels einfacher körperlicher Gewalt in Richtung Bahnhofstraße“ ab. Der weitere Aufzug sei ohne Störungen verlaufen.

Die Sprecherin von „My Body, My Choice“ übt in diesem Zusammenhang Kritik an der Polizei: „Wir fragen uns, warum die Polizei mit Gewalt den Piusbrüdern die Hauptstraßen freiräumt, während der Gegenprotest gleich mit einer Anzeige bedroht wird, sobald die Musik als zu laut empfunden wird“.

Piusbrüder in der Kritik: Kontakte zur rechten Szene und Antisemitismus

Becker zeigte sich zufrieden mit dem Gegenprotest. „Die Piusbrüder und ihr faschistischer Anhang haben sich offenbar gestört gefühlt bei ihren Aktivitäten. Wir haben gestern der reaktionären Rechten in Saarbrücken nicht die Straße überlassen.“ Der Bruderschaft werden Verbindungen zur rechten Szene nachgesagt. Auch die Hauptrednerin des gestrigen Marschs steht in der Kritik.

„Einer der Tiefpunkte in diesem Jahr war, als ein Redner der Piusbruderschaft die Opfer des Holocausts mit abgetriebenen Embryonen gleichsetzte„, so Becker. Dies zeige nicht nur die antifeministische Einstellung der Bruderschaft, sondern auch die antisemitische.

Bündnis fordert Konsequenzen von Politik und Kirche

Das Bündnis kritisiert Politik und auch Kirche, da diese solche Märsche nicht nur zuließen, sondern sogar indirekt förderten. Letztlich dienten Steuergelder dazu, die Aktionen der Piusbrüder zu finanzieren. Die Stadt Saarbrücken und die Landesregierung müssten der Bruderschaft den Geldhahn zudrehen. Die Kirche müsse sich derweil klar gegen Verbindungen zur extremen Rechten positionieren.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung der Polizei
– Pressemitteilung von „My Body, My Choice“