Nach Foto: Stadt Neunkichen stellt sich hinter Feuerwehrleute

Das Foto der Feuerwehrleute, die während des Einsatzes an der Reitanlage in Neunkirchen-Furpach für ein Bild posierten, hat die Gemüter erhitzt. Die Stadt Neunkirchen stellt sich jetzt hinter die Einsatzkräfte. Auch wir beziehen zu den Reaktionen Stellung.
Dieses Foto entstand während des Einsatzes an der Reitanlage in Neunkirchen-Furpach.
Dieses Foto entstand während des Einsatzes an der Reitanlage in Neunkirchen-Furpach.
Dieses Foto entstand während des Einsatzes an der Reitanlage in Neunkirchen-Furpach.
Dieses Foto entstand während des Einsatzes an der Reitanlage in Neunkirchen-Furpach.

Die Stadt Neunkirchen verteidigt die Feuerwehrleute, die am Rande des Einsatzes an der Reithalle im Stadtteil Furpach inmitten der Trümmer für ein Foto posiert haben. SOL.DE veröffentlicht die schriftliche Stellungnahme des Dezernenten der Kreisstadt, Thomas Hans, hier ungekürzt und unredigiert. Hans ist in seiner Funktion für das Brandschutz-Amt zuständig.

Stellungnahme von Thomas Hans

„Bei einem Brand in der Reitanlage Furpach waren seit 5.50 Uhr rund 70 Freiwillige Feuerwehrleute im Einsatz. Das wichtigste: Weder ein Mensch noch ein Tier kamen dabei zu Schaden. Die eigentliche Brandbekämpfung dauerte bis rund 8 Uhr. Neben der Neunkircher Feuerwehr mehrerer Löschbezirke war auch die Feuerwehr Landsweiler, der Kreisbrandinspektor und der Wehrführer vor Ort. Als zuständiger Dezernent der Stadtverwaltung habe auch ich mir ein Bild von dem Brandort gemacht: Der Einsatz war hochprofessionell. Meine Gedanken sind bei dem betroffenen Betreiber der Gaststätte und dem Reiterverein Neunkirchen. Das Ereignis ist für uns alle ein Schock. Als ich den Brandort verlassen habe, habe ich mit der Einsatzleitung gesprochen: Der Hauptbrand war gelöscht und es liefen gerade die Nachlöscharbeiten. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass kein Mensch verletzt ist und alle 80 Pferde ebenfalls unverletzt sind und ihre Versorgung gesichert ist.

Zum Ende der Nachlöscharbeiten haben zwei Feuerwehrleute in der verwüsteten Reiterklause zwei verkohlte Sprudelflaschen gefunden. Die zwei haben sich damit zugeprostet. Das war ohne Frage unüberlegt, ist aber wahrscheinlich der Situation geschuldet: 70 Feuerwehrleute löschten über mehrere Stunden seit dem frühen Morgen einen Brand. Da entsteht Anspannung. Die Feuerwehrleute riskieren ihr Leben und müssen nach getaner Arbeit Distanz zum Erlebten schaffen. Wichtig ist, dass die Feuerwehr zuvor in der Brandbekämpfung alles gegeben hat. Im Rahmen der Einsatznachbesprechung werden wir auch dieses Thema noch einmal besprechen.“

Mehrheit zeigt Verständnis für Feuerwehr

Nachdem SOL.DE ein Foto der Situation veröffentlicht hatte, verteidigte auch auf Facebook eine breite Mehrheit das Verhalten der Feuerwehr. „Dass sich die Erleichterung über einen geglückten Einsatz auch mal in albernem Foto zeigt, ist doch völlig in Ordnung“, hieß es dort beispielsweise. „Statt den ganzen Freiwilligen zu danken, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit für uns ihr Leben riskieren, wird sich über so ein albernes Bild aufgeregt“, lautete ein weiterer Kommentar.

Während der Solidarisierung mit der Feuerwehr kritisierten einige die Berichterstattung von SOL.DE. „Einfach nur arm sowas zu veröffentlichen“, schrieb eine Userin, „das so auszuschlachten ist unwürdig“, ein anderer.

Doch es gab auch Zwischentöne: Ein User schrieb, Humor sei in stressigen Situationen eher hilfreich als hinderlich. Er fragte sich aber gleichzeitig, ob er das auch so sehen würde, wenn sein eigenes Haus von einem Brand betroffen wäre.

Nicht repräsentative Umfragen auf unserer Website und bei Instagram zeigten unterschiedliche Ergebnisse. Während 80 Prozent der Leser auf SOL.DE das Posieren für eine harmlose Aktion halten, nannten 20 Prozent das Verhalten der Feuerwehrleute geschmacklos. Auf Instagram zeigte sich ein ausgeglicheneres Bild: 42 Prozent verstand die Aufregung um die Situation nicht; eine Mehrheit hielt sie für unangebracht.

In eigener Sache

Die Berichterstattung über die Foto-Szene wird am Ende voraussichtlich keine Gewinner haben. Der Großteil der Feuerwehrleute im Saarland fühlt sich verunglimpft, die abgebildeten Einsatzkräfte hätten laut ihrem Wehrführer beinah ihre ehrenamtliche Tätigkeit aufgeben und unser Nachrichtenportal hat einen Image-Schaden erlitten.

Wir verstehen die Wut der Freiwilligen, die behaupten, wir hätten ihnen einen Bärendienst erwiesen. Wir müssen akzeptieren, dass uns in dieser Situation unseriöser Journalismus vorgeworfen wird.

Die Berichterstattung sollte zu keinem Zeitpunkt dafür sorgen, alle Freiwilligen über einen Kamm zu scheren und ihnen allen Unprofessionalität zu unterstellen. Da macht es wohl auch keinen Unterschied, wie neutral die Berichterstattung war. Alleine die Veröffentlichung der Szene hat für sehr viele den Eindruck erweckt: „SOL.DE hält alle Feuerwehrleute für unprofessionell“.

Wollten wir die Leistung der Freiwilligen bei dem Einsatz schmälern? Das können wir mit einem klaren „Nein“ beantworten. Dennoch entstand bei vielen der Eindruck, dies sei unsere Intention gewesen. Für unsere Redaktion gilt es jetzt mehr denn je, das Bild geradezurücken und die Arbeit von Ehrenamtlichen in unserer Berichterstattung stärker wertzuschätzen. Wie das genau aussehen kann, wollen wir nun besprechen.

Wer Ideen dazu hat, Fragen stellen möchte oder Kritik äußern will, den laden wir ein, uns zu schreiben. Das geht am einfachsten per E-Mail an [email protected] oder per Facebook-Nachricht.

Am Ende ist das Wichtigste, dass bei dem Feuer in Furpach kein Mensch und kein Tier zu Schaden kam. Die Veröffentlichung des Fotos durch SOL.DE hat von diesem Umstand abgelenkt. Wir entschuldigen uns aufrichtig bei der Feuerwehr für den falschen Eindruck, der durch unsere Berichterstattung entstanden ist.

Wer die Neunkircher Wehr unterstützen möchte, kann das über eine Mitgliedschaft im Förderverein tun. Der Mitgliedsbeitrag beträgt mindestens zwölf Euro im Jahr, über die Höhe kann jeder selbst entscheiden. Außerdem sind einzelne Spenden möglich.

Die beste Unterstützung für die Feuerwehr sind laut Stadt Menschen, die selbst Mitglied werden. Ansprechpartner sind die einzelnen Löschbezirke. „Wer mitmachen möchte, meldet sich bei seiner Feuerwehr vor Ort, in der Innenstadt oder in den Stadtteilen“, so ein Sprecher.

Verwendete Quellen:
– Stellungnahme von Dezernent Thomas Hans
– Facebook-Post vom 23.01.2020
– Instagram-Story vom 23.01.2020
– eigener Bericht
– eigene Recherche