Nächste Tafel im Saarland muss Aufnahmestopp verhängen: Lage spitzt sich dramatisch zu

Nachdem im Saarland bereits mehrere Tafeln aufgrund gestiegenen Andrangs einen Aufnahmestopp verhängen mussten, sieht sich nun auch die Völklinger Tafel zu diesem Schritt gezwungen. In der Region gibt es immer mehr Hilfsbedürftige, aber deutlich weniger Spenden. Die Lage spitzt sich zu:
Die Tafeln im Saarland stehen vor immer stärker werdenden Problemen. Symbolfoto: picture alliance/dpa | Hauke-Christian Dittrich
Die Tafeln im Saarland stehen vor immer stärker werdenden Problemen. Symbolfoto: picture alliance/dpa | Hauke-Christian Dittrich

Zahlreiche Tafeln im Saarland sind überlastet und müssen Aufnahmestopps verhängen

Vor rund einem Monat musste die Tafel in Saarbrücken einen Aufnahmestopp für Neukund:innen bis mindestens zum 15. September 2022 verhängen: „Tafel in Saarbrücken nimmt keine Neukunden mehr an“. Die Saarbrücker Ausgabestelle musste bereits zuvor von Januar bis Juni den Zulauf stoppen. Zu gewaltig war der Andrang auf die Tafel. Gleichzeitig gingen die Spenden an Lebensmitteln deutlich zurück.

Mit diesen Problemen hat aktuell nicht nur die Tafel in der Landeshauptstadt zu kämpfen. Zu diesem Zeitpunkt musste schon gut ein Viertel der 55 Tafeln im Saarland und Rheinland-Pfalz diesen Schritt gehen. Vor etwa zwei Wochen folgten auch Aufnahmestopps in Homburg und St. Ingbert: „Tafeln in Homburg uns St. Ingbert verhängt Aufnahmestopp für Neukunden – mehr Hilfesuchende, weniger Spenden“.

Nächste Tafel im Saarland muss Aufnahmestopp verhängen

Die nächste überlastete Tafel reiht sich nun mit der in Völklingen ein. Wie die Diakonie Saar als Trägerin der Völklinger Tafel mitteilte, ist nun auch hier das absolute Versorgungslimit erreicht. Die stark gewachsene Anzahl an Hilfe suchenden Menschen könne aktuell schlichtweg nicht mehr versorgt werden. Neben dem enormen Andrang seien auch die Menge an gespendeten Lebensmitteln sowie die Anzahl der ehrenamtlichen Helfer:innen zurückgegangen.

Lage spitzt sich zu: „Wir stoßen an die Grenzen der Machbarkeit“

Die Lage in den saarländischen Tafeln spitzt sich zu. „Seit Wochen gehen die Lebensmittelmengen, die wir von den Geschäften erhalten, zurück. Die Anmeldezahlen steigen und auch beim Abholen und Sortieren der Lebensmittel stoßen wir an die Grenzen der Machbarkeit“, erklärte Tafelkoordinator Reiner Daschmann gegenüber dem „Saarländischen Rundfunk“ vor wenigen Tagen. Der Frust wächst sowohl seitens der ehrenamtlichen Helfer:innen als auch bei den Hilfsbedürftigen. Denn es gehört längst zum Alltag bei den Tafeln, dass Bedürftige immer wieder abgewiesen und weggeschickt werden müssen. Das sorgt natürlich auf keiner Seite für Jubelstürme.

Stiehlt der Staat sich aus der Verantwortung?

Die Debatte um die staatliche Fürsorgepflicht und die soziale Absicherung in Deutschland ist im Zusammenhang mit den Tafeln sicherlich alles andere als neu. Schließlich wird hier eine staatliche Verantwortlichkeit auf ehrenamtliche Helfer:innen abgewälzt. Doch im Zuge der aktuellen Probleme bei den Tafeln nimmt die Diskussion wieder neue Fahrt auf.

Denn nicht nur, dass der Staat in Zeiten von Inflation und gestiegenen Lebensmittelpreisen allem Anschein nach sehr stark auf die Tafeln baut. Auch im Zuge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und des damit ausgelösten Flüchtlingsstroms ist es keine Seltenheit, dass Kommunen die Geflüchteten wie selbstverständlich an die Tafeln verweisen, weil es an vergleichbaren staatlichen Angeboten fehlt. Doch wenn der Staat immer mehr Verantwortung auf die Schultern der Tafeln packt, ist es keineswegs verwunderlich, wenn das System, das auf dem unermüdlichen Einsatz der ehrenamtlichen Helfer:innen fußt, irgendwann zusammenbricht.

Verwendete Quellen:
– eigene Recherche
– eigene Berichte
– Bericht des „SR“