„Corona-Hunde“ bereiten auch im Saarland Probleme

In der Corona-Zeit haben sich offenbar viele Menschen Hunde angeschafft, ohne sich artgerecht mit ihnen zu beschäftigen. Die Folgen bekommen jetzt auch die Tierheime im Saarland zu spüren.
Frederick Guldner vom Tierheim Saarbrücken spricht über die aktuellen Probleme mit "Corona-Hunden". Archivfoto: dpa-Bildfunk
Frederick Guldner vom Tierheim Saarbrücken spricht über die aktuellen Probleme mit "Corona-Hunden". Archivfoto: dpa-Bildfunk

Die Tierheime im Saarland und in Rheinland-Pfalz leiden zunehmend unter „Corona-Hunden“ – also jenen Tieren, die zu Pandemiezeiten unbedacht angeschafft wurden und von Besitzerinnen und Besitzern nun nicht mehr gewollt sind. Doch nicht nur die Zahl der abgegebenen Hunde macht den Tierschützer:innen zu schaffen, sondern auch deren Verhaltensweisen.

Viele Hunde nicht sozialisiert

„Die meisten, die in den letzten acht Monaten abgegeben wurden, sind ein Jahr alt und komplett unsozialisiert“, sagte Frederick Guldner, Sprecher des Tierschutzvereins 1924 Saarbrücken und des Bertha-Bruch-Tierheims. „Sie kennen keine anderen Tiere, wenig Menschen, keine Autos und äußeren Einflüsse. Und wenn eine Tür zuknallt, erschrecken sie schon.“

Saarbrücker Tierheim voll

Mit 60 Hunden sei das Tierheim in Saarbrücken derzeit voll. Zwar gebe es immer wieder Nachfragen, doch die Vermittlung sei problematisch: „Es sind einfach nicht die sozialsten Hunde, weil mit ihnen nicht gearbeitet wurde. Das macht es schwierig“, so Guldner. Und wenn die Hunde beim ersten Probespaziergang andere Artgenossen direkt verbellen, sei es für viele Interessenten „direkt abschreckend“.

Viele verhaltensauffällige Hunde

Auch beim Deutschen Tierschutzbund Rheinland-Pfalz kennt man dieses Problem. „Was aktuell besondere Schwierigkeiten bereitet, ist, dass es sich um viele verhaltensauffällige Tiere handelt“, sagte der Landesverbandsvorsitzende Andreas Lindig. „Dabei muss es sich gar nicht unbedingt um Aggressivität handeln, manchmal sind es ganz einfache Dinge.“ Zum Beispiel hätten die Hunde Angst, könnten nicht alleine bleiben, würden Dinge in der Wohnung kaputt machen oder wollten nicht an der Leine laufen.

Hunde blockieren Heime lange

„Diese Tiere bräuchten eine aufwändige Therapie“, sagte Lindig. Häufig könnten die Tierheime dies nicht leisten, weil sie weder das Geld noch das Personal dafür hätten. Die Folge: „Die Hunde sitzen sehr lange in den Heimen und blockieren damit auch Plätze für andere. Und die Einrichtungen sind schnell voll.“

Viele schafften sich Hunde an, ohne sich Gedanken zu machen

Damit sind genau jene Effekte eingetreten, vor denen die Tierschützer:innen immer wieder gewarnt hatten. Viele Familien hätten sich in Pandemie-Zeiten Tiere zugelegt, ohne sich groß darüber Gedanken zu machen, was das langfristig bedeute.

Für einige kommt erst jetzt das Erwachen

Verschärft worden seien die Probleme dadurch, dass sie auch von Hundehändler:innen aus dem Internet gekauft wurden, die die Tiere nicht mehr zurücknähmen. Durch das derzeitige Abflauen der Corona-Pandemie sei für viele Halter:innen zudem die Zeit von Kurzarbeit und Homeoffice beendet. Guldner: „Jetzt merken sie, dass solch ein Hund auch Zeit und Geld und Auslastung braucht.“

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur