Katzenhaus Oberwürzbach: Das wurde aus den verwahrlosten Katzen aus St. Arnual

Im März 2021 wurden in einem Wochenendhaus in St. Arnual unzählige tote oder verwahrloste Katzen entdeckt. Die überlebenden Tiere wurden unter anderem im Katzenhaus in Oberwürzbach untergebracht. Das ist aus ihnen geworden:
Die verwahrlosten Katzen aus St. Arnual, die das Katzenhaus Oberwürzbach in Obhut nahm, haben alle überlebt. Archivfotos: BeckerBredel
Die verwahrlosten Katzen aus St. Arnual, die das Katzenhaus Oberwürzbach in Obhut nahm, haben alle überlebt. Archivfotos: BeckerBredel

Die gute Nachricht zuerst: Alle Katzen, die das Katzenhaus in Oberwürzbach nach dem Fund in St. Arnual aufgenommen hatte, haben überlebt. Wie Susanne Conrad vom Verein der Katzenfreunde Wadgassen e.V. auf SOL.DE-Anfrage berichtet, waren sie jedoch in einer desolaten Verfassung.

„Alle Tiere waren in einem erbärmlichen Zustand und übersät mit Flöhen, Milben und Haarlingen. Sie litten alle an starkem Durchfall und waren teilweise bis an die Ohren mit Kot verklebt“, so die Pressesprecherin. Ursache seien etwa starker Wurm- und Giardienbefall gewesen. Die Parasiten hätten sich jedoch gut behandeln lassen. Die Katzen konnten sich erholen.

Kitten der trächtigen Katzen aus St. Arnual verstorben

Es gibt aber auch eine traurige Nachricht. Zwei der Katzen waren bereits trächtig, als sie ins Katzenhaus Oberwürbach gebracht wurden. Von den Kätzchen hat jedoch keines überlebt. „Beide brachten deutlich zu früh jeweils vier Babys zur Welt, die leider alle innerhalb weniger Tage verstarben„, so Conrad. Aufgrund der schlechten Bedingungen in der vorherigen Haltung, Mangelernährung und dem gesundheitlichen Zustand der Muttertiere seien die Kitten nicht überlebensfähig gewesen. „Für diejenigen, die sich intensiv um das Überleben der Kitten bemüht hatten, waren das natürlich besonders traurige Momente.“

Aufgenommene Katzen zwischenzeitlich alle vermittelt

Nichtsdestotrotz gab es auch Glücksmomente für die Helfer:innen im Katzenhaus. Alle sieben aufgenommenen Katzen konnten zwischenzeitlich vermittelt werden. Die neuen Halter:innen kümmern sich liebevoll um ihre Schützlinge. „Cleo, die kleine Katze mit dem schlimmsten Durchfall, kämpft derzeit noch mit einer Nierenerkrankung. Aber ihre Dosenöffnerin scheut keine Kosten und Mühen, damit die Hübsche wieder ganz gesund wird und ihr neues Leben genießen kann“, erzählt Susanne Conrad.

Ein Katzenpaar sucht wieder nach neuem Zuhause

Leider musste ein Katzenpaar, das gemeinsam vermittelt wurde, wieder zurück. Bei „Lino“ bestand ein Verdacht auf Leukose, eine Wohnungshaltung wäre damit nicht möglich gewesen. Glücklicherweise wurde die Vermutung nicht bestätigt. Sowohl der Kater, als auch seine Begleitung „Iffy“ hätten jedoch durch die jahrelange falsche Ernährung noch immer einen empfindlichen Magen-Darm-Trakt und benötigen Sensitiv-Futter. „Da würden wir uns sehr freuen, wenn sie nun bald in ein endgültiges Zuhause ziehen könnten“, so die Vereinssprecherin.

Nach Pandemie-Boom: Viele junge Katzen im Tierheim

Ein solches Zuhause suchen derzeit auch viele andere Katzen in Oberwürzbach. Während die Pandemie offenbar zu einem Boom geführt hat, werden nun vermehrt Tiere zurückgebracht. „Tatsächlich können wir nun erst seit kurzem beobachten, dass junge Wohnungskatzen zu uns gebracht werden, die vermutlich während der Pandemie als süße Katzenbabys zum Zeitvertreib im Lockdown angeschafft wurden. Zurzeit sind fünf solcher ‚Abgabetiere‘ bei uns, von denen drei verhaltensauffällig sind“, berichtet Conrad.

Private Verkäufer:innen oftmals auf Profit aus

Der erste Lockdown habe zu einer enormen Nachfrage geführt, die einen Markt begünstigte, in dem Haustiere aus privater Hand verkauft werden. Die Katzen seien dabei zu überteuerten Preisen angeboten worden, „die die Verkäufer dazu ermuntern können, so weiterzumachen“. Zudem würden die Adoptant:innen nicht nach tierschutzrechtlichen Kriterien geprüft. „Den Verkäufern ist es in der Regel egal, wer die Tiere übernimmt, denn es geht nur um den Profit„, so Conrad.

Katzenbabys in Einzelhaltung oftmals verhaltensauffällig

Darüber hinaus vermittelten die sogenannten „Vermehrer:innen“ auch Kitten oftmals in Einzelhaltung. „Das führt meist zu Verhaltensauffälligkeiten, da die Kätzchen nicht mit Artgenossen sozialisiert werden. Entwickeln sie sich dann anders als erwünscht, werden sie aus fadenscheinigen Gründen abgegeben. Das sind unsere Corona-Katzen, meist ein knappes Jahr jung“, resümiert die Tierschützerin.

Derzeit 40 Kitten im Katzenhaus – Spenden benötigt

Derzeit seien darüber hinaus knapp 40 Katzenbabies in der Obhut des Katzenhauses – das Ergebnis versäumter Kastrationen. „Die munteren Knirpse werden vermittelt sobald sie alt genug. Bis dahin haben sie zum Glück einen gesunden Appetit, der unsere Vorräte an Kittenfutter zügig schrumpfen lässt“, erzählt Susanne Conrad.

Um die hungrigen Mäuler zu stopfen, braucht der Verein Unterstützung und auch Sachspenden. Wer helfen will, kann sich ehrenamtlich im Katzenhaus engagieren, Geld spenden oder dringend benötigte Dinge vom Wunschzettel anschaffen. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage des Vereins der Katzenfreunde Wadgassen e.V.

Bisherige Artikel zu den geretteten Katzen aus St. Arnual:

14.04.2021: Trächtige Katzen aus der „Hölle“ in St. Arnual gerettet: Nur zwei Kitten noch am Leben
22.03.2021: Überlebende Katzen aus der „Hölle“ in St. Arnual sind auf dem Weg der Besserung
15.03.2021: Riesige Hilfewelle: „Fressnapf“ sammelt für gerettete Katzen aus St. Arnual
10.03.2021: Bruch-Tierheim Saarbrücken: Weitere Katzen aus der „Hölle“ befreit
09.03.2021: Tierschützer:innen kämpfen jetzt ums Überleben der in Saarbrücken geretteten Katzen
08.03.2021: Bis zu 200 tote Katzen in Saarbrücker Wochenendhaus entdeckt

Verwendete Quellen:
– eigene Recherche