Komplette Innenstadt betroffen: Hier gilt in Saarbrücken ab sofort Tempo 30

14 Straßen umfasst das Gebiet in der Saarbrücker Innenstadt, in dem ab sofort nur noch mit 30 Kilometern pro Stunde gefahren werden darf. Was das Ziel des Projektes ist:
Laut Oberbürgermeister Conradt wird durch die Maßnahme die Lebensqualität in der Stadt verbessert. Foto: BeckerBredel
Laut Oberbürgermeister Conradt wird durch die Maßnahme die Lebensqualität in der Stadt verbessert. Foto: BeckerBredel

Tempo 30 ab sofort in der Innenstadt

In einigen weiteren Straßen im Saarbrücker Stadtteil St. Johann gilt ab sofort testweise nur noch Tempo 30. Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) gab am Dienstagvormittag (11. April 2023) mit der Enthüllung eines Verkehrsschildes offiziell den Startschuss für das Modellprojekt.

Stadt will für mehr Sicherheit sorgen

Ziel: Rund um die Fußgängerzonen und die Fahrradzone in der City sollen die Verkehrssicherheit erhöht und die Lärmbelastung gesenkt werden. 14 Hauptstraßen mit bereits bestehenden Tempo-30-Abschnitten werden dabei mit zusätzlichen Abschnitten zu einem flächendeckenden Gebiet verbunden. Dadurch gilt von der Luisenbrücke bis zur Bismarckbrücke und von der Saar bis zur Richard-Wagner-Straße eine erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde.

Diese Straßen sind betroffen

Folgende Straßen sind in dem Gebiet betroffen:

  • Am Stadtgraben
  • Betzenstraße
  • Bismarckstraße
  • Bleichstraße
  • Dudweilerstraße (ab Richard-Wagner-Straße)
  • Egon-Reinert-Straße
  • Großherzog-Friedrich-Straße (ab Paul-Marien-Straße)
  • Kaiserstraße
  • Mainzer Straße (bis Paul-Marien-Straße)
  • Paul-Marien-Straße
  • Richard-Wagner-Straße
  • Schillerplatz
  • Stephanstraße
  • Ursulinenstraße (bis Richard-Wagner-Straße)
  • Viktoriastraße

Tempo 30 gilt jetzt auf einer größeren zusammenhängenden Fläche in der Innenstadt. Grafik: Landeshauptstadt Saarbrücken

Conradt: Durch Maßnahme mehr Lebensqualität

Conradt sagte, mit der Maßnahme werde eine höhere Aufenthalts- und Lebensqualität im zentralen Innenstadtbereich geschaffen. „In diesem Bereich gibt es eine sehr große Zahl an Fußgängern, Radfahrern und auch Gastronomie mit Außenbestuhlung. Daher wird dies allen Menschen zugutekommen, die hier leben, arbeiten oder die City besuchen.“

Saarbrücken ist Teil von bundesweitem Projekt

Die Landeshauptstadt sei nach Angaben aus dem Rathaus mit dem Projekt einer der Vorreiter in Deutschland. Sie sei eine von drei Städten im Bundesforschungsprojekt „Nachweis der Auswirkungen von Tempo 30 auf innerörtlichen Hauptverkehrsstraßen“. In dessen Rahmen hatte es im Oktober eine Vorher-Erhebung gegeben, im Laufe dieses Jahres sollen Nachher-Untersuchungen folgen. Dabei wird unter anderem überprüft:

  • welche Auswirkungen Tempo 30 auf die Leistungsfähigkeit der Ampeln hat
  • wie sich die Situation im Hinblick auf die Verkehrssicherheit und Luftschadstoffe verbessert und
  • wie sich die Geschwindigkeit auf die Fahrzeit des ÖPNV und auf den Verkehrslärm auswirkt.

Welche Auswirkungen hat das Tempolimit?

Nach Einschätzung des Umweltbundesamtes beeinflusst die Höchstgeschwindigkeit die Kapazitäten der Straßen nur wenig. Entscheidend für die Leistungsfähigkeit des Verkehrsflusses seien die Ampelphasen. Ein Ergebnis des Modellprojekts könnte sein, dass der Verkehrsfluss durch die neue Höchstgeschwindigkeit stetiger fließt, so die Stadt. Studien zeigen, dass sich ein gleichmäßiger Verkehrsfluss auch positiv auf den Schadstoffausstoß auswirken kann. Eindeutige Ergebnisse, ob langsameres Fahren den CO₂-Ausstoß verringert, gibt es jedoch nicht.

Der ADAC Saarland sieht eine innerörtliche Regelgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde kritisch. Sie sei „weder aus Sicherheits- noch aus Umweltgründen“ sinnvoll, so der Vorstand für Verkehr, Volker Schillo. „Es ist zu befürchten, dass es hierdurch zu einer deutlichen Zunahme von unerwünschtem Ausweichverkehr in sensible Wohngebiete kommt.“ Bereits bestehende Tempo-30-Zonen in Wohngebieten, an Umweltschwerpunkten beziehungsweise innerhalb von Gefahrenbereichen wie vor Schulen oder Kindergärten seien hingegen sinnvolle Maßnahmen.

Hinweis der Redaktion

Hinweis: In der ersten Version des Artikels hatten wir geschrieben, dass es nach der Vorstellung der Pläne Kritik an dem Projekt gab. An der Stelle zitierten wir Wilfried Pukallus, Vorstand für Verkehr im ADAC Saarland. Dieser hatte gesagt, Tempo 30 könne zwar das Unfallgeschehen reduzieren, allerdings gebe es auf den Strecken „sehr viele Ampeln, die in kurzen Abständen folgen und ein gefahrloses Queren ermöglichen. Nach unserer Erkenntnis animiert Tempo 30 dazu, dass Fußgänger die Straßen an ungesicherten Stellen queren, wodurch sich die Unfallgefahr erhöhen wird“. Nach einer Mitteilung des ADAC müssen wir an dieser Stelle korrigieren: Die entsprechenden Äußerungen von Wilfried Pukallus liegen bereits mehr als ein Jahr zurück. Zudem hat er laut Automobilclub nicht mehr den Vorstand für Verkehr inne.

Verwendete Quellen:
– Mitteilung der Landeshauptstadt Saarbrücken, 11.04.2023
– eigener Bericht