Vom Chefarzt zur Küchenhilfe? Beschäftigungsfrage landet vor Saarbrücker Arbeitsgericht

Ende März 2023 schließt das Evangelische Stadtkrankenhaus in Saarbrücken. Ihre Änderungskündigungen haben etwa 150 Mitarbeiter:innen ausgerechnet an Heiligabend erhalten. Als Träger soll die Stiftung Kreuznacher Diakonie einem Chefarzt eine neue Beschäftigung angeboten haben - als Küchenhilfe, wie es in einem Medienbericht heißt. Die Beschäftigungsfrage sei vor dem Arbeitsgericht in Saarbrücken gelandet. Die ganze Geschichte
Das Evangelische Stadtkrankenhaus in Saarbrücken schließt dieses Jahr. Foto: BeckerBredel
Das Evangelische Stadtkrankenhaus in Saarbrücken schließt dieses Jahr. Foto: BeckerBredel

Diakonie Kreuznach bedauere Kündigungen zu Heiligabend

Etwa 150 Beschäftigte des Evangelischen Stadtkrankenhauses in Saarbrücken haben ausgerechnet an Heiligabend 2022 ihre Änderungskündigungen per Einschreiben erhalten. Die Klinik schließt Ende März 2023. Laut Angaben des Trägers Kreuznacher Diakonie seien die Benachrichtigungen zum Jahresende 2022 notwendig gewesen. Nach Angaben einer Sprecherin sei das Ganze aber anders geplant gewesen, man bedauere den Vorfall. Verdi hatte die Kündigungen „unterm Weihnachtsbaum“ hart kritisiert.

Beschäftigte hatten im Oktober 2022 gegen die angekündigte Schließung protestiert. Foto: BeckerBredel

Chefarzt soll Stelle als Küchenhilfe angeboten bekommen haben

Wie jetzt die „Bild“ berichtet, soll es am Evangelischen Stadtkrankenhaus in Saarbrücken zu einer „kuriosen Situation“ gekommen sein. Nach der Kündigungswelle soll die Stiftung Kreuznacher Diakonie „einem Chefarzt und Ärztlichen Direktor eine neue Stelle angeboten haben – als Küchenhilfe“.

Laut Zeitung zog der Mediziner mit seinem Anwalt vor das Saarbrücker Arbeitsgericht. Ein Jurist der Kreuznacher Diakonie habe vor Gericht gesagt, es gebe laufende Verhandlungen mit dem Chefarzt, ob der Mediziner in einem anderen Klinikum beschäftigt werden könnte. Beide Parteien seien „in guten Gesprächen“, wird der Diakonie-Vetreter im „Bild“-Bericht zitiert.

Das wiederum könne der Anwalt des Mediziners nicht nachvollziehen. „Das Angebot als Küchenhilfe spricht für sich“, schilderte er nach Angaben der Zeitung. Man wisse demnach nichts von laufenden Gesprächen. Wie „Bild“ weiter berichtet, sagte der Chefarzt selbst vor Gericht: „Es hieß, man könne mal darüber reden, wie es weitergeht“. Konkrete Gespräche hätte es aber nicht gegeben. Zumindest hätte sich der Vorstand bei dem Mediziner persönlich entschuldigt.

Nach Zeitungsangaben kam es bei dem Termin vor dem Arbeitsgericht letztlich nicht zu einer Einigung. Der Vorsitzende Richter hätte die Verhandlung nach etwa 20 Minuten unterbrochen und einen neuen Termin für Ende April angesetzt. Bis dahin sollen die Parteien das Ganze – nach Möglichkeit – unter sich klären.

Jobangebote – aber weit weg von Saarbrücken

Im Falle der weiteren Beschäftigten, die von den Kündigungen in Saarbrücken betroffen sind, soll eine Vielzahl auch nach der Schließung eine Jobperspektive haben. Laut „SR“-Informationen gab es demnach für zahlreiche Angestellte Angebote für Tätigkeiten in anderen Einrichtungen der Diakonie. Das Problem: Die Arbeitsplätze seien teils weit weg, etwa in Bad Kreuznach oder Kirn.

Arbeitskammer hatte zuletzt zur Klage geraten

Anfang Januar hatte die Arbeitskammer Saar zur Klage geraten: In den Kündigungsschreiben lasse sich für Betroffene „kaum erkennen, was für Konsequenzen tatsächlich auf sie zukommen“. Zudem würden die Schreiben „teilweise unzumutbare Umsetzungsvorgaben“ enthalten.

Verwendete Quellen:
– eigene Bericht
– Saarländischer Rundfunk
– Bild Saarland