Wächst das Sprachproblem? Zahl ausländischer Ärzte im Saarland steigt

Die Zahl ausländischer Ärzte steigt derzeit rapide. Damit können zwar Personallücken gestopft werden, aber das Sprachproblem wächst.
Symbolfoto: Pixabay (CC0-Lizenz)
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Als Oma Waltraud aus dem Nordsaarland im Spätsommer wegen ihrer Hüfte in die Klinik musste, kam ihr eine Sache seltsam vor. Die Dame ist weit über 80, sie hört nicht mehr gut, aber diesem dunkelhäutigen Arzt konnte sie praktisch gar nicht folgen. „Ich verstehe den nicht“, sagte sie später zu ihrer Tochter, als der Mediziner aus dem Raum war. Um dann die simple Frage zu stellen.

„Gibt es denn nicht genug deutsche Ärzte?“ Die Antwort lautet: Nein, gibt es nicht. Noch mehr als in vielen anderen Bereichen ist der Fachkräftemangel in Deutschlands Krankenhäuser deutlich spürbar, täglich zu erleben.

Fachkräftemangel und Schwierigkeiten
So wie Oma Waltraud geht es in saarländischen Kliniken vielen Patienten. Denn hierzulande hat sich die Zahl der praktizierenden ausländischen Ärzte in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Im Jahr 2007 haben 384 zugewanderte Ärzte im Saarland gearbeitet, davon etwa 62 Prozent, also 238 Ärzte, in Krankenhäusern. Das teilte die Ärztekammer des Saarlandes mit. In diesem Jahr sind es 888 ausländische Ärzte, die an der Saar arbeiten. 685 davon in Kliniken. Das sind etwa 77 Prozent.

Aber nicht nur die Patienten haben Schwierigkeiten ihre behandelnden Ärzte zu verstehen und sich über ihren Krankheitszustand zu informieren. Auch die ausländischen Ärzte leiden unter ihren lückenhaften Sprachkenntnissen, die sie in der Kommunikation mit Kollegen und vor allem älteren Patienten, die kein Englisch sprechen, einschränken.

Die aus Bosnien-Herzegowina stammende Assistenzärztin Dr. Almira Kovacevic aus Völklingen hat keine Schwierigkeiten, sich mit ihren Patienten zu unterhalten. Aber für viele ihrer ausländischen Kollegen sind solche Gespräche, vor allem mit älteren Patienten, immer noch eine große Herausforderung.

Ursachen und Gründe
Eine Ursache für die lückenhafte sprachliche Verständigung sieht die 34-Jährige Assistenzärztin in der unzureichenden Struktur der angebotenen Deutsch-Sprachkurse: „Die tägliche Kommunikation mit Kollegen und Patienten und deren Angehörigen muss im Mittelpunkt stehen.“

Ein Grund für die steigende Zahl ausländischer Ärzte sei insbesondere der Fachkräftemangel – nicht nur im Saarland, sondern in ganz Deutschland, sagt Alfons Vogtel, Geschäftsführer der SHG-Kliniken des Saarlandes: „Der gravierende Ärztemangel ist jedoch nicht nur auf dem Land, sondern auch in städtischen Kliniken ein großes Problem.“

Solange sich an der Situation nichts ändert, müssen Krankenhäuser auf dem Land kreativ werden, um ihre Stellen zu besetzen. Der Chefarzt im ostfriesischen Borromäus-Hospital, Jörg Leifeld, beispielsweise hat 2012 das Projekt zur Anwerbung von spanischsprachigen Medizinern gestartet und diese Seite eingerichtet.

Mit Einsparungen im Gesundheitssystem sei in Spanien der Druck vor allem auf dort tätige südamerikanische Ärzte gewachsen, sagt er. „Wir unterstützen sie mit Sprachkursen während der Arbeitszeit, es gibt einen Ärztestammtisch in Spanisch und ein Mentorenprogramm“, berichtet der Chef der Urologie.

Die ausländischen Kollegen werden Leifeld zufolge auch bei Fragen zur Visum-Verlängerung oder Berufsanerkennung unterstützt. Der Chefarzt findet es gut, dass die Voraussetzungen für die Erteilung der Approbation mittlerweile bundesweit einheitlich geregelt sind. Gefordert ist ein fortgeschrittenes Sprachniveau (C1), das in einer medizinischen Fachsprachprüfung festgestellt wird.

Von einer höheren sprachlichen Ausbildung profitieren dann nicht nur ältere Patienten wie Oma Waltraud, sondern auch die Ärzte. Denn deren Kommunikation untereinander wird dadurch ebenfalls verbessert.

Mit Verwendung von SZ-Material (Christina Sticht).