Weniger Meldungen von häuslicher Gewalt im Saarland
Die Polizei im Saarland ist 2020 weniger häufig wegen Fällen von häuslicher Gewalt um Hilfe gerufen worden als im Jahr zuvor. Von Mai 2020 bis einschließlich Januar 2021 lagen beim Landespolizeipräsidium 1.713 Ersuchen in dem Kontext vor, wie die Landesregierung auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Barbara Spaniol (Linke) mitteilte. Im selben Zeitraum ein Jahr zuvor waren es demnach 1.890 Fälle. Die Polizei wies darauf hin, dass es sich bei den Ersuchen um eine erste Lagebewertung handele, deren Sachverhalte sich später auch anders darstellen könnten.
Hohe Dunkelziffer
Nicht jede Frau informiere die Polizei, vor allem, weil insbesondere in Pandemiezeiten die Existenzängste groß seien, hatte der Leiter der Direktion Kriminalitätsbekämpfung, Gerald Stock, im März gesagt. Gerade in diesem Bereich sei das Dunkelfeld sehr hoch: 85 Prozent der Delikte würden nicht oder erst Monate oder gar Jahre später angezeigt. Es sei durchaus möglich, dass die von den Hilfsorganisationen wahrgenommene Steigerung der Fälle erst in der nächsten Kriminalitätsstatistik auftauche.
Viele Frauen halten Situation einfach aus
Viele Frauen hielten zudem die Situation zu Hause aus, weil sie den Mann nicht ohne Unterbringungsmöglichkeit vor die Tür setzen wollten, hatte Landespolizei-Vizepräsidentin Natalie Grandjean gesagt. Zum Beispiel könnten die Männer dann nicht in den wegen Corona geschlossenen Hotels unterkommen.
Weniger Zugänge in Frauenhäusern
Frauenhäuser im Saarland hätten im Zuge der Corona-Pandemie keine erhöhten Zugänge gemeldet, teilte die Regierung weiter mit. Im Schnitt seien seit Beginn der Pandemie bis heute 20 bis 30 Prozent der Plätze nicht belegt. Zudem könnten bei Bedarf zwei Quarantäne- oder Schutzappartements im Regionalverband Saarbrücken genutzt werden.
Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen
Im Saarland gibt es drei Frauenhäuser mit insgesamt 55 Plätzen für von Gewalt betroffene Frauen und deren minderjährige Kinder. Die Frauenhäuser in Saarbrücken, Saarlouis und Neunkirchen sind in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt Landesverband Saarland. Zudem gibt es das „Elisabeth-Zillken-Haus“ des Sozialdienstes Katholischer Frauen als weitere Schutzeinrichtung.
Beratung und Hilfen für Opfer von häuslicher oder sexualisierter Gewalt bieten im Saarland die Beratungs- und Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt, der Frauennotruf Saarland sowie die spezialisierten Beratungsstellen für Migrantinnen in Trägerschaft des Vereins „Therapie Interkulturell“ und die Fachberatungsstellen des Vereins „Aldona“ an.
Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– eigener Bericht