ReMount macht aus Snowboards coole Skateboards
Da sag doch mal einer Saarländer hätten keine originellen Ideen! In ihrer kleinen Werkstatt in St. Ingbert schenken Jannik Jost (30) und Tobias Degel (28) alten Snowboards ein neues Leben. Die Schneebretter werden hier in asphalttaugliche Rollbretter umgewandelt.
Knapp drei Jahre ist es her, dass die beiden ihr Start-Up-Unternehmen ReMount aus dem Boden gestampft haben und auch wenn es für den großen Durchbruch bisher noch nicht gereicht hat, ist Aufgeben für die beiden Jungs keine Option. Zwischen der Arbeit für ReMount, ihren Haupttätigkeiten als Entwicklungsingenieur für Surfboards bzw. Grafikdesigner und dem ganz normalen Alltag haben wir ReMount-Gründer Jannik für ein Interview abgepasst.
Wenn man jetzt ein Skateboard von ReMount haben will, wie genau funktioniert das dann?
Prinzipiell gibt es da zwei verschiedene Wege. Zum einen haben wir eine fertige Auswahl an Brettern, die wir aus ausrangierten Brettern von verschiedenen Snowboardherstellern angefertigt haben, oder man kann natürlich auch sein altes Brett an uns senden und wir machen dann das gewünschte Board draus.
Wie lange braucht ihr dafür so im Schnitt?
Wenn wir dementsprechend Zeit haben, geht das relativ schnell. Ich würde mal sagen so zehn bis höchstens vierzehn Tage. Wir selbst in der Werkstatt brauchen tatsächlich nur ein paar Stunden, wobei da noch Ruhephasen für das Trocknen des Klebers dazu kommen. Das Problem ist eigentlich eher, dass wir selbst haben keine CNC-Fräse haben, sondern das bei einem Schreiner machen lassen müssen, was dann ein paar Tage dauern kann.
Und was genau passiert bei euch in der Werkstatt mit den Snowboards, wenn die bei euch ankommen?
Zuerst schauen wir, wo das Snowboard beschädigt ist, um entscheiden zu können, welche Art von Rollbrett wir daraus noch machen können. Danach schneiden wir das Snowboard auf die richtige Länge und pressen es mit Holz und Glasfaser im Vakuum zusammen, damit das Brett steifer wird, bevor es dann weiter zum Schreiner geht. Wenn das Board dann wieder bei uns ist, wird es noch geschliffen und lackiert und zum Schluss kommen dann noch Achse und Rollen dran.
Die Rollbretter, die ihr macht, sind allesamt Unikate. Worin unterscheidet sich ein ReMount-Board sonst von einem normalen Skate-, bzw. Longboard?
Der größte Unterschied ist natürlich erst mal die Geschichte der Herstellung, aber auch vom Fahrverhalten her finde ich persönlich, dass unsere Bretter geschmeidiger fahren als vergleichbare Boards. Ansonsten spielt bei uns natürlich auch der Faktor Nachhaltigkeit mit rein, der unsere Boards besonders macht.
ReMount ist also quasi euer Beitrag für die Umwelt. Macht ihr viel in dem Bereich?
Ich bin bedacht, nicht mehr Müll zu produzieren und nicht mehr Schaden zu erzeugen als unbedingt nötig und finde es gut, alte Sachen zu recyceln und Müll zu vermeiden. Meistens ist das, was dabei rauskommt, sogar noch schöner als ein neues Produkt.
Ihr recycelt die Snowboards, damit die nicht anderweitig entsorgt werden müssen. Wie umweltschädlich ist denn die Entsorgung eines alten Snowboards?
Das Problem an der Sache ist, dass es verschiedene Materialien zusammen sind, das heißt, man kann es auch nicht herkömmlich recyceln oder entsorgen. Alte Snowboards zählen zu Sondermüll, der üblicherweise geschreddert und dann irgendwo hingekippt wird. Und das kostet die Snowboardhersteller dann noch ziemlich viel Geld.
Snowboards zu Rollbrettern umzubauen ist ja schon eine sehr originelle Idee. Wie hat ReMount denn angefangen?
Das Ganze hat so 2014 oder 2015 angefangen, als Tobi gerade mit seiner Bachelorarbeit fertig war. Als Thema seiner Arbeit hat er quasi ReMount als Marke mitsamt Logo, Markenimage etc. erschaffen und mich dann gefragt, ob ich Lust hätte, da mitzumachen und ihm zu helfen, die Bretter so umzubauen, dass sie nicht nur aussehen wie Skateboards, sondern auch so fahren.
Das heißt, die Marke ReMount gab es schon bevor ihr das eigentliche Verfahren entwickelt hattet. Aber wo kam die ursprüngliche Idee denn her?
Wir sind beide in einem entsprechenden Freundeskreis verwurzelt und jeder ist mal irgendwann Snowboard oder Skateboard gefahren, oder ist gesurft. Und irgendwann haben wir dann einfach mal angefangen, an alten Snowboards rumzuwerkeln, die einfach nur da rumstanden, weil keiner wusste, was er mit ihnen machen sollte. Die Resultate waren natürlich nur mäßig gut, aber so ist überhaupt erst die Idee für die Bachelorarbeit entstanden.
Also seid ihr beide selbst begeisterte Snowboard-, bzw. Longboardfahrer?
Ja auf jeden Fall. Ich bin Snowboarder und Skater, kein wirklicher Longboarder, und bei Tobi ist das auch so. Der fährt auch so cruisermäßig durch die Gegend und ist begeisterter Wintersportler.
Kleine Frage für die Nicht-Skater unter uns. Wo ist der Unterschied zwischen Skaten und Longboardfahren?
Also beim Longboarden gibt es verschiedene Disziplinen, wie z.B. mit sehr hoher Geschwindigkeit einen Berg runterzufahren, und beim klassischen Skateboarden geht’s eher darum Tricks mit dem Skateboard zu machen.
Also habt ihr quasi euer Hobby zum Beruf gemacht?
Nein, leider nicht ganz. Im Moment läuft ReMount eher so nebenbei, weil weder Tobi noch ich momentan die Zeit haben um viel zu machen. Bisher hat es für das Projekt noch nicht gereicht, um so wirklich den Durchbruch zu schaffen und tatsächlich so viele Boards zu verkaufen, dass wir damit wirklich Geld verdienen. Das soll zwar nicht so bleiben, aber aktuell ist es eher ruhig bei uns.
Bei null anfangen, um ein Unternehmen aufzubauen, ist ja jetzt auch nicht die einfachste Aufgabe. Was waren für euch die größten Probleme, mit denen ihr zu kämpfen hattet?
Am Anfang kämpft man erst mal darum von Freunden und der Familie ernstgenommen zu werden und zu zeigen, dass das Projekt nicht einfach nur eine fixe Idee ist und dann ist da natürlich die Finanzierung. Wenn man mit zwei Leuten frisch aus dem Studium startet, ist es schwer, erst einmal Geld zu bekommen, damit man überhaupt erstmal starten kann. Man muss sich da mit vielen Sachen befassen, um die man sich vorher nie Gedanken gemacht hat. Wir hatten Glück, dass wir bis zur Serienreife unserer Boards wirklich alles selbst machen konnten mit einem echt niedrigen Budget. Und dann kam glücklicherweise das Starterzentrum der Uni und hat uns unterstützt.
Habt ihr aus eurer persönlichen Erfahrung heraus Tipps für andere Studenten an der Saar-Uni oder andere Leute aus dem Saarland, die auch eine coole Idee haben und damit durchstarten wollen?
Auf jeden Fall dranbleiben, an seine Idee glauben und sich von den ersten Rückschlägen nicht beeindrucken lassen, sondern einfach weitermachen. Aus meiner Sicht kann ich auf jeden Fall empfehlen mal beim Starterzentrum vorbeizugehen und einfach mal einen Termin zu machen.
Momentan ist es bei ReMount ja eher ruhiger, aber ihr habt doch bestimmt noch Ideen um die Marke weiterzuentwickeln oder?
Also wir haben schon noch Ideen, zum Beispiel habe ich probeweise mal Sonnenbrillen aus Snowboards gebaut oder wir haben überlegt, Kleinmöbel herzustellen. Aber momentan fehlt uns die Zeit zur Umsetzung. Also es wird auf jeden Fall noch was bei ReMount passieren, die Frage ist nur wann.
Also Aufgeben gibt’s nicht. Wo seht ihr euch und das Projekt ReMount in zehn Jahren?
Ich hoffe, dass ich in zehn Jahren irgendwo an der Atlantikküste auf einem Grundstück lebe und wir dort Surfboards und immer noch unsere Skateboards bauen. Das ist tatsächlich unser offizieller Zehn-Jahres-Plan.
Hält euch nichts mehr im Saarland?
Wir sind beide schon sehr im Saarland verwurzelt und man kann ja zwischendurch auch immer mal ein paar Monate ins Saarland kommen, wenn man den Rest des Jahres woanders verbringt.
In diesem Sinne: keep ridin‘!
Na, habt ihr auch ein altes Snowboard zu Hause rumstehen, von dem ihr euch nicht trennen wollt? Dann fragt doch einfach mal bei den Jungs von ReMount nach, ob sie euch ein Skate- oder Longboard daraus machen. Mehr Infos über ReMount findet ihr auf ihrer Website.
Oder habt ihr Lust euer Snowboard selbst umzubauen? Jannik und Tobias sind auch öfter mal unterwegs und machen Workshops. Termin-Infos und Updates gibt’s auf Facebook.