RS-Infektionen im Saarland: Sechsmal mehr Babys in Kliniken

Einer Sonderanalyse zufolge mussten nach dem Höhepunkt der Corona-Pandemie sechsmal mehr Babys mit einer RS-Erkrankung in die saarländischen Krankenhäuser als vor dem Ausbruch. Nicht alle bekamen jedoch auch einen Platz:
Im Saarland waren laut einer Hochrechnung nach dem Höhepunkt der Corona-Pandemie rund 700 Babys mit schweren Atemwegsproblemen in klinischer Behandlung. Symbolfoto: Christoph Soeder/dpa-Bildfunk
Im Saarland waren laut einer Hochrechnung nach dem Höhepunkt der Corona-Pandemie rund 700 Babys mit schweren Atemwegsproblemen in klinischer Behandlung. Symbolfoto: Christoph Soeder/dpa-Bildfunk

Mehr RS-Erkrankungen im Saarland: Rund 700 Babys in Kliniken

Deutlich mehr Neugeborene und Säuglinge im Saarland mussten im vergangenen Jahr wegen des sogenannten RS-Virus in klinische Behandlung. In der Saison 2021/22 seien Einjährige sechsmal so häufig am Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) erkrankt wie 2018/19. Einer Hochrechnung der DAK zufolge mussten im Saarland rund 700 Babys mit schweren Atemwegsproblemen ins Krankenhaus.

Großteil der Krankenhausaufenthalte wegen Atemwegsinfektionen

Die repräsentative Sonderanalyse des saarländischen Kinder- und Jugendreports untersucht Krankenhausbehandlungen von Menschen bis 17 Jahren im Hinblick auf RSV-Infektionen bis Ende 2022. Insgesamt waren in der Saison 2021/22 ganze 58 Prozent aller Krankenhausaufenthalte von saarländischen Kindern und Jugendlichen auf Atemwegsinfekte zurückzuführen. 23 Prozent der erkrankten Kinder waren Neugeborene und Säuglinge unter einem Jahr.

Corona-Maßnahmen führten zu Verschiebung und Nachholeffekten

Laut der Untersuchung wurden während der Hochphase der Corona-Pandemie 2020/21 im Saarland fast keine Kinder mit RS-Infektionen im Saarland behandelt. Danach habe sich der Höhepunkt der RSV-Welle jedoch zeitlich nach vorne verschoben. „Die Saison 2020/21 ist wegen der Corona-Schutzmaßnahmen nahezu ausgefallen“, meint Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Dadurch sei es zu erheblichen Nachholeffekten gekommen.

Für viele Säuglinge gab es in den Kliniken keinen Platz mehr

Auffällig sei zudem, dass ungewöhnlich viele Neugeborene und Säuglinge trotz erheblicher Krankheitslast nicht stationär aufgenommen werden konnten. In den Kliniken war kein Platz mehr. Engmaschige Kontrollen hätten den Betreuungs- und Versorgungsaufwand verstärkt. Kliniken und Ambulanzen arbeiteten, so Fischbach, auch aufgrund der coronabedingten Personalausfälle an ihren Kapazitätsgrenzen. „Wir brauchen mehr Kinderkrankenschwestern und -pfleger, die durch eine fachbezogene Ausbildung gewonnen werden müssen.“

Leiter der Saar-DAK sieht Politik in der Pflicht

Jürgen Günther, der Leiter der DAK-Landesvertretung im Saarland, sieht einen akuten Handlungsbedarf der Landespolitik. Der Klinikbereich und der ambulante Sektor müssten in Zukunft besser auf Infektionswellen vorbereitet sein. Sofort-Maßnahmen wie zusätzliche Mittel für Kinderkliniken oder die Behandlung von Atemwegserkrankungen durch niedergelassene Kinderärzt:innen seien ein erster Schritt. Günther wünsche sich jedoch einen Runden Tisch zur Kindergesundheit.

Daten von 9.700 Kindern und Jugendlichen analysiert

Für die Sonderanalyse untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von „Vandage“ und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von über 9.700 DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen. Ausgewertet wurden die Jahre 2017 bis 2022. Mit 5,5 Millionen Versicherten ist die DAK die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands. Im Saarland sind rund 69.000 Menschen bei dem Anbieter versichert.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung der DAK