Saar-Apothekerkammer warnt: Arznei-Lieferengpässe werden immer bedrohlicher

Im Saarland werden immer mehr Medikamente allmählich knapp. Die Apothekerkammer des Saarlandes spricht von "immer bedrohlicheren Zügen" der Lieferengpässe.
In Apotheken im Saarland werden immer mehr Arzneimittel knapp. Symbolfoto: Hauke-Christian Dittrich/dpa-Bildfunk
In Apotheken im Saarland werden immer mehr Arzneimittel knapp. Symbolfoto: Hauke-Christian Dittrich/dpa-Bildfunk

Liste der schwer verfügbaren Arzneimittel immer länger

„Die bereits seit Jahren bestehenden Lieferengpässe bei Medikamenten nehmen immer bedrohlichere Züge an“, so der Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, Manfred Saar. Demnach werde die Liste der Arzneimittel, die kaum noch verfügbar sind, immer länger. Sie erstreckt sich bereits von Fiebersäften, über Schmerzmittel bis zu Antibiotika.

Apotheken müssen kreativ werden, um Patient:innen zu versorgen

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den saarländischen Apotheken tun ihr Bestes, um die unzähligen Lieferengpässe von Arzneimitteln zu managen.“ Nur dank ihrer Kreativität und ihres Verantwortungsbewusstseins könne man medikamentöse Therapien von akut und chronisch erkrankten Patient:innen noch sicherstellen. „Ich möchte mich bei allen Apothekenteams im Saarland für ihren engagierten, kompetenten und verantwortungsvollen Einsatz bedanken“, so Saar.

Einige Mittel können selbst hergestellt oder ersetzt werden

Einige Medikamente, wie etwa Fiebersäfte, können Apotheker:innen selbst herstellen. Auch dies werde jedoch zunehmend schwieriger. Denn auch die erforderlichen Ausgangssubstanzen werden knapp. Wo die Eigenproduktion nicht möglich ist, versuchen die Mitarbeiter:innen eine vertretbare Alternativmedikation zu finden. „Unser ureigener Anspruch ist es, keine Patientin und keinen Patienten unversorgt zu lassen“, erklärt der Präsident der Apothekerkammer.

Flohmarkt-Vorschlag sei verantwortungslos

Dem Präsidenten der Bundesärztekammer wirft Saar dagegen aufgrund seiner jüngsten Äußerungen mangelndes Verantwortungsbewusstsein vor. Klaus Reinhardt hatte vorgeschlagen, dass Arzneimittel auf lokalen Flohmärkten gehandelt werden könnten. Die Saar-Apothekerkammer habe diesen „Aufruf zum nachbarschaftlichen Austausch verfallener Arzneimittel“ mit Bestürzung wahrgenommen.

Dies löse keine Lieferengpässe, sondern verleite Menschen zu gefährlichen Arzneimitteleinnahmen. „Mit diesem Vorschlag wird der Bagatellisierung von Arzneimitteln in unverantwortlicher Weise Vorschub geleistet. Und: Ist es das, was Deutschland will? Einen Tauschmarkt für Arzneimittel?“, fragt Saar.

Apotheken treffe keine Schuld an Engpässen

Derweil weist er Vorwürfe, dass Apotheken durch Hamstern zu Engpässen beigetragen hätten, zurück. „Politik und Krankenkassen machen es sich zu einfach, Lieferengpässe gerade bei Fiebersäften den angeblich hamsternden Apotheken in die Schuhe zu schieben.“ Die Apotheken wiesen, so Saar, seit Jahren auf die Auswirkungen der Ökonomisierung des Gesundheitswesens hin.

Diese seien nun spürbar. „Und ich befürchte, dass wir erst am Anfang stehen!“. Schon seit einigen Monaten sind Fiebersäfte und Fieberzäpfchen für Kinder mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen nur schwer zu bekommen. Zudem ist auch der Magensäureblocker Pantoprazol oder das Antibiotikum Amoxicillin nur schwer zu beschaffen.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung der Apothekerkammer des Saarlandes