Saar-Corona-Experte rechnet im Februar mit Inzidenz um 3000

Die Omikron-Welle treibt die Corona-Zahlen im Saarland und ganz Deutschland aktuell auf Höchstwerte. Laut des Saarbrücker Experten für Prognosen Thorsten Lehr wird das auch noch eine Weile so weiter gehen. Insbesondere die Lage an Schulen sieht er dabei kritisch.
Thorsten Lehr arbeitet als Professor in der Klinischen Pharmazie. Foto: Iris Maria Maurer/dpa-Bildfunk
Thorsten Lehr arbeitet als Professor in der Klinischen Pharmazie. Foto: Iris Maria Maurer/dpa-Bildfunk

Die Omikron-Welle wird laut des Corona-Experten Thorsten Lehr von der Uni Saarbrücken etwa Mitte Februar ihren Höhepunkt erreichen. Dann sei mit einer Verdreifachung der aktuellen Inzidenz zu rechnen. Es sei davon auszugehen, dass die Sieben-Tage-Inzidenz dann zwischen 2.000 und 3.000 liege, so der Pharmazie-Professor gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Bis zu 300.000 Infizierte am Tag

„Wir sehen, wie das in die Höhe schnellt. Wir werden dann im Bereich von bis zu 200.000 bis 300.000 Infizierten am Tag sein.“ Teilweise sogar darüber. Möglich sei jedoch auch, dass die Test-Kapazitäten dann nicht mehr ausreichen. Die erwarteten Zahlen in dieser Höhe würden dann nicht in die Statistik eingehen.

Verläufe in den Regionen zeitlich versetzt

Zurzeit sehe man, dass die Infektionslage in Deutschland regional unterschiedlich verläuft – mit „einem relativ starken zeitlichen Versatz“, so Lehr. „Wir haben so eine gegen den Uhrzeigersinn wandernde Omikron-Welle“, erklärt er. Nachdem der Nordwesten den Höhepunkt erreicht, folgt zunächst der Südwesten, dann der Osten. In den östlichen Bundesländern – mit Ausnahme von Berlin – sei es aktuell noch ruhiger. „Aber die Trendwende ist dort eingeläutet und es wird auch da ankommen“, sagte er. „Es wird letztlich alle erwischen.“

Lehr rechnet mit Entspannung im April – wenn es keine neue Variante gibt

Allerdings hätten Regionen, die später erfasst würden, den Vorteil, dass die Jahreszeit hilft, die Welle abzuflachen. „Je weiter wir in den Frühling reingehen, desto leichter wird es wieder.“ Im April, glaubt Lehr, würden die Inzidenzen wieder deutlich sinken. „Ich glaube, dass wir da auf jeden Fall Entspannung sehen.“ Es sei denn, „dass dann wieder eine neue Variante um die Ecke kommt“. Man dürfe sich nichts vormachen: Bislang seien sie alle in einem Sechs-Monats-Zyklus aufgetaucht. Daher sei nicht vorhersehbar, wie lange die Pandemie noch dauere.

Durchseuchungsstrategie berge Gefahr von Langzeitfolgen

Aus diesem Grund sei es umso wichtiger, sich zu wappnen. „Wir brauchen eine Immunisierung der Bevölkerung. Ob das jetzt durch Impfpflicht oder Durchseuchung kommt, das wird letztlich eine Entscheidung der Politik sein.“ Da eine Durchseuchungsstrategie jedoch eine Menge unvorhersehbare Langzeitfolgen bedeuten könne, befürworte er die Impfpflicht. „Wir reden im Moment gar nicht über die Long-Covid-Symptomatik„, bemängelt der Professor von der Universität des Saarlandes. „Dabei sind die Langzeitfolgen des Virus absolut unkalkulierbar.“

Lage an den Schulen sei dramatisch: „Durchseuchung unserer Kinder“

Insbesondere die Lage an den Schulen mache ihn „sehr unglücklich“. Die Zustände seien in seinen Augen dramatisch. „Wir haben einfach eine Durchseuchung unserer Kinder. Und wir wissen nicht, was wir da für Langzeitfolgen haben.“ Lehr wolle keine Panik schüren. „Aber wir haben uns in den letzten Jahren viel zu wenig mit Spätfolgen von Viren auseinandergesetzt.“ Er finde: „Man sollte in dieser Situation dieses absehbaren Pandemie-Peaks (Höhepunkts) über eine Aussetzung der Präsenzpflicht an Schulen auf freiwilliger Basis diskutieren.“

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presseagentur