Saar-Experte warnt vor Wiederanstieg der Corona-Zahlen

In Deutschland sind die Corona-Zahlen aktuell stabil. Während manche bereits an ein baldiges Ende der vierten Welle glauben, sind Expert:innen dennoch skeptisch. Darunter auch der Corona-Forscher Thosten Lehr aus dem Saarland.
Thorsten Lehr, Saarbrücker Pharmazie-Professor warnt vor einem erneuten Anstieg der Corona-Zahlen. Archivfoto: Iris Maria Maurer/dpa-Bildfunk
Thorsten Lehr, Saarbrücker Pharmazie-Professor warnt vor einem erneuten Anstieg der Corona-Zahlen. Archivfoto: Iris Maria Maurer/dpa-Bildfunk

Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland haben sich stabilisiert, zuletzt sind sie sogar etwas gesunken. Laut Robert Koch-Institut (RKI) liegt die Sieben-Tage-Inzidenz am heutigen Mittwoch (15. September 2021) bei 77,9 (Vortag: 81,1; Vorwoche: 82,7). Auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte stagniert. Entwarnung will der Saarbrücker Experte für Corona-Prognosen Thorsten Lehr jedoch nicht geben.

Warum die Zahlen derzeit stagnieren

Die aktuelle Entwicklung sei auf zwei Faktoren zurückzuführen. Einerseits kehren weniger Menschen von einer Reise zurück, wodurch die Zahl an eingeschleppten Infektionen sinkt. Andererseits seien in vielen Bundesländern die Zahlen nach den Sommerferien zunächst explosionsartig gestiegen. „Dieser Anstieg ist durch die Durchführungen von Tests in der Schule und dem Entdecken von in die Schule getragenen Infektionen zu erklären und nicht durch unkontrollierte Infektionen in der Schule“, so der Experte gegenüber der Deutschen Presseagentur. Durch das kontinuierliche Testen und Quarantänen komme es ein bis zwei Wochen später nun zu einer Stagnation oder sogar Abnahme. „Es kehrt eine gewisse Normalität ein.“

Ähnliche Entwicklung bereits im vergangenen Jahr

Lehr warnt jedoch vor voreiligen Schlüssen. „Dieses Verhalten der Inzidenzkurve haben wir fast auf den Tag genau im letzten Jahr beobachten können,“ erklärt er. Damals sei die Inzidenz zunächst leicht abgesunken oder stagniert, bevor sie Ende September stark angestiegen sei. „Bei der aktuellen Impfsituation und den gelockerten Kontaktbeschränkungen ist ein ähnlicher Anstieg Ende September, Anfang Oktober wieder erwartbar„, so Lehr.

Jahreszeit könnte Infektionsrate begünstigen

Die Jahreszeit dürfte den Effekt verstärken, fürchtet der Saarbrücker Forscher. Während die Saisonalität im Frühjahr und Sommer noch als „Rückenwind“ bei der Reduktion der Infektionen gewirkt habe, werde sie ab Oktober wohl wieder zum „Gegenwind“.

Auch dieses Jahr könnten Kliniken an ihre Grenzen kommen

Auch Viola Priesemann, Leiterin einer Forschungsgruppe am Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation warnt: „Wir haben auch in Deutschland noch das Potenzial, dass die Zahlen im Herbst wieder deutlich hochgehen. Und zwar so hoch, dass auch die Krankenhäuser wieder sehr belastet werden können.“ Noch seien zu viele in der Altersgruppe über 50 Jahren ungeimpft. Im letzten Winter habe die Infektionsrate von zehn bis 15 Prozent der Menschen bereits die Krankenhäuser an ihre Grenzen gebracht. Man müsse Vorsichtsmaßnahmen daher beibehalten und weiter für die Impfung werben.

Ruhephase vor dem Sturm nutzen

Laut Lehr hätten die Menschen in Deutschland die weitere Entwicklung selbst in der Hand. „Wir sollten diese Ruhephase vor einem potenziellen Sturm dringend zur Impfung nutzen und nicht mit Wunden lecken und politischen Diskussionen verstreichen lassen“, erklärt der Saarbrücker Experte abschließend.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presseagentur