Saarbrücken kritisiert Drogen-Studie

Harald Schindel, Sicherheitsdezernent der Stadt Saarbrücken, kritisiert die Drogenstudie, nach der die Landeshauptstadt beim Amphetamin-Konsum europaweit auf Platz eins liegt. Ein Forscher betont hingegen, der hohe Speed-Wert im Abwasser könne kein Zufall sein. Ist möglicherweise ein geheimes Drogen-Labor verantwortlich?
Amphetamin ist auch als Speed und Pep bekannt und hat eine aufputschende Wirkung. Symbolfoto: David Ebener/dpa-Bildfunk.
Amphetamin ist auch als Speed und Pep bekannt und hat eine aufputschende Wirkung. Symbolfoto: David Ebener/dpa-Bildfunk.
Amphetamin ist auch als Speed und Pep bekannt und hat eine aufputschende Wirkung. Symbolfoto: David Ebener/dpa-Bildfunk.
Amphetamin ist auch als Speed und Pep bekannt und hat eine aufputschende Wirkung. Symbolfoto: David Ebener/dpa-Bildfunk.

Der Sicherheitsdezernent von Saarbrücken, Harald Schindel (Die Linke), hat die Ergebnisse der Studie zum Drogenkonsum in europäischen Städten als „fragwürdig“ bezeichnet. Schindel kritisiert, Abwässer in den beiden hiesigen Kläranlagen würden nicht nur aus Saarbrücker Haushalten, sondern auch aus anderen saarländischen und einigen lothringischen Gemeinden gespeist. Der Anteil aus Fremd-Abwässern liege bei 30 Prozent.

Zudem sei eine falsche Bezugsgröße genutzt worden: Die Forscher hätten die Einwohnerzahl für Saarbrücken mit 203.983 angegeben. „Das ist zweifach falsch: Die Einwohnerzahl Saarbrückens liegt zwar unter 200.000, aber die Zahl der Einwohner, deren Abwässer in die beiden Kläranlagen eingeleitet werden, ist weit höher. Sie liegt bei etwas über 250.000„, erklärt Schindel. Hätten die Wissenschaftler diese Zahl herangezogen, wären niedrigere Konsum-Werte für Saarbrücken herausgekommen.

Hoher Amphetamin-Wert „kann nicht nur Zufall sein“

Weiterer Kritikpunkt: An der Untersuchung, in der Saarbrücken europaweit Platz eins beim Konsum von Amphetaminen belegt, hätten sehr viele deutsche Großstädte nicht teilgenommen, so Schindel. Darauf entgegnet Professor Ludwig Kraus, Ansprechpartner für die Studie in Deutschland und Epidemiologe vom Institut für Therapieforschung (IFT) in München, in der „SZ“:  Bei der Untersuchung sei es nicht darum gegangen, eine Hitliste aller Städte aufzustellen. Die Forscher wollten interessierte Kommunen darauf hinweisen, in welchen Bereichen es Probleme gebe. Kraus betonte zum Thema Amphetamin-Konsum in Saarbrücken: „Zwei Mal hintereinander hohe Werte – das kann nicht nur Zufall sein“, so die „SZ“. Saarbrücken hatte in der Studie bereits im letzten Jahr Platz drei in Europa belegt.

Die Studie der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) hatte ergeben, dass 1.000 Saarbrücker am Tag durchschnittlich 407,4 Miligramm Amphetamin am Tag konsumieren. Das ist fast doppelt so viel wie in der isländischen Hauptstadt Reykjavík, die europaweit auf Platz zwei landet.

Unentdecktes Labor Verursacher?

Der Drogenbeauftragte der saarländischen Landesregierung, Stephan Kolling (CDU), hatte nach der Veröffentlichung der Analyse diese Woche „Werkstattgespräche mit allen Akteuren“ angekündigt. Dort wolle man die Ursachen für den Amphetamin-Konsum herausfinden. Das Gesundheitsministerium untersucht laut „SR“ derzeit auch, ob nicht ein unentdecktes Drogen-Labor, das Amphetamin herstellt, der größte Einleiter ist.

Verwendete Quellen:
Pressemitteilung von Harald Schindel
• eigene Berichte
• Saarbrücker Zeitung
• Saarländischer Rundfunk