Saarländer drehen bewegende Dokumentation über Flüchtlingscamps in Griechenland

Fünf Freunde aus dem Saarland haben eine Dokumentation über die Situation von geflüchteten Menschen in Griechenland gedreht. Dabei geben sie nicht nur authentische Einblicke in die Lage in den Flüchtlingscamps, sondern verleihen den Schutzsuchenden auch eine Stimme. Herausgekommen sind 71 Minuten bewegendes Filmmaterial.
Das "Blue Future Project" hat zahlreiche Schutzsuchende in den Flüchtlingslagern in Griechenland interviewt. Screenshot aus der Dokumentation "Vertrieben - Schutzsuchende und unsere Verantwortung"
Das "Blue Future Project" hat zahlreiche Schutzsuchende in den Flüchtlingslagern in Griechenland interviewt. Screenshot aus der Dokumentation "Vertrieben - Schutzsuchende und unsere Verantwortung"
Das "Blue Future Project" hat zahlreiche Schutzsuchende in den Flüchtlingslagern in Griechenland interviewt. Screenshot aus der Dokumentation "Vertrieben - Schutzsuchende und unsere Verantwortung"
Das "Blue Future Project" hat zahlreiche Schutzsuchende in den Flüchtlingslagern in Griechenland interviewt. Screenshot aus der Dokumentation "Vertrieben - Schutzsuchende und unsere Verantwortung"

Saarländer drehen Dokumentation über Flüchtlingslager

Die fünf Freunde Tibor, Christian, Bijan, Christoph und Andre reisten im Sommer nach Griechenland. Nicht etwa um Urlaub zu machen und entspannt in der Sonne zu liegen. Vielmehr wollten sie sich ein eigenes Bild von der aktuellen Lage in den Flüchtlingscamps in Griechenland machen. Denn die Gruppe um die Gründer des bekannten Saarbrücker „Blue Future Projects“ will nicht wegschauen, sondern Verantwortung übernehmen.

[legacy_code] Informationen zum „Blue Future Project“ aus Saarbrücken [/legacy_code]

Dafür besuchte sie zunächst verschiedene Camps auf dem Festland und reiste dann auch zum berüchtigten Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos. Dabei war es alles andere als leicht, sich überhaupt Zutritt zu den Camps zu verschaffen und mit den geflüchteten Menschen ins Gespräch zu kommen. Denn Aufnahmen von Bild- und Fotomaterial aus den Flüchtlingslagern sind von den griechischen Behörden nicht gerne gesehen. So soll Sicherheitspersonal vor den Camps den Zutritt mit Kameras verhindern. Gespräche mit den Flüchtlingen sollen ebenfalls abgeschottet werden.

71 Minuten Bildmaterial zeigt prekäre Situation

Das „Blue Future Project“ schafft es trotzdem, regen Kontakt mit den Geflüchteten herzustellen und sammelt eindrucksvolles Bildmaterial, dass sie nun in eine Dokumentation gegossen haben. In dem rund 71-minütigen Film zeigen sie nicht nur die prekäre Situation in den Lagern auf, sondern geben den Schutzsuchenden eine Stimme. Diese sollen selbst über ihre Schicksale berichten.

Was gleich zu Beginn auffällt: Die Menschen in den Lagern sind froh, dass sich überhaupt mal jemand für sie interessiert. Viele berichten davon, dass sich gewöhnlicherweise niemand für ihre Schicksale interessiere. Die Interviewpartner:innen wirken allesamt ernüchtert. Sie seien wegen Krieg und aus Sorge um ihre Sicherheit aus ihren Heimatländern geflohen. Nun stecken sie teilweise schon seit Jahren in den Flüchtlingscamps fest und fühlen sich auch dort nicht sicher.

Miserable Wohnsituation in den Camps

Denn die Lebensbedingungen in den Camps sind sehr schlecht. Überall liegt Müll, es gibt kein sauberes Trinkwasser, es mangelt an Essen und auch die medizinische Versorgung wird vielen verwehrt. Darüber hinaus schildern zahlreiche Interviewpartner:innen Gewalt in den Camps. Vor allem die Bewohner:innen in Moria berichten von einem Leben in ständiger Angst. Schlägereien und Messerattacken gebe es täglich. Auch Sexual- und sogar Tötungsdelikte seien bereits mehrfach vorgekommen.

Polizeigewalt gegen Geflüchtete keine Seltenheit

Daneben mussten zahlreiche Schutzsuchende auch noch Polizeigewalt erleben. Man nehme den Menschen teilweise die Dokumente ab, sperre sie grundlos in Gefängnisse, misshandle und beleidige sie. Dass die griechische Polizei nicht zimperlich unterwegs ist, mussten die Freunde aus dem Saarland auch selbst feststellen. Denn einige Polizisten zeigten sich so gar nicht erfreut über das Filmen der prekären Zustände und präsentierten sich von ihrer aggressiven Seite.

„Die Leute hier sind echte Menschen, keine Tiere!“

Wie schlimm die Situation der geflüchteten Menschen in den griechischen Camps ist, zeigt auch das bewegende Interview mit einem 14-jährigen Jungen, der darum fleht, endlich wie ein Mensch behandelt zu werden. „Bitte, Bitte, Bitte helft mir! Die Leute hier sind echte Menschen, keine Tiere! Wir sind Menschen, warum helft ihr uns nicht?“, ruft er verzweifelt in die Kamera. „Moria ist die Hölle!“ oder „Hier gibt es nichts Gutes. Es ist ein abgefuckter Ort!“ fassen andere Interviewpartner:innen die Lage zusammen.

Das „Blue Future Project“ schafft es in den 71 Minuten Filmmaterial einen authentischen Einblick in das aktuelle Leben der Schutzsuchenden in Griechenland zu gewähren. Dass sie während ihres Filmens oft selbst mit Beklemmungsgefühlen zu kämpfen hatten, verstecken sie keineswegs.

„Blue Future Project“ appelliert an Verantwortungsgefühl

Am Ende appellieren die „Blue-Future“-Chefs Tibor und Christoph an das Verantwortungsgefühl der Zuschauer:innen und zeigen auf, dass Europa beispielsweise durch Waffenexporte in Kriegsländer, maßgeblich an der Flüchtlingskrise beteiligt ist. Dem „Blue Future Project“ ist es wichtig, dass die Ursachen von Flucht zu bekämpft werden, damit die Menschen erst gar nicht in die Lage kommen, ihre Heimatländer verlassen zu müssen. Und dafür sollten wir alle Verantwortung übernehmen, statt wegzuschauen.

Ausgehend von der These „Jeder Einzelne trägt die volle Verantwortung“ stellen sie den Zuschauer:innen abschließend folgende Fragen:
– Wo konsumierst du? Wo kaufst du ein?
– Wo legst du dein Geld an?
– Wo verzinst du deine Altersvorsorge?
– Wen wählst du? Informierst du dich über die Politik?
– Redest du mit Freunden oder deiner Familie über solche Themen?

Die Dokumentation findet ihr in voller Länge unter: „Vertrieben – Schutzsuchende und unsere Verantwortung“.
Weitergehende Informationen zum „Blue Future Project“ findet ihr unter: „Mehr als nur Entwicklungshilfe: Das ist das Blue Future Project aus Saarbrücken“.

Verwendete Quellen:
– Dokumentation „Vertrieben – Schutzsuchende und unsere Verantwortung“ des „Blue Future Projects“