Barfuß-Saarländer erzählt: Deshalb trage ich keine Schuhe mehr

Auch Minustemperaturen halten ihn nicht ab: Der St. Ingberter Volker Wieland geht seit Jahren bei jedem Wetter barfuß. Und hat deswegen schon jede Menge interessante Gespräche gehabt.
Wieland ist nur noch barfuß unterwegs. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk
Wieland ist nur noch barfuß unterwegs. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk

Saarländer läuft seit Jahren nur noch barfuß

Er macht es im Zug, er macht es in der Kirche, und er macht es auf der Straße: Barfußgehen. Volker Wieland ist quasi immer ohne Schuhe unterwegs. Und das schon seit etlichen Jahren. „Man kann sagen, seit 2014 oder 2015 bin ich nur noch barfuß unterwegs“, sagt der frühere Sportphysiotherapeut in Saarbrücken. Kälte, Hitze, Schmutz oder Nässe – damit kommt der 50-Jährige klar. „Es ist eine Frage der Gewohnheit. Vieles ist auch Abhärtung und Training.“

Warum er keine Schuhe mehr trägt

Der Schritt weg von den Schuhen war für Wieland eine Art Befreiungsschlag. Zuvor hatte er gesundheitliche Probleme an den Knien gehabt. „Irgendwann ging nichts mehr“, erzählt Wieland, der unter anderem am Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland in Zweibrücken Stabhochspringer und Speerwerfer betreut hatte. „Ich wusste, ich muss meinen Füßen mehr Raum geben.“ Ohne Schuhe sei er heute fitter denn je. Und die Knieprobleme? „Die haben sich gelöst.“

Größere Verletzungen hat er noch keine erlitten. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk

Barfuß zu gehen oder „auf freiem Fuß zu leben“, wie Wieland sagt, ist für ihn mehr als nur ein Weg, um gesünder durchs Leben zu kommen. Es ist auch sein Mittel der Entschleunigung. „Man macht die Schritte und alles andere bewusster und achtsamer“, sagt der gebürtige Schwabe, der seit 2014 nicht mehr als Sporttherapeut arbeitet. Auch wenn es Verwunderung auslöst: Er schneidet auch die Brombeerhecke barfuß oder fährt barfuß mit dem Fahrrad bei Minustemperaturen ins Büro.

Wieland ist Sprecher im Verein „Fuss“

Wieland ist im Saarland der Landessprecher für den Verein „Fuss“, Fachverband Fußverkehr Deutschland, der die Interessen von Fußgängern im Blick hat. „Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen gerne, sicher und einfach zu Fuß gehen können“, sagt er. Dabei gehe es nicht nur um breitere Gehwege. „Sondern um einen Straßenraum, in dem Menschen gerne verweilen.“ Dazu gehörten auch Sitzmöglichkeiten.

Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Sprechers von „Fuss“, Arndt Schwab, zählt der Verein bundesweit rund 1.000 Mitglieder. „Wir sind ein kleiner Verband, aber es gibt ein starkes Wachstum“, sagt er in Bad Ems. „Das Bewusstsein für den Fußverkehr wächst.“ Man trete beispielsweise dafür ein, dass Regelungen zu legalem Gehwegparken zurückgenommen oder eingeschränkt würden. Oder dass größere Abstände beim Parkverbot vor Zebraschreiben vorgeschrieben würden, sagt der Sachgebietsleiter für Verkehrsplanung bei der Stadt Koblenz.

Verein setzt sich für bessere Bedingungen ein

Ein Ziel sei, dass überall Menschen zu zweit nebeneinander auf dem Gehweg gehen könnten, sagt Schwab. Und dass es an Kreuzungen und Knotenpunkten eine bessere Sicht gebe, auch für Kinder. Denn nur, wenn die Bedingungen stimmten, würden Menschen „viel Alltagsmobilität zu Fuß“ zurücklegen. Das bedeute, dass Erwachsene am besten schon den Weg zur Arbeit und Kinder zur Schule zu Fuß machten.

Jeden Tag geht Wieland zehn Kilometer

Dafür setzt sich Wieland auch in Saarbrücken ein, etwa wenn er in Kindertagesstätten zu Besuch ist. „Mein Leben ist ein Plädoyer für das einfache Bewegen. Und das Motto des Vereins ist: Geh zu „Fuss“, so oft es geht!“ Bei ihm sind es pro Tag rund zehn Kilometer. Barfußgehen sei gesund: „Ich ermutige jeden, es mal 30 Minuten pro Tag zu versuchen.“ Muskeln im Fuß würden trainiert und die Durchblutung angeregt. Größere Verletzungen habe er sich bisher kaum zugezogen. Wenn er merke, dass etwas an der Fußsohle pikse, halte er sofort an und schaue nach, was der Grund ist.

Barfuß-Mann ist in Saarbrücken bekannt

Anfangs hätten Leute sich nach ihm umgedreht („Guck mal, der da!“) oder ihn angesprochen, weil er barfuß unterwegs war. „Das hat mich genervt.“ Heute sei das nicht mehr so. „In Saarbrücken ist es bekannt“, sagt er. Und wenn er im Zug oder in anderen Städten unterwegs sei, habe er nur noch interessante Gespräche.

Nicht überall stößt er auf Verständnis

Und ja, es sei ihm schon passiert, dass er des Hauses verwiesen werden sollte, weil er keine Schuhe anhatte. Einmal in einem Supermarkt, einmal am Frühstücksbuffet eines Hotels und einmal in einer Bahnhofshalle. Nach Gesprächen mit Verantwortlichen habe er dann aber meist grünes Licht bekommen. „Oft ging es um Fragen der Haftung.“

Zwei Paar Schuhe reichen ihm

Am Wohnort in Rentrisch in St. Ingbert hat Wieland nur noch zwei Paar Schuhe. Ein Paar Sandalen und ein Paar Minimalschuhe, die dem Gefühl des Barfußgehens am nächsten kommen. Wie viele Stunden er diese Schuhe im Jahr trage? „Das ist so gering, im Promillebereich.“ Socken hasse er. „Die schränken mich ein.“ Aber er habe Stulpen, die er, wenn es kalt ist, über die Knöchel ziehe. „Das macht warm.“

Wieland sagt, er lebt „auf freiem Fuß“. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk

Wieland aus Backnang in Baden-Württemberg lebt seit 30 Jahren im Saarland. „Ich bin ein schwäbischer Saarländer“, sagt er lachend. Nach Saarbrücken kam er zum Sportstudium, später leitete er die sportmedizinische Trainingstherapie in einem ambulanten Rehazentrum in Blieskastel. „Ich fühle mich im Saarland sehr wohl.“

Barfuß am Silvesterlauf teilgenommen

Jüngst hat er in seiner Heimatstadt Backnang für Schlagzeilen gesorgt, als er barfuß am Silvesterlauf teilnahm. „Da hat man sich gewundert, dass ich ohne Schuhe erst fünf und dann noch zehn Kilometer gelaufen bin.“ Und fügt hinzu: „Es hat mir gut getan, aber ich war dann schon mit den Fußsohlen an meinen Grenzen.“

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur