Scharlach und Co.: Kindern im Saarland drohen massive Infektionswellen

Auf Kinder im Saarland könnten in diesem Jahr massive Infektionswellen bei klassischen Kinderkrankheiten zukommen. Einer Studie der Barmer zufolge sei mit Nachholeffekten der Corona-Pandemie zu rechnen.
Im Saarland drohen unter anderem massive Scharlach-Wellen. Symbolfoto: Philipp Schulze/dpa-Bildfunk
Im Saarland drohen unter anderem massive Scharlach-Wellen. Symbolfoto: Philipp Schulze/dpa-Bildfunk

Drohen massive Infektionswellen bei Kinderkrankheiten im Saarland?

In diesem Jahr drohen Familien im Saarland möglicherweise massive Infektionswellen bei klassischen Kinderkrankheiten. Darauf deuten repräsentative Auswertungen für den BARMER-Arztreport hin. Grund könnte die geringe Zahl der Infektionen in der Corona-Pandemie sein. Die wissenschaftliche Pandemie-Aufarbeitung müsse nun zeigen, ob die Verschiebung auch schwerere Verläufe bei Kinderkrankheiten hervorrufe.

Nachholeffekt: Starke Zunahme bei Scharlachinfektionen

So ist etwa die Zahl der Scharlachinfektionen bei saarländischen Kindern bis 14 Jahren im Jahr 2021 auf 437 gesunken. Zwei Jahre zuvor waren es 4.058 – ein Minus von 89 Prozent. Das klingt erstmal nach einer guten Nachricht. „Ärzteschaft und Politik haben aber in diesem Jahr auf eine massive Zunahme bei Scharlachinfekten hingewiesen, die wir als intensive Nachholeffekte deuten“, so Dunja Kleis, Geschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und dem Saarland.

Auch Mundfäule-Fälle gingen in Pandemie zurück

Auch weitere Kinderkrankheiten waren im Saarland während der Pandemie auf dem Rückzug. Die Zahl der Mundfäule-Fälle bei Kindern U-14 reduzierte sich hierzulande etwa von 1.141 im Jahr 2019 auf 571 im Jahr 2021. Die schmerzhafte Entzündung der Mundschleimhäute geht mit hohem Fieber einher, bei der Kinder oft die Nahrungsaufnahme verweigern. Besonders häufig tritt sie im dritten Quartal des Jahres auf.

68 Prozent weniger Ringelrötel-Infektionen

Darüber hinaus gingen auch die Fälle von Ringelröteln und Windpocken in den Corona-Jahren stark zurück. Im Jahr 2021 steckten sich nur 99 Kinder im Saarland mit den Röteln an. 2019 waren es noch 312 – eine Abnahme von 68 Prozent. Die Symptome ähneln denen eines grippalen Infekts. Jedoch treten auch fleckige Rötungen der Haut auf.

Windpocken-Fälle bereits zuvor durch Impfung gesunken

Bei Windpocken hat sich die Zahl der Infektionen im Jahr 2021 um 57 Prozent vermindert. Damals wurden 81 Fälle im Saarland gemeldet, 2019 noch 189. Schon vor der Pandemie hatten Schutzimpfungen jedoch zu einer deutlichen Abnahme der Infektionen geführt. Nach der Impf-Empfehlung im Jahr 2004, seien die Fälle von 2005 bis 2019 um 96 Prozent gesunken.

Hand-Fuß-Mund-Krankheit stieg bereits von 2020 auf 2021 deutlich

Aber nicht alle Kinderkrankheiten wurden während der Corona-Pandemie rückläufig diagnostiziert. Bei der Hand-Fuß-Mund-Krankheit zeigt sich laut Barmer ein gegenteiliger Effekt. Zwar sank die Zahl der Fälle von 3.223 im Jahr 2019 auf 658 im Jahr 2020. Allerdings stieg sie im Jahr 2021 auf 2.209. Auch hier sind die Krankheitszeichen einem grippalen Infekt ähnlich. Dazu treten rote Flecken an der Mundschleimhaut sowie vor allem an Handflächen und Fußsohlen auf.

Nachholeffekt mit noch höheren Fallzahlen möglich

Da sich ein Kind mehrfach anstecken kann, müsse man die Entwicklung weiter beobachten. „Es muss sich noch zeigen, wie sich die Fallzahlen nach vollständigem Wegfall der Kontaktbeschränkungen und der Maskenpflicht entwickeln“, so Kleis. Ein Nachholeffekt wie bei Scharlach sei trotz der ohnehin hohen Fälle nicht auszuschließen.

Lehren aus Pandemie ziehen

Kinder trügen bis heute die gesundheitlichen Konsequenzen der Corona-Pandemie. „Um künftig ähnliche negative Effekte zu vermeiden, müssen nun die richtigen Lehren aus der Pandemie gezogen werden“, betont Kleis. Es brauche wissenschaftlich fundierte Konzepte, die bei einer Pandemie als Blaupause dienen könnten.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung der Barmer