Sexuelle Missbräuche in Homburg: Arzt soll mit zwölfjährigem Patienten gechattet haben

Auf die strafrechtlichen Folgen von sexuellem Missbrauch hat die Polizei den Assistenzarzt, der Kinder an der Uniklinik in Homburg angegangen haben soll, bereits 2013 hingewiesen. Zuvor hatte er mit einem minderjährigen Patienten bei Facebook gechattet.
Der Assistenzarzt war an der Kinder- und Jugendpsychatrie des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg angestellt. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk.
Der Assistenzarzt war an der Kinder- und Jugendpsychatrie des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg angestellt. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk.
Der Assistenzarzt war an der Kinder- und Jugendpsychatrie des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg angestellt. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk.
Der Assistenzarzt war an der Kinder- und Jugendpsychatrie des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg angestellt. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk.

Der verstorbene Assistenzarzt, der an der Uniklinik in Homburg mehrere Kinder sexuell missbraucht haben soll, hat offenbar via Facebook mit einem zwölfjährigen Patienten kommuniziert. Das berichtet der „SR“ mit Berufung auf die Staatsanwaltschaft.

Demnach sei es 2013 zu einer sogenannten Gefährderansprache durch die Polizei gekommen. Dabei sei der Arzt auf die möglichen strafrechtlichen Folgen von sexuellem Missbrauch hingewiesen worden. Das Jugendamt hatte die Ermittler zuvor auf den Chat aufmerksam gemacht.

Disziplinarverfahren gegen Chef der Uniklinik eingeleitet

Gegen den Direktor der Homburger Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg hat die Rechtsaufsicht beim Wissenschaftsministerium derweil ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Laut „Saarbrücker Zeitung“ sind die Hintergründe des Verfahrens gegen Professor Dr. Alexander von Gontard mögliche Verfehlungen beim Kinderschutz und der Patientenfürsorge in der Ambulanz. Unter anderem geht es um die Frage, inwieweit eine Chefarzt-Anordnung befolgt, kontrolliert und dokumentiert wurde. Nach ihr durfte der Assistenzarzt Kinder und Jugendliche nicht alleine untersuchen. Von Gontard war für die „Saarbrücker Zeitung“ für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Kritik vom Kinderschutzverband

Am Montag (24. Juni) war bekannt geworden, dass der 2016 verstorbene Assistenzarzt Kinder sexuell missbraucht haben soll. Er habe laut UKS-Vorstandsvorsitzendem Professor Wolfgang Reith über einen längeren Zeitraum hinweg „medizinisch nicht notwendige Untersuchungshandlungen vorgenommen“. Der Arzt war von 2010 bis 2014 an der Klinik beschäftigt. Die Klinik hatte Ende 2014 Strafanzeige gegen den Mann gestellt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden nach dem plötzlichen Tod des damals 36-jährigen Arztes eingestellt.

Wie die „Saarbrücker Zeitung“ erfuhr, hatte das Justizministerium von den Ermittlungen gegen den Assistenzarzt Bescheid gewusst. Eltern und Opfer wurden erst in den vergangenen Monaten darüber informiert. Es habe die Erwägung im Vordergrund gestanden, den Kindern durch nötige Befragungen am Ende womöglich mehr geschadet als genutzt“ zu haben, sagte Wolfgang Reith. Man sei davon damals ausgegangen, dass die Kinder in der Regel nicht bemerkt hätten, dass der Assistenzarzt sie sexuell missbraucht habe. Kritik daran kam unter anderem vom Deutschen Kinderschutzverband im Saarland. „Schweigen ist kein Opferschutz“, so dessen Sprecher Matthias Balzert laut „SZ“.

Möglicher Missbrauchs-Skandal in Homburg: Bisherige Artikel zum Thema

25.06.2019: So verteidigt die Klinik ihr Schweigen nach sexuellen Missbräuchen in Homburg
24.06.2019: Pädophiler Arzt soll an Homburger Klinik Kinder missbraucht haben

Verwendete Quellen:
• Saarländischer Rundfunk
• Saarbrücker Zeitung
• eigene Berichte