Sind die Diesel-Fahrverbote völlig überflüssig? Experte zweifelt Grenzwerte an

Es ist seit Monaten eines der heiß diskutiertesten Themen in Deutschland: die Diesel-Fahrverbote. Umweltschützer sehen die Fahrverbote als unerlässlich. Kritiker empfinden die Fahrverbote hingegen als unverhältnismäßig und übertrieben. Nun reiht sich auch ein renommierter Lungenfacharzt in die Reihe der Kritiker ein.
Ein Experte hält die Diesel-Fahrverbote für unverhältnismäßig. Symbolfoto: Andreas Arnold/dpa-Bildfunk
Ein Experte hält die Diesel-Fahrverbote für unverhältnismäßig. Symbolfoto: Andreas Arnold/dpa-Bildfunk
Ein Experte hält die Diesel-Fahrverbote für unverhältnismäßig. Symbolfoto: Andreas Arnold/dpa-Bildfunk
Ein Experte hält die Diesel-Fahrverbote für unverhältnismäßig. Symbolfoto: Andreas Arnold/dpa-Bildfunk

Seit einigen Monaten sorgt ein Thema innerhalb Deutschlands immer wieder für Kontroversen: Fahrverbote für ältere Diesel. Seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte der Streit am vergangenen Donnerstag (17. November 2018) als das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen dem Antrag der Deutschen Umwelthilfe entsprach und ein Diesel-Fahrverbot für die A40 bei Essen ab Juli 2019 anordnete. Damit wurde nun das erste Diesel-Fahrverbot für einen Streckenabschnitt einer Autobahn beschlossen. Zuvor wurden Fahrverbote bereits für einige Städte innerhalb Deutschlands ausgesprochen.

Hintergrund dieser Entscheidungen ist die „EU-Richtlinie über Luftqualität und saubere Luft für Europa„. Diese setzt den Grenzwert für Stickoxide auf 40 Mikrogramm und den für Feinstaub auf 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft in Innenstädten fest. Die Grenzwerte beruhen auf einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Experte zweifelt Grenzwerte an

Der renommierte Lungenfacharzt und ehemalige Präsident des deutschen Pneumologen-Verbandes Prof. Dr. Dieter Köhler zweifelt die empfohlenen Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation in einem Interview mit dem „Stern“ massiv an.

Laut Köhler müsste man bei Zugrundelegung des Grenzwerts der WHO davon ausgehen, dass jeder Raucher nach wenigen Monaten tot wäre. Denn bereits mit einer Zigarette inhaliere ein Raucher etwa 1.000 Mikrogramm Stickstoffdioxid. Bei 20 Zigaretten pro Tag ergäbe das etwa 20.000 Mikrogramm pro Tag und rund 600.000 Mikrogramm pro Monat.

Zum Vergleich: Ein Nichtraucher, der sich 24 Stunden an eine befahrene Straße stellen würde, würde pro Tag 450 Mikrogramm Stickstoffdioxid einatmen. Damit läge er bei etwa 13.500 Mikrogramm pro Monat. In einem Jahr käme er auf etwa 162.000 Mikrogramm. Das entspricht dem Wert, den ein Raucher nach etwa acht Tagen inhaliert.

Laut Köhler erzeuge selbst eine brennende Kerze eine Stickstoffdioxid-Konzentration von bis zu 500 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Demnach würde ein brennender Adventskranz den Grenzwert in Innenräumen um ein vielfaches überschreiten.

Darüber hinaus müsse man laut Köhler bedenken, dass in Deutschland anders gemessen werde, als im Rest der Europäischen Union. Flächendeckende Fahrverbote in mehreren Großstädten und mittlerweile sogar auf einer Autobahn, gebe es deshalb nur in Deutschland, trotz EU-weit gleicher Richtlinien.