Über 5000 Saarländer sind glücksspielsüchtig

Heute ist bundesweiter Aktionstag gegen Glücksspielsucht. Im Saarland haben über 5000 Menschen Probleme mit Automat, Roulette-Tisch und Co.
Symbolfoto: Britta Pedersen/dpa-Bildfunk
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Das Spiel mit dem Glück
Vor Kurzem saß Daniel S. (Name geändert) noch in Spielotheken. Seit zwei Tagen hat er nun keine Zockerbude mehr besucht. Ein kleiner Rekord für den 33-Jährigen. Denn Daniel ist spielsüchtig. „Wenn ich Geld in der Tasche habe, um Einkäufe zu erledigen oder Rechnungen zu bezahlen, muss ich mich zwingen, das zuerst zu tun“, erklärt er. Es sei denn, er gewinnt. Aber das passiere nicht so oft.

Einmal hat Daniel 3000 Euro gewonnen. „Ab dem Zeitpunkt war es ganz vorbei“, erinnert er sich. Die letzten Schranken der Selbstbeherrschung waren gefallen.

Spielsucht im Saarland
Mit seiner Spielsucht ist Daniel S. nicht allein. 2606 Saarländer waren laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2015 süchtig nach Glücksspiel. 2958 gaben an, Probleme zu haben, ihr Spielverhalten zu kontrollieren.

Bis sich ein Spieler zu seiner Sucht bekennt und aktiv etwas dagegen unternimmt, muss der Leidensdruck oft sehr groß sein. Dabei verhält es sich wie mit anderen Süchten auch, weiß Christine Hensler von der Landesfachstelle Glücksspielsucht des Caritasverbandes Saarbrücken: „Man muss es selbst wollen.“

Beratungs- und Therapiemöglichkeiten
In Saarbrücken bietet die Landesfachstelle Glücksspielsucht Hilfe für Spieler aus dem Regionalverband an oder informiert über Beratungsstellen in den anderen Landkreisen. Es gibt im Saarland auch die Möglichkeit, an einer ambulanten oder stationären Therapie teilzunehmen.

Auch Daniel S. hat sich beraten lassen. Hoffnung für sich selbst sieht er allerdings nur in einer stationären Behandlung. Raus aus dem Alltag, in dem sich alles nur ums Gewinnen und Verlieren dreht. „Das Schlimme ist, dass überall Spielhallen sind. Saarbrücken ist ganz extrem“, erklärt er.

Reduzierung der Spielautomaten
„Vor dem Hintergrund der in diesem Jahr in Kraft getretenen Regulierungsmaßnahmen für Spielhallen ist davon auszugehen, dass sich deren Anzahl bereits reduziert hat und in den kommenden Monaten noch weiter reduzieren wird“, sagt Christian Antz, der Vorsitzende des Automaten-Verbands.

Neben dem Wegfall von Arbeitsplätzen geht es auch ums Geld. Der Automaten-Verband Saar: „Nach einer regelmäßig durchgeführten Erhebung des Instituts für Handelsforschung in Köln lag das durchschnittliche monatliche Einspielergebnis von Geldspielgeräten, ohne Mehrwertsteuer, im Jahr 2015 in gewerblichen Spielhallen bei 2113 Euro und in Gaststätten bei 1067 Euro.“ Und auch die Kommunen verdienen. Der Pressestelle der Stadt zufolge nahm Saarbrücken 2016 mit der Vergnügungssteuer 3.466.477 Euro ein.

Und Daniel? Der hat es vor einigen Tagen geschafft, die Spielothek mit 30 Euro zu verlassen. Das muss irgendwie bis zum Ersten des nächsten Monats reichen.

Infos und Adressen von Beratungsstellen gibt es hier.

Mit Verwendung von SZ-Material (Isabel Sand).