Über zehn Jahre Präsident der Saar-Uni: Volker Linneweber zieht Bilanz

In über zehn Jahren als Präsident der Universität des Saarlandes musste Volker Linneweber viele Kämpfe ausfechten – meist um das leidige Thema Geld. Insgesamt verbucht der „Hochschulmanager des Jahres“ sein Engagement aber als Gewinn.

Er ist länger im Amt als alle seine Vorgänger an der Universität des Saarlands. Doch jetzt rückt die Datumsgrenze immer näher: Am 28. Februar wird Professor Volker Linneweber vom Präsidenten der Saar-Uni zum Pensionär – nach zehn Jahren und vier Monaten an der Spitze der Hochschule. Er werde an diesem Tag, so sagt der scheidende Chef der Univerwaltung, zufrieden seine Schlüssel abgeben, im „Bewusstsein, einiges für diese Institution erreicht zu haben“.

Die Anerkennung dafür hat er eigentlich bereits im Dezember des vergangenen Jahres erhalten. Da wählten ihn eine Stiftung der Hochschulrektorenkonferenz und die Bertelsmann-Stiftung zum „Hochschulmanager des Jahres“. Die Auszeichnung, die auf statistischen Daten aus Forschung, Lehre und Studentenbilanzen fußt, erhielt Volker Linneweber mit der zusammenfassenden Begründung, er sei ein ausgezeichneter Anwalt seiner Uni und habe es dazu verstanden, „zur Sicherung der Handlungsfähigkeit nach innen eine sanfte Umorientierung zum produktiven Umgang mit Sparauflagen in die Wege zu leiten“. Das ermögliche nun „eine stabile Weiterentwicklung“ der Hochschule. Trotz ihrer finanziell schwierigen Lage erbringe die Hochschule Spitzenleistungen.

Überschattet wurde diese positive Nachricht am Jahresende allerdings von den Turbulenzen um die Wahl seines Nachfolgers. Irgendwie typisch für die vergangenen Monate, von denen der scheidende Uni-Präsident sagt, er habe in dieser Zeit mehr positive Meldungen von außerhalb der Hochschule erhalten als von innen. Die „sanfte Umorientierung“ hat auf dem Campus Spuren hinterlassen, die just in dem Moment offen zutage traten, da die Landespolitik in den Wahlkampfmodus schaltete.

Mittlerweile ist in der Regierungskoalition von Sparprogrammen keine Rede mehr, stattdessen soll es mehr Geld für gute Forschung und Lehre geben. Fühlt sich der Uni-Präsident nun düpiert?

Für die Hochschule sei die jüngste, positive Entwicklung, die auch den „permanenten Interventionen“ des Präsidiums zuzuschreiben sei, „natürlich ausgesprochen toll“, kommentiert Volker Linneweber trocken. „Wir hätten uns allerdings einige schlaflose Nächte sparen können.“ Das gelte auch fürs Gutachten des Wissenschaftsrats aus dem Jahr 2014, von dem sich der Präsident ein Plädoyer für Investitionen in gute Wissenschaft und Lehre an der Saar-Universität erhofft hatte und keine Sparvorschläge.

Trotz der Dauerdiskussionen ums Thema Geld in seiner zweiten Wahlperiode zieht der scheidende Uni-Präsident allerdings insgesamt ein sehr positives Fazit seiner beiden Amtszeiten. „Die ersten sechs Jahre waren schon toll.“ Dass er das verlockende Alternativangebot, die Leitung einer deutschen Hochschule im Fernen Osten zu übernehmen, kurz vor dem Ende der ersten Amtszeit ablehnte, habe er nie bereut. Insgesamt habe sich die Saar-Uni, die bei seiner Amtsübernahme 15 300 Studenten zählte und nun bei 17 300 einzupendeln scheine, „sehr, sehr gut entwickelt“. Die doppelten Abiturjahrgänge habe sie sehr gut verarbeitet und im Vergleich zu anderen Hochschulen schrumpften die Ersteinschreibungen mittlerweile auch nicht mehr, sondern hätten wieder leicht steigende Tendenz.

Die Saar-Uni müsse keinen Vergleich mit einer Hochschule vergleichbarer Größe in Deutschland scheuen. Die Geisteswissenschaften öffneten sich „überindividuellen Einheiten“, die Pharmazie habe sich „prima gemacht“ und „unsere Super-Informatik ist nicht abgehoben, sondern versteht sich als Teil des Systems“. Auch bei den Sonderforschungsbereichen, deren Zahl kurz nach der Jahrtausendwende arg abgesackt war, sei die Entwicklung positiv. Die Hochschule zählt jetzt wieder sechs dieser für ihre wissenschaftliche Reputation ungemein wichtigen Einrichtungen.

Volker Linnewebers Verhältnis zur Landespolitik ist ambivalent. Ministerpräsidentin und Wissenschaftsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ( CDU ) habe sich in den vergangenen Jahren „sehr stark für die Universität eingesetzt“, attestiert der Uni-Präsident. Gleichwohl ist er mit der extrem detaillierten Hochschulentwicklungsplanung aus der Staatskanzlei unzufrieden und lehnt die Haushaltsregelung ab, wonach die Hochschule für Tariferhöhungen bis 2,5 Prozent keinen Ausgleich vom Land erhalten soll. „Ich kenne keine andere Uni, die keinen Ausgleich für Tarifsteigerungen erhält.“

Verärgert reagiert der Uni-Präsident auf eine Passage des neuen Hochschulgesetzes, die dem Senat das Recht zuspricht, künftig über Anträge zu neuen Sonderforschungsbereichen zu entscheiden. Das sei ein Fehler, hier sei „wissenschaftliche Kompetenz das einzige Kriterium“. Alle Gremien der Hochschule, einschließlich des Senats, hätten sich in ihren Stellungnahmen gegen diesen Passus ausgesprochen. Es sei „ein Unsinn“, dass er trotzdem im Gesetz verankert sei. „So etwas darf ein Wissenschaftsressort nicht zulassen.“

Wenn er am 28. Februar aus dem Amt scheide, tue er das alles in allem auch im Bewusstsein, „ein System mit bestimmten Kontroversen zu verlassen“, so Linneweber. Und was kommt danach? Nach der Ehrung zum Hochschulmanager des Jahres häufen sich die Anfragen von Hochschulräten, berichtet der Uni-Präsident. Die Hochschulrektorenkonferenz habe angeklopft und auch im Saarland gebe es Möglichkeiten. Entschieden sei noch nichts, aber jedenfalls habe er große Lust, sagt Volker Linneweber , „weiterhin aktiv zu sein“.