Universität des Saarlandes verdiente Geld mit Glücksspiel-Werbung

Dort, wo eigentlich Hilfeleistungen auf der Webseite der Saar-Uni zu finden sein sollten, befanden sich teils fragwürdige Artikel - einige davon zum Thema Glücksspiel. Mit den Werbelinks soll die Uni über ein Jahr lang Geld verdient haben.
Fünfstellige Beträge soll die Uni im Jahr für die dubiosen Artikel erhalten haben. Fotos: (Hintergrund) BeckerBredel | (Casino) dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow)
Fünfstellige Beträge soll die Uni im Jahr für die dubiosen Artikel erhalten haben. Fotos: (Hintergrund) BeckerBredel | (Casino) dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow)
Fünfstellige Beträge soll die Uni im Jahr für die dubiosen Artikel erhalten haben. Fotos: (Hintergrund) BeckerBredel | (Casino) dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow)
Fünfstellige Beträge soll die Uni im Jahr für die dubiosen Artikel erhalten haben. Fotos: (Hintergrund) BeckerBredel | (Casino) dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow)

Bis Anfang Februar war er noch auf der Homepage der Universität des Saarlandes zu finden, der „Uni-Ratgeber“. Eigentlich sollten dort Studierende Artikel mit Hilfeleistungen zum Uni-Alltag finden. Der Realität entsprach das allerdings nicht. Denn von den 118 gelisteten Artikel waren 107 schlichtweg für „Suchmaschinen optimierte Texte“. Das ergab eine Recherche des Magazins „bento“.

Das Auffällige: Die meisten der Artikel verlinkten auf fragwürdige Angebote zu Glücksspiel – beispielsweise Sportwetten. Andere wiederum führten Inhalte zu Heilsteinen oder Bitcoin-Spekulation auf, heißt es im Medienbericht. Nur elf Texte sollen einen echten Mehrwehr enthalten haben.

Geld mit Glücksspiel-Werbung

Nach Angaben von „bento“ waren zwei Dutzend Texte zu Online-Casinos über ein Jahr online. Und das dürfte nicht wenig Geld eingebracht haben. Schließlich habe die Webseite im Monat rund 600.000 bis 900.000 Besucher. „Alles potenzielle Kunden“, heißt es im Bericht.

Andreas Bippes von der Agentur „PrimSEO“ erklärte: Solche Links auf einer Uni-Seite seien für Casinos und Co. „Gold Wert“. Denn die Suchmaschinen stufen die Seiten von Universitäten als vertrauenswürdig ein. Von dem Werbepartner soll die Universität des Saarlandes im Jahr einen fünfstelligen Betrag erhalten haben.

Auf „bento“-Anfrage sagte Christine Hensler (Landesfachstelle Glücksspielsucht Saarland), dass die entsprechenden Artikel „fahrlässig“ und nicht mehr als „versteckte Werbung“ seien.

Artikel (teilweise) offline

Nach der Recherche kontaktierte „bento“ am 12. Februar die Uni. Bereits einen Tag später war der „Uni-Ratgeber“ zunächst nicht mehr online. Dazu äußerte sich eine Sprecherin: „Eigentlich hätten Artikel zu Themen wie Rauschmittel und Glücksspiel ausgeschlossen sein sollen“, heißt es im Medienbericht.

Dennoch waren die Texte mehr als ein Jahr online. Im Jahr erhielt die Uni dafür fünfstellige Beträge von der Werbefirma. Das gab die Sprecherin gegenüber des Magazins auch zu. Die entsprechenden Artikel hat eine Mitarbeiterin der Universität gegengelesen sowie online gestellt; eine externe PR-Firma erstellte die Texte.

Und: Laut „bento“ war zum Zeitpunkt der Recherche-Veröffentlichung (14.02.2020) noch immer „ein ganzer Block von internationaler Glücksspielwerbung“ online sichtbar.

Wie geht es nun weiter?

In einer Mail an das Magazin heißt es, man werde den Ratgeber „auf den Prüfstand stellen“. Mit dem Ergebnis, die Unterseite „schrittweise vom Netz“ nehmen zu wollen. Nach aktuellem Stand (15.02.2020) führt das Aufrufen des Links zu einem Fehler.

Eine Richtigstellung der Texte soll nicht erfolgen. Die Sprecherin sagte dazu: „Das halten wir nicht für notwendig, von Studenten kamen keine Beschwerden“, zitiert „bento“.

Ob das Ganze auch rechtliche Schritte zur Folge hat, bleibt derzeit unklar. Nach Angaben der Staatskanzlei werde „bei Bedarf geprüft“ – wenn es Anhaltspunkte für eine „nicht hinreichende Beachtung von Rechtsvorschriften“ gibt, so der Medienbericht.

Derweil sagte der hochschulpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Jürgen Renner: Die SPD will das Thema auf die Tagesordnung des nächsten Wissenschaftsausschusses setzen. Dann soll geklärt werden, „ob solche Werbepraktiken der Universität rechtlich zulässig sind.“

Die vollständige „bento“-Recherche findet ihr hier.

Verwendete Quellen:
– bento
– Mitteilung der SPD-Landtagsfraktion
– Webseite der Universität des Saarlandes