Verschwörungs-Hype: Morgellonen an Corona-Tests und Masken im Faktencheck

Medizinische Masken und Antigen-Tests haben sich im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus bewährt. Nun wollen Sympathisanten einer neuen Verschwörungstheorie jedoch parasitäre Lebewesen darauf entdeckt haben. Die Geschichten um sogenannte Morgellonen auf Mundschutz und Tests sind allerdings fernab der Realität.
Verschwörungstheoretiker:innen wollen an Corona-Teststäbchen Morgellonen gefunden haben. Symbolfoto: Sebastian Gollnow/dpa-Bildfunk
Verschwörungstheoretiker:innen wollen an Corona-Teststäbchen Morgellonen gefunden haben. Symbolfoto: Sebastian Gollnow/dpa-Bildfunk
Verschwörungstheoretiker:innen wollen an Corona-Teststäbchen Morgellonen gefunden haben. Symbolfoto: Sebastian Gollnow/dpa-Bildfunk
Verschwörungstheoretiker:innen wollen an Corona-Teststäbchen Morgellonen gefunden haben. Symbolfoto: Sebastian Gollnow/dpa-Bildfunk

Unter Verschwörungsverbreiter:innen erfreut sich derzeit ein ungewöhnlicher Begriff großer Beliebtheit: Morgellonen. Die Anhänger der Theorie glauben, dass Masken und Schnelltests mit kleinen Lebewesen verseucht sind, die sich bei Kontakt unter der Haut einnisten.

Videos sollen angeblich Morgellonen auf Masken zeigen

Aktuell machen Videos und Fotos die Runde, auf denen die Parasiten angeblich unter dem Mikroskop zu sehen sind. In den Clips sind teilweise scheinbar krabbelnde, wurmartige Gebilde zu sehen, die Menschen sogar unter der Verpackungsfolie von FFP2-Masken gefunden haben wollen.

Theorie könnte auf Wahnvorstellungen zurückgehen

Die Theorie hat im Faktencheck allerdings keinen Bestand. Wenn Patient:innen über Juckreiz und Kribbeln unter der Haut klagen und dies auf Morgellonen zurückführen, erklären Mediziner:innen das oftmals mit Wahnvorstellungen. Bei der Variante des sogenannten Dermatozoenwahns bilden sich Menschen ein, dass ihre Haut von Parasiten befallen ist. Der Irrglaube wird durch Kokain- und Amphetaminmissbrauch aber auch durch Hirnverletzungen und Erkrankungen des zentralen Nervensystems begünstigt.

Gebilde sind meist nur Textilfasern und Hautschuppen

Der Kriminalbiologe Mark Benecke, der in seinem Labor bereits unzählige vermeintliche Morgellonen-Proben untersucht hat, erklärt: Das vermeintliche Beweismaterial liefern die Patient:innen meist selbst. Durch Kratzen und Drücken treten auf der Haut Gebilde auf, die unter dem Mikroskop wie kleine Lebewesen aussehen. Manchmal scheinen diese sich sogar aus eigener Kraft zu bewegen. Dabei handelt es sich jedoch in der Regel nur um eine Mischung aus Textilfasern, kleinen Pflanzenteilen, Dreck, Staub und Hautschuppen, die durch Kratzen zusammengerollt wurden.

Bewegung entsteht durch Atemzug und Elektrostatik

„Die verdrillte Faser kann auch schon mal ähnlich aussehen wie beispielsweise winzige Muskeln“, so Benecke zur Deutschen Presse-Agentur. Die Bewegungen der wurmartigen Gebilde entstehen laut des Biologen durch die Atmung der Untersuchenden oder elektrostatische Anziehungskräfte. Bei den vermeintlichen „Morgellonen“ auf Masken und Tests handele es sich höchstwahrscheinlich um Textilfasern, die schon bei der Produktion in die Packung gelangt sind. Diese erfolgt nämlich nicht in steriler Umgebung und selbst bei Sterilisierung würden keine Fasern beseitigt.

Vermeintliche Morgellonen können ins Labor geschickt werden

Die Videos zeigen demnach mit ziemlicher Sicherheit keine Parasiten. Bei den kleinen Gebilden handelt es sich auch nicht um „Nano-Roboter“, die heimlich implantiert werden sollen, wie es in noch abstruseren Mythen heißt. Wer trotzdem glaubt, auf Masken oder Tests etwas Ungewöhnliches entdeckt zu haben, kann eine Probe im Labor untersuchen lassen. Dazu muss man lediglich das vermeintliche Lebewesen mit einem durchsichtigen Klebeband auf einer Klarsichtfolie sichern, die Fundstelle einkreisen und per Post verschicken.

Wer keine Falschinformationen oder unnötige Angst verbreiten möchte, sollte sich zurückhalten, bis die Laborergebnisse vorliegen.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presseagentur