Wartezeiten und überfüllte Praxen im Saarland: Kassenärzte-Vereinigung erwartet keine Besserung
Kassenärzte: Großer Bedarf an Haus- und Kinderärzten hat Folgen
Die Spitzenvertretung der Kassenärzt:innen im Saarland erwartet wegen sinkender Ärztezahlen und einer Unterfinanzierung des Systems negative Auswirkungen für die Patientinnen und Patienten bei der ambulanten Versorgung. „Wir werden nicht umhinkommen, weitere Einschränkungen zu machen“, sagte Harry Derouet, der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV Saarland), am Donnerstagabend (23. November 2023).
„Es wird unbequemer für die Leute“, prophezeite sein Stellvertreter Thomas Rehlinger. Die Politik und die Patient:innen müssten einsehen, „dass wir nicht mehr grenzenlos aus Ressourcen schöpfen können“. Konkret bedeute dies, dass Wege in die Praxen weiter und Wartezeiten auf Termine länger werden und auch Leistungen eingeschränkt werden müssten.
Vor allem bei den 660 Hausärzt:innen im Saarland schlägt sich der Medizinermangel deutlich nieder: So sei die Zahl der freien Hausarztsitze von 58 im vergangenen Jahr auf aktuell 93 gestiegen. Laut Rehlinger liege dies nicht nur daran, dass die Bedarfszahlen angepasst worden seien, sondern auch daran, dass pro Jahr um die 30 Praxen nicht nachbesetzt werden können. Ein Anteil von mehr als 20 Prozent der Hausärzt:innen über 65 Jahre erschwere die Lage.
Bei den Kinderärzt:innen ist die Situation laut Derouet „auf dem Papier noch halbwegs in Ordnung“. Tatsächlich aber arbeiteten sie am Limit, weil es eine große Zunahme an Flüchtlingskindern gegeben habe. Hinzu kämen die gesetzlich vorgeschriebenen Vorsorgeuntersuchungen, die einen hohen zeitlichen Aufwand erforderten. Problematisch sei nach Angaben von Thomas Rehlinger auch, dass von den 78 Kinderärzt:innen ein großer Teil aus Alters- und Gesundheitsgründen von Bereitschaftsdiensten befreit sei.
Investitionen in die Zukunft – was geplant ist und gefordert wird
„Es ist schwierig, wir können keine Ärzte zaubern“, sagte Derouet. Weiterbildungsverbünde mit Kinderkliniken und Praxen sollen nun helfen, den Bedarf zu decken, Ärzt:innen die Ausbildung zu erleichtern und diese im Land zu halten. Die KV fördere dieses Projekt finanziell, um Fachleute von außerhalb ins Saarland zu locken. Dies allerdings löse die Probleme nicht aktuell, sondern sei eher eine Investition in die Zukunft.
Die ersten Befürchtungen der Kinderkliniken, man könne dadurch Mediziner:innen an Praxen verlieren, seien mittlerweile überwunden. Inzwischen hätten auch die Träger verstanden, dass es nicht mehr darum gehe, jemanden abzugeben, „sondern ich muss gucken, dass ich überhaupt noch Leute vor Ort habe.“
Erschwert werden die Rahmenbedingungen für Arztpraxen und die Versorgung der Patient:innen nach Schilderungen der beiden KV-Vorstände zudem durch nicht funktionierende Digitalisierungsprojekte und eine ausufernde Bürokratie. Hier müsse die Politik dringend Hürden abbauen und für einfachere Systeme sorgen.
Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur