Saar-Kassenärzte: „Mangelnde Termintreue verknappt Arzttermine für alle Patienten“
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Wartezeiten auf einen Facharzttermin im Saarland oftmals monatelang
Wer im Saarland einen Termin bei einem Facharzt beziehungsweise einer Fachärztin erhalten möchte, der muss oftmals monatelang warten. Je nach Fachbereich kann es sogar ein halbes Jahr oder länger dauern. Das liegt zum einen daran, dass es zu wenige Fachärzt:innen gibt, um der hohen medizinischen Nachfrage gerecht zu werden. Auf ein anderes Problem, dass die Situation weiter verschärft, machte die Kassenärztliche Vereinigung Saarland (KVS) nun aufmerksam: Die mangelnde Termintreue von Patient:innen.
Kassenärztliche Vereinigung Saarland startet Umfrage
So erhielt die KVS in der vergangenen Zeit regelmäßig von Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen die Rückmeldung, dass immer mehr Patient:innen ihre vereinbarten Termine nicht wahrnehmen. Um das Problem genauer zu erforschen, hat die KVS eine Umfrage unter den saarländischen Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen durchgeführt. Diese wurden darum gebeten, im zweiten Quartal des Jahres 2023 (1. April bis 30. Juni) zu dokumentieren, wie viele Patient:innen ihre Termine abgesagt beziehungsweise ohne Absage nicht wahrgenommen haben. Gleichzeitig sollten die Praxen erfassen, wie viele Stunden Arbeitszeit in diesem Zeitraum durch „geplatzte Termine“ verloren gingen.
Knapp 200.000 nicht wahrgenommene Arzttermine im Saarland in nur einem Quartal
An der Umfrage teilgenommen haben 478 der insgesamt 1.289 Arzt- und Psychotherapiepraxen im Saarland, also rund 37 Prozent. Alleine in diesen Praxen wurden knapp 30.000 Termine abgesagt, über 44.00 Termine wurden sogar ohne Absage nicht wahrgenommen. Würde man das auf alle saarländischen Praxen hochrechnen, so käme man auf rund 200.000 nicht wahrgenommene Termine im Saarland. Und das in nur einem Quartal.
Fast 44.000 Stunden ungenutzte Ausfallzeit
Zusätzlich zu den abgesagten oder ohne Absage nicht wahrgenommenen Terminen haben 387 Praxen ihren dadurch entstandenen Zeitverlust dokumentiert. Dieser beläuft sich laut Daten der KVS auf 16.274 Stunden. Hochgerechnet auf alle Praxen im Saarland käme man auf einen Wert von fast 55.000 Stunden, die in nur einem Quartal unnötigerweise ungenutzt blieben. Demnach muss man davon ausgehen, dass in jeder einzelnen Praxis im Saarland rund 42 Stunden pro Quartal völlig ungenutzt verloren gehen.
Mangelnde Termintreue verknappt Zeit
Diese mangelnde Termintreue führt dazu, dass die Termine für alle Patient:innen zusätzlich verknappt werden. Das gilt umso mehr im Bereich der Fachärzt:innen, wo ein Termin grundsätzlich immer erforderlich ist. Die beiden KVS-Vorstände Harry Derouet und Thomas Rehlinger appellieren daher an die Eigenverantwortung der Patient:innen im Saarland. „Wenn Sie absehen können, dass Sie einen vereinbarten Termin bei Haus- oder Facharzt nicht wahrnehmen können, sagen Sie ihn rechtzeitig ab! Nur so kann ein anderer Patient für diesen Termin eingeplant werden.“
Gesundheitsversorgung ohnehin schon an Belastungsgrenze
Das System der Gesundheitsversorgung sei laut KVS vor allem im ambulanten Bereich ohnehin schon an seiner Belastungsgrenze, da medizinisches Fachpersonal fehle. „Wir können es uns nicht leisten, das System durch mangelnde Termintreue zusätzlich zu strapazieren. Langfristig müsste bei anhaltender Problematik darüber nachgedacht werden, die Ressource nicht wahrgenommener Patiententermine zu sanktionieren“, so beide KVS-Vorstände abschließend.
Verwendete Quellen:
– Informationen der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland