Warum junge Männer so spät aus dem Hotel Mama auschecken

Kroaten wohnen bis 32 bei den Eltern, Schweden suchen sich schon vor dem 18. Lebensjahr eine eigene Wohnung. Deutschland hingegen liegt im Mittelfeld - auffällig ist hierzulande aber ein anderer Fakt.
Junge Männer checken in Deutschland eher später aus dem "Hotel Mama" aus. Symbolfoto: Pixabay
Junge Männer checken in Deutschland eher später aus dem "Hotel Mama" aus. Symbolfoto: Pixabay
Junge Männer checken in Deutschland eher später aus dem "Hotel Mama" aus. Symbolfoto: Pixabay
Junge Männer checken in Deutschland eher später aus dem "Hotel Mama" aus. Symbolfoto: Pixabay

Mehr als jeder vierte junge Erwachsene wohnt in Deutschland mit 25 Jahren noch bei den Eltern. Dabei bleiben Söhne länger zu Hause als Töchter, wie das Statistische Bundesamt laut „dpa“ mitteilte.

34 Prozent der 25-jährigen Männer lebten 2019 noch im Elternhaus, bei den Töchtern waren es 21 Prozent. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern bleibt auch in höherem Alter bestehen: Mit 30 Jahren wohnten noch 13 Prozent der ledigen Söhne im Elternhaushalt, aber nur 5 Prozent der Töchter.

Das sind die Gründe

Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann sieht „dpa“ zufolge darin einen Beleg, „dass die Emanzipation der Männer ins Stocken geraten ist“. Ebenso Untersuchungen wie die „Shell Jugendstudie“ belegten diesen Trend, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Um das 20. Lebensjahr herum geht die Schere auseinander.“

Die jungen Frauen erzielten demnach die besseren Bildungsergebnisse. „Sie sind agiler im Umgang mit ihren Lebensherausforderungen„, sagte Hurrelmann laut „dpa“. Bei jungen Männer sei eher der gegenteilige Trend zu beobachten: „Sie genießen das Hotel Mama so lange sie können. Das ist angenehm, das ist bequem. Sie wollen in Deckung bleiben, so lange es geht.“

Mit Blick auf die Zeitreihe berichteten die Statistiker: „Das Auszugsverhalten junger Menschen hat sich in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert„. Im Jahr 2000 lebten rund 30 Prozent der 25-Jährigen mit ihren Eltern unter einem Dach, 2019 waren es – beide Geschlechter zusammengerechnet – 28 Prozent.

Unterschied zwischen Stadt und Land

In Deutschland falle noch ein anderer Unterschied auf: „In den ländlichen Gebieten ist der Anteil der 20- bis 25-Jährigen, die noch bei den Eltern leben, deutlich höher als in den Städten„, berichtete das Bundesamt nach „dpa“-Angabe. In Niedersachsen wohnte fast jeder Zweite in dieser Altersgruppe noch im elterlichen Heim, im angrenzenden Hamburg war es nur etwa jeder Dritte. Ähnlich in den östlichen Bundesländern: In Brandenburg lag der Anteil bei 47 Prozent, in Berlin bei 36 Prozent.

Hurrelmann findet das „überraschend“: Zu erwarten wäre, dass hohe Mieten und ein angespannter Wohnungsmarkt Jugendliche in der Stadt dazu bewegen, zu Hause wohnen zu bleiben. Die Forschung habe keine Befunde dazu, sagt Hurrelmann. Eine mögliche Erklärung sei, „dass Bindungen und Gewohnheiten eventuell auf dem Land stärker sind“.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur