Wegen Lockerungen: Ganz Deutschland schaut auf das Saarland

Am morgigen Dienstag (6. April 2021) startet das sogenannte "Saarland-Modell". Dieses sieht zahlreiche Lockerungen der bestehenden Corona-Regelungen - insbesondere die Öffnung von Freizeiteinrichtungen - vor. Damit geht das Saarland einen anderen Weg als alle anderen Bundesländer. Kein Wunder also, dass ab morgen ganz Deutschland auf das Saarland blickt.
Das sogenannte Saarland rückt durch sein Modellprojekt in den nächsten Wochen deutschlandweit in den Fokus. Symbolfoto links: Harald Tittel/dpa; Symbolfoto rechts: Oliver Dietze/dpa
Das sogenannte Saarland rückt durch sein Modellprojekt in den nächsten Wochen deutschlandweit in den Fokus. Symbolfoto links: Harald Tittel/dpa; Symbolfoto rechts: Oliver Dietze/dpa
Das sogenannte Saarland rückt durch sein Modellprojekt in den nächsten Wochen deutschlandweit in den Fokus. Symbolfoto links: Harald Tittel/dpa; Symbolfoto rechts: Oliver Dietze/dpa
Das sogenannte Saarland rückt durch sein Modellprojekt in den nächsten Wochen deutschlandweit in den Fokus. Symbolfoto links: Harald Tittel/dpa; Symbolfoto rechts: Oliver Dietze/dpa

Saarland lockert ab morgen seine Corona-Regelungen

Das Saarland lockert ab dem morgigen Dienstag (6. April 2021) im Rahmen des sogenannten Saarland-Modells seine Corona-Beschränkungen. Das Modellprojekt sieht unter anderem vor, dass Kinos, Sportstätten und die Außengastronomie wieder öffnen dürfen. Auch private Zusammenkünfte von bis zu zehn Personen sollen wieder erlaubt sein.

Umfassende Informationen zu den Neuregelungen im Saarland findet ihr unter: „Neue Corona-Regelungen im Saarland: Am Dienstag startet das Saarland-Modell“.

Saar-Regierung erntet Kritik für Saarland-Modell

Die saarländische Landesregierung hat für ihre Öffnungsstrategie bundesweit Kritik geerntet. Bundeskanzlerin Merkel hatte beispielsweise geäußert, dass es „nicht der Zeitpunkt“ sei, „so etwas jetzt ins Auge zu fassen“. Mehr unter: „Merkel kritisiert Öffnungspläne im Saarland“.

Regelrecht verärgert über das Vorgehen im Saarland zeigte sich die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD). Sie habe kein Verständnis dafür, dass das Saarland lockert. Gerade auch in Verbindung mit den 80.000 zusätzlichen Impfdosen, die das Saarland vom Bund erhält, sei das ein unfairer Schritt gegenüber anderen Ländern. „Solidarität ist keine Einbahnstraße“ und „Wie sollen andere Länder ihren Bürgern erklären, dass sie keinen zusätzlichen Impfstoff erhalten und diese Öffnungsschritte nicht gehen können?“, echauffierte sich die Ministerpräsidentin.

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bezeichnete die Öffnungspläne des Saarlandes als „fahrlässig“. „Das Saarland hat von anderen Bundesländern mehr Impfstoff gegen Mutanten bekommen und geht jetzt ins Risiko. Das macht keinen Sinn“, so Lauterbach. Er erklärte außerdem: „Die Modellregion im Saarland ist ein Experiment, das zu einer schnellen Verbreitung gefährlicherer Mutationen in Deutschland führen kann“.

Auch Experten halten Saarland-Modell für sehr gewagt

Nicht nur in der Politik wird das Saarland-Modell kritisch beäugt. So hat der Saarbrücker Pharmazie-Professor Thorsten Lehr vom Start des geplanten Öffnungsmodells im Saarland zum Zeitpunkt ab dem 6. April abgeraten: „Experte für Corona-Prognosen rät Saarland von Öffnungen ab dem 6. April ab“. „Ich halte das momentan für das falsche Signal, in Zeiten des Wachstums, auf massive Öffnungen zu setzen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er halte „Lockerungen und Pilotprojekte, wenn sie auf einer solch hohen Flughöhe starten, für sehr schwierig“.

Auch der Virologe Martin Stürmer hat die geplanten Corona-Lockerungen im Saarland als sehr gewagt bezeichnet. „Ich finde, man sollte erstmal versuchen, das Infektionsgeschehen insgesamt wieder in den Griff zu bekommen. Auch wenn jetzt das Saarland eine niedrige Inzidenz hat, heißt es ja nicht, dass das so bleiben muss. Deswegen würde ich erstmal runterfahren und aber gleichzeitig ebensolche Modelle nicht aus den Augen verlieren – aber ich würde sie kleiner und gezielter machen“, so Stürmer.

Ministerpräsident Hans verteidigt das Saarland-Modell

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans verteidigte derweil das Saarland-Modell. Er erklärte, dass man im Saarland nun nicht einfach Beschränkungen durch Lockerungen ersetze. Stattdessen würden Testauflagen an die Stelle von Beschränkungen gesetzt. Damit bringe man die Menschen dazu, im Freien getestet zusammenzukommen, statt im Verborgenen ohne Tests und Maßnahmen. Es handele sich somit nicht um ein Experiment, das Infektionen in Kauf nehme, sondern im Gegenteil um ein Modell zur Entdeckung von Infektionen.

Ganz Deutschland wirft Blick auf das Saarland

Dementsprechend hat die saarländische Landesregierung sich trotz aller Kritik dazu entschieden, das saarländische Modellprojekt durchzuziehen. Ganz Deutschland wird damit in den nächsten Tagen und Wochen gespannt auf das Saarland blicken.

Sollte das Saarland es schaffen, die weiteren Öffnungsschritte zu vollziehen, ohne dass das Infektionsgeschehen in Höhe springt, so könnte das kleinste aller Flächenländer zum großen Vorbild für die anderen Bundesländer werden. Genauso gut könnte das Saarland allerdings auch zum bundesweiten Negativbeispiel werden, wenn die Infektionszahlen durch die gewagten Öffnungsschritte in den nächsten Wochen drastisch ansteigen.

Für den letzteren Fall hat die saarländische Landesregierung bereits einen Notfallplan („Drei-Stufen-Plan“) eingerichtet. Sollte das Gesundheitswesen zu überlasten drohen, so werde man sämtliche Lockerungen umgehend wieder rückgängig machen.

Verwendete Quellen:
– eigene Recherche
– eigene Berichte