Wissenschaftler: Politiker müssen unterwegs authentisch sein

So manche Spitzenpolitiker nutzen die parlamentarische Sommerpause, um - oft in Begleitung von Journalisten - im Land unterwegs zu sein. Keine schlechte Idee, meint Politikwissenschaftler Uwe Jun.

Saarbrücken/Trier (dpa/lrs) – Sommertouren von Politikern etwa in Rheinland-Pfalz und dem Saarland kommen nach Einschätzung des Trierer Politikwissenschaftlers Uwe Jun beim Bürger gut an – selbst dann, wenn sie ohne konkretes Ergebnis bleiben. «Solche Gespräche werden dann trotzdem positiv bewertet, weil man zeigt, dass man sich mit den Wünschen der Bevölkerung auseinandergesetzt hat», sagte Jun im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken.

Sommerreisen – wie beispielsweise von Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU), Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) oder Finanzminister Peter Strobel (CDU) – erfüllten vor allem zwei Zwecke: Zum einen, mediale Aufmerksamkeit zu gewinnen, vor allem aber auch, Präsenz vor Ort zu zeigen. «Es dient dazu, eine Art Image des volksnahen Politikers zu stärken und im Falle von Herrn Hans seine Rolle als Landesvater zu unterstreichen, dem es wichtig ist, unterschiedliche Regionen des Landes und ihre Menschen näher kennenzulernen.»

Die Politik versuche, ihre Repräsentationsfunktion zu erfüllen und die Interessen jener Gruppen kennenzulernen, die von den Entscheidungen, die man treffe, betroffen seien. «Insofern dienen solche Reisen dem Austausch mit wichtigen Bezugsgruppen», so der Wissenschaftler. Empirische Daten gebe es zwar nicht, wie solche Touren ankämen, Jun geht jedoch davon aus, dass es neben Lob auch Kritik gibt: «Einige werden sagen, es sei gut, dass sich die Politiker um uns kümmern, und andere werden meinen, dass sie das nur machen, um ihr Image zu verbessern oder Wählerstimmen zu gewinnen.»

Dabei sei es relativ unerheblich, welche Unternehmen oder Einrichtungen besucht würden. Zwar sei es wichtig, unterschiedliche Regionen zu bereisen und nicht nur in der Landeshauptstadt unterwegs zu sein. Aber entscheidender als die Ortswahl sei der Eindruck, der erweckt werde. «Ganz ohne Inszenierung kommt man zwar nicht aus, aber es geht um Authentizität und Glaubwürdigkeit», sagte Jun. «Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Menschen nur Staffage sind oder nur dazu dienen, das Ansehen des Politikers zu erhöhen.» Eher müssten die Bürger das Gefühl haben, der Ministerpräsident oder die Fachminister besuchten sie tatsächlich, weil es ihnen Freude bereite oder sie wirklich Interesse an einem Thema hätten.

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