So feiert die Völklinger Hütte ihr 150. Jubiläum – auch Einweihung neuer Räumlichkeiten

Die Völklinger Hütte ist heute ein besonderer Schauplatz internationaler Ausstellungen, Festivals und Konzerte. In diesem Jahr wird das 150-jährige Bestehen des einstigen Eisenwerks gefeiert. Und auch neue Gebäudekomplexe sollen eingeweiht werden.
Hier zu sehen: das Dach der Möllerhalle des Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Foto: picture alliance/dpa | Oliver Dietze
Hier zu sehen: das Dach der Möllerhalle des Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Foto: picture alliance/dpa | Oliver Dietze

150 Jahre Völklinger Hütte: Viele Gründe zum Feiern im Jubiläumsjahr

Es ist das einzige vollständig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung und zugleich das erste Denkmal dieser Epoche, das in die Welterbeliste der Unesco aufgenommen wurde: die Völklinger Hütte. 2023 wird ein besonderes Jahr für dieses Monument der Industriegeschichte. Dann feiert die Hütte ihr 150-jähriges Bestehen. Und das nicht nur mit der Erinnerung an ihre wechselvolle Geschichte, sondern auch mit viel Kultur, der Einweihung neuer Räumlichkeiten und einem Blick in die Zukunft.

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Im Frühjahr 1873 hatte der Hütteningenieur Julius Buch die „Völklinger Eisenhütte“ gegründet – und damit den Grundstein für mehr als 100 Jahre Eisen- und Stahlerzeugung an der Saar gelegt. „Wir feiern das Jubiläum ‚150 Jahre Völklinger Hütte‘ im vollen Bewusstsein der eminenten Ambivalenz unseres einstigen Eisenwerks“, sagt Ralf Beil, seit Mai 2020 Generaldirektor. Mit zahlreichen Innovationen und wirtschaftlichen Entwicklungsschüben ebenso wie mit Rüstungsproduktion, Zwangsarbeit und Umweltverschmutzung habe die Hütte „unser menschengemachtes Zeitalter, das Anthropozän, im Guten wie im Schlechten exemplarisch geprägt“.

Neues Eingangsgebäude und weitere Räume

Der offizielle Festakt zu „150 Jahre Völklinger Hütte“ findet am 12. Mai 2023 statt, dem Tag der Erteilung der Baugenehmigung zur Errichtung der Hütte. Im Jubiläumsjahr soll zudem das neue Eingangsgebäude des Weltkulturerbes im historischen Wasserhochbehälter eingeweiht werden. „Wahrlich ein Grund zu feiern“, meint Beil. Hier entstehe nicht nur ein repräsentativer, zeitgemäßer Eingangsbereich mit Kasse, Shop und Café, sondern es sollen mit dem Pumpenhaus und den Obergeschossen des Wasserhochbehälters auch weitere Räume der Industriegeschichte für die Besucher:innen erschlossen werden.

Die Ausstellung „Bewegung macht Geschichte“ werde dann neue Perspektiven auf die Rohstoff-, Menschen- und Produktströme eröffnen, die die Geschichte der Völklinger Hütte erst möglich gemacht hätten.

Neben dem Wasserhochbehälter und dem Pumpenhaus sollen auch die Trockengasreinigung II, laut Beil „eine veritable Industriekathedrale“, und der Hochofenleitstand bis zum Sommer final für die Besucher:innen erschlossen werden. Zudem entstehen neue Wege über den Sinterrundkühler, durch die Hängewagenwerkstatt und auf der Kokerei. In der Hängewagenwerkstatt will das Weltkulturerbe eine Rauminstallation des Schweizer Künstlers Rémy Markowitsch realisieren, die unter dem Titel „We all (except the others)“ Schlüsselthemen aus der Geschichte der Völklinger Hütte aufgreift.

360-Grad-Klangereignis

In Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Staatstheater plant die Völklinger Hütte dann für September 2023 das In-situ-Programm „1200 Grad – Musik Theater Kunst“. Höhepunkt werde nach Ansicht Beils neben einem 360-Grad-Klangereignis für die Arena der Hochofengruppe vor allem Heiner Goebbels Performance-Installation an der Kohlenstampfmaschine im „Paradies“-Garten: eine eigens für den Ort geschaffene Neukomposition aus Sound, Licht, Text und Stimmen.

Ausstellung „Der deutsche Film“

Einen Schlusspunkt des Jubiläumsjahres soll ab dem 15. Oktober „Der deutsche Film“ setzen, eine Ausstellung des Weltkulturerbes und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen aus Berlin. Die Schau in der Gebläse- und Verdichterhalle gebe erstmals einen umfassenden Überblick zum deutschen Film von 1895 bis heute und lasse Besucher:innen mit Filmen auf Großleinwänden und Monitoren sowie Exponaten wie Originalmanuskripten, Kameras und Kostümen in ein einzigartiges Film-Universum eintauchen. Zugleich spiegeln sich in der Ausstellung Kulturgeschichte, Zeitgeschichte und die Geschichte Deutschlands sowie der Völklinger Hütte.

Fünf Themen-Säulen

„Unser Jubiläumsprogramm soll begeistern, faszinieren, provozieren und grundlegende Fragen zu uns, unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stellen – aus der besonderen Kraft des Ortes heraus“, so Beil. „Industrie, Kultur, Geschichte, Kunst und Natur“: Das sind die fünf Themen-Säulen, die für ihn programmatisch die nachhaltige Entwicklung des Weltkulturerbes und alle Aktivitäten „dieses auratischen Möglichkeitsraumes“ tragen.

Nach Ansicht der saarländischen Kulturministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) ist die Völklinger Hütte nicht nur ein Anziehungspunkt für Gäste aus der ganzen Welt, sondern für viele Saarländer:innen auch ein identitätsstiftender Ort. Mit der neuen programmatischen Ausrichtung unter der Leitung von Beil öffne sich das Weltkulturerbe verstärkt auch für herausragende Kunst- und Kulturausstellungen. „Die Urban Art Biennale, die Future Labs, das Freistil-Festival und zuletzt ‚The World of Music Video‘ sind hierfür beispielhaft“, sagt Streichert-Clivot.

„Wir können stolz sein“

Begonnen hat das Jubiläumsprogramm bereits im Dezember 2022 mit der Großausstellung „Julian Rosefeldt. When we are gone“.

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Es sei es „ein großartiger Erfolg für unsere saarländische Kulturlandschaft“ gewesen, dass es Beil gelungen sei, mit Julian Rosefeldt einen der renommiertesten deutschen Künstler der Gegenwart mit seiner Werkschau zu gewinnen, sagt Streichert-Clivot. Gleichzeitig sei die Tatsache, dass dieser die Völklinger Hütte als Ort für eine Europapremiere ausgewählt habe, Beleg für das hohe Ansehen der Völklinger Hütte. Streichert-Clivot: „Wir können stolz auf diese positive Entwicklung unseres Weltkulturerbes sein, dahinter steckt viel harte Arbeit.“

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur