Ein Jahr nach Kusel-Morden: Tat hat bei Polizei Bewusstsein für Gewalteskalation geschärft

Die tödlichen Schüsse auf zwei junge Polizeikräfte vor einem Jahr bei Kusel/Rheinland-Pfalz haben nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei das Bewusstsein für die Gefahr einer Gewalteskalation bei Kontrollen geschärft.
Bei der Tat waren zwei Polizeikräfte erschossen worden. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk
Bei der Tat waren zwei Polizeikräfte erschossen worden. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Kusel-Morde jähren sich

Die tödlichen Schüsse auf zwei junge Polizeikräfte vor einem Jahr bei Kusel/Rheinland-Pfalz haben nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei das Bewusstsein für die Gefahr einer Gewalteskalation bei Kontrollen geschärft. „Den Kolleginnen und Kollegen ist seit der Tat noch einmal mehr ins Bewusstsein gerückt, dass sie immer vom Schlimmsten ausgehen müssen und auch schlimmste Dinge passieren“, sagte die Landesvorsitzende Sabrina Kunz der Deutschen Presse-Agentur. Jede Routinesituation könne sich zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung entwickeln. „Darauf müssen wir in Gänze vorbereitet sein.“

Mann wegen Schüssen verurteilt

Am 31. Januar 2022 waren eine Polizistin und ihr Kollege bei Kusel während einer nächtlichen Fahrzeugkontrolle auf einer entlegenen Kreisstraße erschossen worden. Das Landgericht Kaiserslautern verurteilte dafür einen 39 Jahre alten Mann wegen zweifachen Mordes zu lebenslanger Haft. Mit der Tat habe er gewerbsmäßige Jagdwilderei verdecken wollen, hieß es in dem noch nicht rechtskräftigen Urteil.

Was die Tat in vielen Polizisten ausgelöst hat

Bei der Polizei sei es nach der Tat zwar zu keiner Kündigungswelle gekommen, sagte Kunz. „Was wir aber erleben, ist, dass nicht nur jüngere, sondern auch lebensältere Kolleginnen und Kollegen sich fragen, ob sie unter diesen Umständen weiterhin Polizeiarbeit machen können.“ Dies habe nicht direkt mit der Tat zu tun. „Es geht vielmehr darum, dass man sich im Dienst vieles gefallen lassen muss und gleichzeitig in Teilen unter sehr widrigen Umständen arbeiten muss.“ Kunz nannte etwa eine angespannte Personallage und eine gerade in jüngeren Jahren „nicht konkurrenzfähige“ Einkommenssituation.

Kunz: Umgangston in Gesellschaft wird immer schlimmer

Vor dem Hintergrund wiederholter Gewalt gegen die Polizei sagte Kunz, man müsse sich „nicht wundern, dass der Umgangston in unserer Gesellschaft immer schlimmer wird“. Über Jahre sei zugelassen worden, dass der Rechtsstaat sich als schwach präsentiere. Als Beispiele führte Kunz etwa veraltete Dienstgebäude sowie einen Personalbestand in Verwaltungen, Schulen und der Polizei an, den Gewerkschaften bundesweit seit mehr als einem Jahrzehnt heftig kritisierten.

„Dass dies dann dazu führt, dass Menschen den Respekt vor dem Staat, vor staatlichen Amtsträgerinnen und Amtsträgern, Rettenden und Helfenden verlieren, solange sie sie selbst nicht benötigen, wundert nicht“, sagte die rheinland-pfälzische Landesvorsitzende in Mainz.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur