Kusel-Morde: Prozess kann Leid der Hinterbliebenen nur wenig lindern

Nach Einschätzung eines Soziologen kann der Mordprozess um den Tod der beiden nahe Kusel erschossenen Polizeikräften das Leid der Hinterbliebenen nur wenig lindern. Wunden könnten seiner Aussage nach nur auf folgendem Weg geheilt werden:
Im Bild: Der Hauptangeklagte kommt in den Verhandlungssaal des Landgerichts Kaiserslautern. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Uwe Anspach
Im Bild: Der Hauptangeklagte kommt in den Verhandlungssaal des Landgerichts Kaiserslautern. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Uwe Anspach

Experte: Mordprozess kann Leid der Hinterbliebenen nur wenig lindern

Der Mordprozess um den Tod der beiden in der Nähe von Kusel erschossenen Polizeikräfte kann nach Einschätzung des Soziologen Thorsten Benkel das Leid der Hinterbliebenen nur wenig lindern. „Schmerz ist nicht Teil der juristischen Aufarbeitung“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Auch die härteste Bestrafung eines Täters könne die Trauer nicht beenden. „Einen gerechten Ausgleich für den Verlust eines Menschen gibt es nicht“, sagte Benkel, der in Passau zur Trauerkultur in Deutschland forscht. So banal es oft klinge, heile nur die Zeit die Wunden. „Irgendwann ist der Alltag wieder da.“

Benkel nannte es „nicht untypisch“, dass am Tatort eine Gedenkstätte an die Morde erinnere. „Solche Orte dienen oft dem Kanalisieren von Verzweiflung. Viele fragen: ‚Wo soll man denn hingehen?‘ Oft wählt man den Ort, an dem der Gestorbene zuletzt lebendig gewesen ist.“

Dass Hinterbliebene oft Wut auf mutmaßliche Täter:innen empfinden würden, halte er für nachvollziehbar, sagte der 45-Jährige. „Manche sagen, das Ausleben von Hass bringe nichts. Ich sehe das anders. Ich kann den Hinterbliebenen da keinen Vorwurf machen.“ Emotionen seien wichtig, man sollte sie sich nicht ausreden lassen. „Es ist alles okay, was man nach einem solch schweren Alltagseinbruch empfindet“, meinte der in der Pfalz geborene Soziologe.

Hintergrund

Vor knapp fünf Monaten waren bei Kusel zwei Polizeikräfte bei einer nächtlichen Fahrzeugkontrolle erschossen worden. Ein 39 Jahre alter Mann steht derzeit als mutmaßlicher Täter vor dem Landgericht Kaiserslautern. Am Montag sollte die Beweisaufnahme beginnen.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur