Kusel-Morde: Waffenarsenal entdeckt – Was die Polizei jetzt herausfinden will

Zwei Männer stehen wegen tödlicher Schüsse auf Polizist:innen unter Mordverdacht. Zuvor sollen sie als Wilderer unterwegs gewesen sein - sie wurden womöglich zufällig entdeckt. Noch sind die Ermittlungen zu dem Fall aber nicht abgeschlossen.
Bei der Festnahme entdeckte die Polizei ein Waffenarsenal. Archivfoto: BeckerBredel
Bei der Festnahme entdeckte die Polizei ein Waffenarsenal. Archivfoto: BeckerBredel

Nach den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizist:innen bei Kusel/Rheinland-Pfalz untersuchen die Ermittler:innen am heutigen Mittwoch (2. Februar 2022) weitere Details zu den beiden festgenommenen Tatverdächtigen Andreas S. (38) und Florian V. (32). Die Behörden wollen unter anderem klären, ob die Männer über Waffenbesitzkarten verfügten, wie die Staatsanwaltschaft in Kaiserslautern mitteilte.

Waffenarsenal bei Verdächtigen entdeckt

Bei der Festnahme der Männer am Montag im Saarland war ein großes Waffenarsenal sichergestellt worden. Dabei handelte es sich um mehrere Langwaffen. Die Polizei will auch den rund 150 Hinweisen nachgehen, die zu dem Verbrechen bis zuletzt eingegangen waren.

Männer sollen Polizisten getötet haben

Seit Dienstag sitzen die beiden Saarländer wegen Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord und Wilderei in Untersuchungshaft. Sie sollen am frühen Montagmorgen bei einer Verkehrskontrolle im Kreis Kusel – er liegt im Südwesten von Rheinland-Pfalz und grenzt ans Saarland – eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und einen 29 Jahren alten Oberkommissar erschossen haben. Die Ermittler:innen vermuten, dass die Männer Jagdwilderei vertuschen wollten. Der Kofferraum ihres Kastenwagens war demnach voller Wild.

V. will nicht selbst geschossen haben

Andreas S. habe sich bisher nicht zur Sache geäußert, Florian V. habe die Wilderei eingeräumt sowie die Polizeikontrolle und Schüsse geschildert, hieß es. Er hat der Staatsanwaltschaft zufolge bestritten, selbst geschossen zu haben. Die Polizei geht davon aus, dass mindestens zwei Waffen verwendet wurden – und diese von beiden Beschuldigten genutzt wurden. Hinweise auf eine politisch motivierte Tat oder etwa Verbindungen in die sogenannte Reichsbürgerszene gebe es nicht.

Mutmaßliche Täter keine unbeschriebenen Blätter – aber nicht vorbestraft

Die Tatverdächtigen sind nicht vorbestraft. S. sei der Polizei aber bereits wegen Jagdwilderei und Verkehrsunfallflucht aufgefallen, V. wegen Betrugsdelikten, hieß es. Der Staatsanwaltschaft zufolge droht den Männern nun lebenslange Haft.

Polizeichef: „Seit 4.22 Uhr gilt für uns eine neue Zeitrechnung“

„Es gehört nicht zu unserer Vorstellung von Deutschland, dass jemand auf offener Straße mit Jagdwaffen schießt, weil er vielleicht beim Wildern erwischt wird“, sagte Oberstaatsanwalt Udo Gehring. Der Kaiserslauterner Polizeipräsident Michael Denne sagte, nach dem Tod der Kollegen herrsche „sehr große Betroffenheit“ bei der gesamten rheinland-pfälzischen Polizei. „Seit 4.22 Uhr gilt für uns eine neue Zeitrechnung. Wir sind schockiert, zutiefst entsetzt und traurig.“ Montagmorgen 4.22 Uhr ist der mutmaßliche Zeitpunkt des Verbrechens.

„Abscheuliche Postings“ in den sozialen Netzwerken

Die Ermittler:innen sprachen auch von Beifallsbekundungen mit den Tätern in sozialen Medien. Dies werde man nicht hinnehmen, kündigte Frank Gautsche von der Kriminaldirektion Westpfalz an. Die Behörden würden diese „abscheulichen Postings“ genau untersuchen und alles daran setzen, die Absender von Hassnachrichten strafrechtlich zu verfolgen.

Politiker werben für Solidarität mit Polizei

Mehrere führende Politiker sprachen sich in der „Bild“ für Solidarität mit der Polizei aus. So warb Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) dafür, Verständnis für die Arbeit der Frauen und Männer in Uniform zu zeigen und ab und zu Danke zu sagen – „einfach so“. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte: „Anfeindungen und Angriffe auf Polizisten dürfen wir nicht dulden.“

Reul: Gefahren im Polizei-Job nie völlig auszuschalten

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) bekräftigte: „Den Respekt für diese Frauen und Männer weiter zu stärken, bleibt eine gesellschaftliche Aufgabe.“ Allerdings werde man die Gefahren, die dieser Beruf mit sich bringen könne, nie völlig ausschalten können. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) verwies in der „Bild“ auf eine gestärkte Ausrüstung der Polizei in seinem Bundesland und nannte als ein Beispiel die Einführung von Bodycams.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– eigene Berichte