Operation „Schneeschmelze“: Riesiger Koks-Fund aus dem Saarland geht jetzt in Flammen auf

Das weiße Pulver aus Südamerika gehört zu den beliebtesten Drogen in Deutschland: Kokain. Inzwischen wird es von der Polizei tonnenweise aus dem Verkehr gezogen - und vernichtet. So auch bei einer streng geheimen Aktion in Oberbayern. Dort landete wohl ebenso ein Fund aus dem Saarland in einer Müllverbrennungsanlage.
Es ist die größte Vernichtungsaktion von Drogen in der Geschichte der bayerischen Polizei. Fotos: dpa-Bildfunk/Karl-Josef Hildenbrand
Es ist die größte Vernichtungsaktion von Drogen in der Geschichte der bayerischen Polizei. Fotos: dpa-Bildfunk/Karl-Josef Hildenbrand

Operation „Schneeschmelze“

Den geheimen Ort in Oberbayern sichern schwer bewaffnete Polizist:innen. Die Sorge ist groß, dass Kriminelle versuchen, das zurückzuholen, was die Einsatzkräfte nun vernichten wollen: rund 1,5 Tonnen Kokain, höchster Reinheit. Wert: rund 270 Millionen Euro, wenn es auf der Straße verkauft worden wäre. Die Operation „Schneeschmelze“ ist einmalig in der Geschichte der bayerischen Polizei. Noch nie haben Beamt:innen dort auf ein Mal so viel Rauschgift vernichtet.

Bevor das Kokain in einer Müllverbrennungsanlage in Flammen aufgeht, packen es Polizist:innen zurück in die Bananenkartons, in denen es per Schiff aus Südamerika nach Deutschland gelangt war. Die Kartons sollen gleich mit verbrannt werden, an ihnen haften Spuren. Von den Kriminellen und von dem Kokain. Es liegt ein beißender Geruch in der Luft – irgendeine Mischung aus Kleber, Kalk und Chlor. „Koks hat einen unverkennbaren Gestank“, sagt einer der Polizisten.

Weitere Aufnahme des Stoffs. Foto: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe

In einem Lastwagen der Polizei werden die Koks-Kartons nun zu einer Müllverbrennungsanlage gefahren. Gesichert von zahlreichen Polizeiwagen, die sich mit Blaulicht den Weg durch den dichten Verkehr auf den Straßen bahnen. Selbst neben dem Lastwagenfahrer sitzt ein schwerbewaffneter Beamter. Das bayerische Landeskriminalamt überlässt an diesem Tag nichts dem Zufall. Einsatzkräfte werfen die ersten Kartons mit dem weißen Pulver in den Schacht. „Ein, zwei Einfamilienhäuser liegen jetzt da unten“, scherzt ein Beamter. Jeder Karton, der in den Schacht fällt, wäre für Kriminelle mehrere Hunderttausend Euro wert gewesen. Die Operation „Schneeschmelze“ ist in vollem Gange.

Die Drogen landeten im Feuer. Foto: dpa-Bildunk/Sven Hoppe

Schmugglerring im Visier

Was jetzt bei rund 1.000 Grad vernichtet wird, hatte die Polizei in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Aktionen sichergestellt. So hatten im Jahr 2017 Mitarbeiter:innen in zehn bayerischen Supermärkten nahezu zeitgleich Koks-Pakete von fast 200 Kilogramm in Bananenkisten entdeckt. Es war ein großer Fehler einer Drogenbande und ein Glücksfall für Ermittler:innen. Denn eigentlich hätte das Koks niemals in den Supermärkten landen sollen.

Es folgten wochenlang verdeckte Ermittlungen unter dem Namen „Paraguay“ in vielen Teilen Deutschlands. Die Täter:innen warteten ab, bis die Kisten mit noch grünen Bananen und dem versteckten Kokain von Hamburg aus in Reifehallen in ganz Deutschland geliefert wurden. Dann brachen sie, teilweise bewaffnet, in die Hallen ein. Alles unter Beobachtung des bayerischen Landeskriminalamts: Acht Einbrüche verfolgten die Ermittler:innen im eigenen Bundesland sowie in Hessen, in Nordrhein-Westfalen und im Saarland. Im April 2018 schlugen Spezialeinheiten nach einem Einbruch in eine Hamburger Reifehalle zu. Zwar schafften es die Kriminellen noch, Kokainpakete mitzunehmen, die Fahrt wurde dann aber von den Elite-Polizist:innen gestoppt.

Riesiger Kokain-Fund führt Polizei nach Neunkirchen

2017 hatte die Polizei in einer Neunkircher Bananenreiferei rund 250 Kilogramm reines Kokain mit einem geschätzten Marktwert von circa 50 Millionen Euro sichergestellt. Intensive Ermittlungen ergaben zu dem Zeitpunkt, dass davor bereits 310 Kilogramm Kokain über die gleiche Firma in Neunkirchen verschoben worden waren. Die Täter:innen, die von der Lieferung wussten, brachen in die Firma ein und entwendeten die Drogen.

Fahnder:innen fanden das Rauschgift in Bananenkisten versteckt. Foto: Polizei

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– eigene Berichte