Todespfleger wehrt sich gegen Urteil des Saarbrücker Landgerichts

Nach Überzeugung des Landgerichts wollte ein Pfleger aus dem Saarland als vermeintlicher Retter bei Reanimationen gut dastehen. Er gab daher Patient:innen nicht verordnete Medikamente und nahm dadurch ihren Tod in Kauf. Nun kommt das Urteil auf den Prüfstand in Karlsruhe. Sowohl die Verteidigung als auch die Staatsanwaltschaft legten Revision ein:
Der Bundesgerichtshof wird sich mit dem Fall des Saar-Krankenpflegers befassen. Foto: BeckerBredel
Der Bundesgerichtshof wird sich mit dem Fall des Saar-Krankenpflegers befassen. Foto: BeckerBredel

Krankenpfleger-Prozess geht vor Bundesgerichtshof

Der Bundesgerichtshof wird sich mit dem Fall eines Krankenpflegers aus dem Saarland befassen, der wegen versuchter Morde an fünf Patient:innen und gefährlicher Körperverletzung zu einer lebenslangen Haft verurteilt wurde. Sowohl die Verteidigung als auch die Staatsanwaltschaft legten Revision gegen das Urteil des Landgerichts Saarbrücken ein, wie ein Gerichtssprecher der Deutschen Presse-Agentur am gestrigen Mittwoch (9. März 2022) bestätigte.

Das Gericht hatte für den 30-jährigen Angeklagten zudem ein lebenslanges Berufsverbot als Krankenpfleger oder für den Rettungsdienst verhängt. Die Richter waren allerdings nicht dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf zusätzliche Sicherungsverwahrung gefolgt. Die Verteidigung hatte Freispruch beantragt.

Verteidigung: „dünne“ Beweislage

Schon nach dem Urteil hatte die Verteidigerin die Begründung und Beweislage gegenüber Pressevertreter:innen als „sehr, sehr dünn“ bezeichnet und angekündigt, auf jeden Fall Rechtsmittel beim Bundesgerichtshof einlegen zu wollen.

Nicht verordnete Medikamente verabreicht

Der Angeklagte hatte nach den Feststellungen des Gerichts in den Jahren 2015 und 2016 mehreren Patient:innen in der SHG-Klinik in Völklingen und im Uni-Klinikum Homburg nicht verordnete Medikamente verabreicht. Nach Ansicht der Richter wollte er sich aus Geltungsdrang bei Wiederbelebungsmaßnahmen profilieren. Dass die Menschen dadurch sterben könnten, habe er billigend in Kauf genommen.

Bei der Obduktion von Leichnamen waren Rückstände entsprechender Präparate gefunden worden. Nur zwei der betroffenen Patient:innen hatten die Klinikaufenthalte überlebt. Der Angeklagte hatte zum Prozessauftakt im Juni 2021 erklärt, er habe die ihm zur Last gelegten Taten nicht begangen. Die aufwendigen Ermittlungen waren 2016 in Gang gekommen, nachdem er sich in anderen Kliniken als Arzt ausgegeben hatte.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– eigene Berichte