Trierer Amokfahrt: Opferanwalt mit emotionalem Plädoyer – „Sie werden Ihre Augen im geschlossenen Vollzug schließen“

Opferanwält:innen haben im Prozess um die Amokfahrt von Trier mit fünf Toten jetzt ihre Plädoyers gehalten. Sie forderten lebenslange Haft für den mutmaßlichen Täter.
Ein Justizbediensteter begleitet den 52-jährigen Angeklagten (r) zum Prozess um die tödliche Amokfahrt in Trier in den Gerichtssaal. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk
Ein Justizbediensteter begleitet den 52-jährigen Angeklagten (r) zum Prozess um die tödliche Amokfahrt in Trier in den Gerichtssaal. Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Im Prozess um die tödliche Amokfahrt in Trier/Rheinland-Pfalz haben weitere Opferanwält:innen am Donnerstag (21. Juli 2022) eine lebenslange Haftstrafe für den Angeklagten gefordert. Sie schlossen sich damit in ihren Plädoyers vor dem Landgericht Trier den Anträgen der Staatsanwaltschaft an. Diese hatte Ende vergangener Woche auch auf Feststellung der besonderen Schwere der Schuld plädiert und die Unterbringung des Mannes in der Psychiatrie beantragt. Bei der Amokfahrt am 1. Dezember 2020 waren fünf Menschen getötet worden. Zudem gab es zahlreiche Verletzte und Traumatisierte.

Die Polizei nahm einen 52-Jährigen fest. Foto: dpa-Bildfunk

Opferanwalt zu Angeklagtem: „Sie sind ihr Mörder“

Otmar Schaffarczyk, der den Bruder einer getöteten 73-Jährigen vertritt, wandte sich direkt an den mutmaßlichen Amokfahrer: „Sie sind ihr Mörder. Und ich bin mir sicher, Sie werden Ihre Augen im geschlossenen Vollzug schließen.“ Die 73-Jährige sei eine lebensfrohe Frau gewesen, die „ohne Vorwarnung von hinten frontal in den Rücken“ getötet worden sei, sagte der Anwalt.

Mann raste durch Trierer Fußgängerzone

Seit dem 19. August 2021 steht als mutmaßlicher Täter ein 52-Jähriger vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten fünffachen Mord und versuchten Mord in 18 weiteren Fällen vor. Der Deutsche soll mit seinem Geländewagen durch die Trierer Fußgängerzone gerast sein, um möglichst viele Menschen zu töten oder zu verletzen.

Anwalt: Amokfahrt brachte großes Leid über Familien und Stadt

Anwalt Thomas Roggenfelder sagte, die Amokfahrt habe großes Leid über „viele Familien, die Stadt und darüber hinaus“ gebracht. Seine Mandantin, die Opfer eines versuchten Mordes geworden sei, leide bis heute unter den Folgen der Tat. „Sie fragt sich immer nach dem Warum“, sagte er. Diese Frage bleibe in dem Prozess leider unbeantwortet.

Bei der Tat kamen fünf Menschen ums Leben. Foto: dpa-Bildfunk

Motiv weiter unklar

„Es gibt kein Motiv, auch kein absurdes“, sagte Anwalt Felix Orloswki. Seine Mandantin sei damals 14 Jahre alt gewesen, als sie frontal von dem Auto des Mannes erfasst wurde. „Es scheint wie ein Wunder, dass sie überlebt hat.“ Trotz damals schwerster Verletzungen gehe es ihr heute gut. „Dennoch: Die große Narbe über ihrem Bauch erinnert sie jeden Tag an den Tag.“

Anwalt spricht von „Horrorfahrt“

Der Ehemann einer getöteten 52-Jährigen sei seit der Tat schwer traumatisiert, sagte dessen Anwältin. Das Opfer sei „eine warmherzige Frau“ gewesen, dessen Verlust kaum zu verkraften sei. Ein weiterer Anwalt sprach von einer „Horrorfahrt“. Die „sinnlose und feige Jagd“ auf Menschen habe das Sicherheitsgefühl in der Stadt verändert.

Die Tat hatte deutschlandweit für Entsetzen gesorgt. Foto: dpa-Bildfunk

Amokfahrer schweigt bislang

Am vorherigen Prozesstag hatten sich Nebenkläger-Vertreter ebenfalls weitgehend den Forderungen der Staatsanwaltschaft angeschlossen. Am 11. August sollen die Plädoyers der Verteidigung gehört werden. Das Urteil könnte am 16. August fallen. Nach dem Gutachten leidet der Angeklagte an einer paranoiden Schizophrenie. Er hat bisher geschwiegen.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur