Kassenärzte wollen Bürgertests nicht mehr abrechnen – ihr Chef fordert sogar komplette Abschaffung

Kassenärzte-Chef Andreas Gassen hat mit deutlichen Worten ein Ende der Corona-Bürgertests gefordert. Zuvor hatten sich die Mediziner mit einem Brief an Gesundheitsminister Karl Lauterbach gewandt. Darin erklärten sie, die Bürgertests nicht mehr abrechnen und auszahlen zu können.
Die Corona-Tests kosten seit Donnerstag für die meisten Menschen drei Euro. Foto: Marcus Brandt/dpa-Bildfunk
Die Corona-Tests kosten seit Donnerstag für die meisten Menschen drei Euro. Foto: Marcus Brandt/dpa-Bildfunk

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat eine komplette Einstellung der Corona-Bürgertests gefordert. „Diese unsinnigen Tests müssen abgeschafft werden. Sie sind viel zu teuer, der bürokratische Aufwand ist riesig und die epidemiologische Aussagekraft ist Null“, sagte Gassen der „Bild“-Zeitung.

Gassen: „Völlig sinnfreie Veranstaltung“

Es sei eine „völlig sinnfreie Veranstaltung, anlasslos gesunde Menschen mit fragwürdiger Qualität zu testen“, betonte der KBV-Chef. PCR-Tests bei Patienten mit Symptomen seien aber wichtig, um Corona-Infektionen eindeutig nachzuweisen.

Kassenärzte wollen Tests nicht mehr abrechnen

Die KBV und die Kassenärztlichen Vereinigungen bundesweit hatten am Donnerstag (30. Juni 2022) in einem Schreiben an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärt, dass sie Bürgertestungen „zukünftig nicht mehr abrechnen und auszahlen können.“ Sie begründeten dies unter anderem damit, dass sie Anspruchsvoraussetzungen noch weniger als schon der Vergangenheit prüfen könnten. Die Kassenärztlichen Vereinigungen kritisierten, dass sie vor Veröffentlichung der neuen Testverordnung nur 4 Stunden und 15 Minuten Zeit gehabt hätten, die neuen Regelungen zu kommentieren. Reaktionen habe es seitens des Ministeriums darauf nicht gegeben.

Das sagt das Gesundheitsministerium

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums erklärte auf Anfrage, man gehe davon aus, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen als Körperschaften des öffentlichen Rechts ihrem Auftrag zur Abrechnung und Stichprobenprüfung der Testzentren weiterhin nachkommen werden. „Im Dialog werden wir kurzfristig mit den KVen erörtern, wie die neuen Regeln unbürokratisch umzusetzen sind“, sagte ein Sprecher.

Tests kosten für die meisten jetzt Geld

Kostenlose Tests gibt es seit Donnerstag nun nur noch für Risikogruppen und andere Ausnahmefälle. Für Tests etwa für Familienfeiern, Konzerte oder Treffen mit Menschen ab 60 werden drei Euro Zuzahlung fällig. Wer einen solchen Test will, muss unterschreiben, dass er zu diesem Zweck gemacht wird.

Lauterbach verteidigt neue Regeln

Lauterbach verteidigte die Neuregelung erneut. Tests würden nun aussagekräftiger. „Wenn jeder sich einfach so oft testen lassen kann wie er will, ohne, dass es einen Grund dafür gibt, dann sind auch zu viele Tests negativ oder wenn sie positiv sind, dann oft falsch-positiv“, sagte Lauterbach in der Sendung „RTL Direkt“. Er fügte hinzu: „Wir haben das eingeschränkt, so dass die Tests aussagekräftiger sind.“ Zwar müssten Bürger sich jetzt beteiligen an den Kosten. Lauterbach appellierte aber an die Menschen: „Wenn ich für drei Euro in einer größeren Gruppe viele Menschen vor der Ansteckung schützen kann, dann ist das gut investiertes Geld.“

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur