So verteidigt Gesundheitsminister Lauterbach das Ende der Quarantänepflicht

Das geplante Ende der bisherigen Quarantäne- und Isolationsregeln ist am Dienstag (5. April 2022) auf schwere Kritik gestoßen. Der Bundesregierung wird vorgeworfen, eine Politik zu betreiben, die Menschenleben gefährde. Ausgerechnet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verteidigte unterdessen jedoch den Wegfall der Quarantänepflicht:
Karl Lauterbach (SPD) verteidigte am Dienstag (05.04.2022) die geplante Aufhebung der Quarantänepflicht. Foto: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka
Karl Lauterbach (SPD) verteidigte am Dienstag (05.04.2022) die geplante Aufhebung der Quarantänepflicht. Foto: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Ende der Quarantänepflichten ab Mai geplant

Am gestrigen Montagabend (4. April 2022) haben sich die Gesundheitsminister:innen von Bund und Ländern darauf verständigt, die bisherigen Quarantäne- und Isolationsregeln in Deutschland zu beenden. Demnach soll bereits ab dem 1. Mai 2022 auf ein Prinzip der Freiwilligkeit gesetzt werden. Corona-Infizierten und deren Kontaktpersonen soll dann nur noch „dringend empfohlen“ werden, sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu vermeiden. Strengere Vorgaben soll es aber weiter für Beschäftigte in Gesundheitswesen und Pflege geben. Wenn diese sich infiziert haben, sollen sie weiter mindestens fünf Tage in Isolation, ehe sie sich freitesten können.

Pläne stoßen auf reichlich Kritik: „Diese Politik gefährdet Menschenleben“

Der geplante Wegfall der Quarantänepflichten stieß von vielen Seiten auf Kritik. Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) störte sich insbesondere daran, dass die Isolationspflichten auch für Infizierte mit Symptomen wegfallen sollen. Ähnlich sieht es auch der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibnitz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie. „Wenn eine Person Symptome aufweist, dann sollte sie zu Hause die Corona-Infektion aussitzen, anstatt noch mehr Menschen anzustecken“, so Zeeb, der auch davor warnte, dass sich im Herbst und Winter wieder die Gefahr erhöhe, dass das Virus mutiere.

Am härtesten fiel wohl der Vorwurf des Sozialverbands VdK aus. „Der Schutz der Risikogruppen spielt für die Politik offenbar überhaupt keine Rolle mehr“, so VdK-Präsidentin Verena Bentele. Laut Bentele hätten alte Menschen, Pflegebedürftige, Menschen mit Behinderungen und chronisch Kranke zu Recht große Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Mit einer solchen Politik, wie sie die Bundesregierung nun plane, verweigere man denjenigen die Solidarität, die so dringend darauf angewiesen seien. „Diese Politik gefährdet Menschenleben“, so Bentele.

Ausgerechnet Bundesgesundheitsminister Lauterbach verteidigt Ende der Quarantänepflicht

Ausgerechnet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat unterdessen das weitgehende Ende amtlich angeordneter Quarantänepflichten für Corona-Infizierte verteidigt. Pochte er in der Vergangenheit stets auf strengere Corona-Regeln, scheint er in seinem Amt als Gesundheitsminister offenbar immer mehr von dieser Linie abzuweichen. Lauterbach erklärte am Dienstag, dass man mit dem Wegfall der Isolationspflicht darauf abziele, Arbeit der Ämter auf die Bereiche zu konzentrieren, auf die es jetzt ankomme. Bei den aktuell hohen Fallzahlen kämen Quarantäne-Anordnungen ohnehin oft unvollständig oder zu spät.

Wichtigere Aufgaben wie die Identifikation größerer Ausbrüche oder von Infektionsketten blieben derzeit auf der Strecke. Das wolle man ändern, in dem man die Kräfte bündelt, um zumindest die besonders wichtige Isolation von infizierten Beschäftigten im Gesundheitswesen sicherzustellen. Dies schütze besonders verletzliche Gruppen. „Hier geht es einzig und allein darum, die total überlasteten Gesundheitsämter so neu zu strukturieren, dass sie die Arbeit machen können, die jetzt am wichtigsten ist“, so Lauterbach.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– Bericht des „ZDF“
– eigene Berichte