Lauterbach rechnet mit Hunderttausenden Neuinfektionen pro Tag – „Belastungsprobe“ erwartet

Die Infektionszahlen in Deutschland schießen immer weiter in die Höhe. Laut Gesundheitsminister Lauterbach ist die Spitze jedoch noch lange nicht erreicht. Bund und Länder beraten am Montag, wie es weitergehen soll.
Im Bild:Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit. Foto: dpa/picture alliance/Kay Nietfeld
Im Bild:Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit. Foto: dpa/picture alliance/Kay Nietfeld

Lauterbach rechnet mit Hunderttausenden Neuinfektionen pro Tag

Gesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet bis Mitte Februar mit mehreren Hunderttausend Corona-Neuinfektionen am Tag. Es sei mit Blick auf realistische Szenarien davon auszugehen, „dass die Welle Mitte Februar ungefähr ihren Höhepunkt haben wird und dass wir dann mehrere Hunderttausend Fälle pro Tag erwarten müssen“, sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend (19. Januar 2022) in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Es sei nicht gesagt, dass es zu den Szenarien komme, aber „die haben die größte Wahrscheinlichkeit“.

Dabei gebe es Länder, die solche Zahlen auch mit Blick auf die Intensivstationen verkraften könnten, in Deutschland sei die Lage jedoch eine andere. „Da wir in Deutschland eine hohe Zahl von Ungeimpften bei den Älteren haben, kann es bei uns ganz anders ausgehen als beispielsweise in Italien, Frankreich oder England“, sagte Lauterbach. In England liege etwa die Zahl der Ungeimpften in der Gruppe der über 50-Jährigen bei ein bis zwei Prozent. „Das sind Werte, an die wir nicht herankommen“.

RKI meldet über 133.000 Neuinfektionen

In Deutschland meldete das Robert Koch-Institut am Donnerstagmorgen (20. Januar 2022) über 133.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Am Vortag war erstmals die Schwelle von 100.000 gemeldeten Neuinfektionen überschritten worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg am Donnerstag zudem erstmals über 600 – der Wert lag bei 638,8 registrierten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:innen innerhalb einer Woche. Auch im Saarland wurde die 600er-Schwelle überschritten.

Omikron zeigt sich nicht auf Intensivstationen

Bislang spiegelt sich die von der Virusvariante Omikron ausgelöste Welle nicht auf den Intensivstationen. Dort ist die Zahl der Corona-Patient:innen laut Medizinervereinigung Divi seit der ersten Dezemberhälfte von rund 5.000 auf zuletzt 2.664 gesunken. Momentan infizieren sich vergleichsweise wenig Ältere, die besonders anfällig für schwere Verläufe sind.

Lauterbach sagte zur aktuell recht niedrigen Hospitalisierungsrate, dies sei eine „irrelevante Momentaufnahme“, da die Welle, die aktuell in England und Frankreich laufe, in Deutschland erst noch komme. „Die richtige Belastung auf den Intensivstationen würde ich Mitte, Ende Februar erwarten, das ist noch ein Monat hin und dann hoffe ich, dass es dann noch gut aussieht“, sagte Lauterbach. „Das wird die Belastungsprobe sein, nicht das, was wir jetzt sehen.“

Thema knapper werdende PCR-Tests

Angesichts knapper werdender PCR-Tests will Lauterbach Beschäftigte in sensiblen Gesundheitseinrichtungen bei der Laborauswertung bevorzugen. „Wir werden tatsächlich so hohe Fallzahlen bekommen, dass wir die PCR verteilen müssen, priorisieren müssen, dazu werde ich am Wochenende einen Vorschlag vorlegen, wie das passieren soll“, kündigte Lauterbach am Mittwochabend an. Die Beschlussvorlage soll am Montag bei erneuten Beratungen von Bund und Länder beschlossen werden.

Debatten über Impfpflicht

Die SPD-Fraktion will sich derweil bei ihrer Klausurtagung am Donnerstag für eine zügige Entscheidung im Bundestag über die Impfpflicht stark machen. Die Überwindung der Corona-Pandemie habe „absoluten Vorrang“, heißt es in dem Entwurf der Fraktionsführung für ein Arbeitsprogramm, das bei der Tagung beschlossen werden soll. „Die parlamentarischen Beratungen zur Impfpflicht werden wir zügig und mit der gebotenen Sorgfalt voranbringen.“ Ein Zeitplan wird in dem Papier allerdings nicht genannt.

Geplant ist aber, dass nach einer „Orientierungsdebatte“ in der kommenden Woche aus den Reihen der Fraktion Eckpunkte für einen Gesetzentwurf vorgelegt werden. Auf dieser Grundlage soll dann mit Parlamentarier:innen anderer Fraktionen über einen gemeinsamen Gruppenantrag beraten werden, über den möglichst bis Ende März abgestimmt werden soll. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich für ein Inkrafttreten im April oder Mai ausgesprochen.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– eigene Berichte